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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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sich gehabt, etwas Unruhiges, Verzweifeltes. Und diese unnatürliche Erregung hatte sich überall im Schloß ausgebreitet, war in alle Ecken und Winkel gekrochen – wie ein dämonisches Geistwesen, daß sich bis an die Haarwurzeln mit dem Edelstoff ›Aufgeregtheit‹ vollgeknallt hat. Niemand war gegen dieses Fieber immun. Sogar das in der Küche eingemietete Rattenrudel zuckte ein klein wenig nervöser als sonst.
    Allerdings wußte keine von den Ratten, warum das so war. Und selbst wenn man es ihnen angemessen hätte erklären können, so hätte es doch keine von ihnen verstanden. Den Grund dieser Aufregung zu verstehn, das ging weit über den Horizont auch noch der vernunftbegabtesten Ratte.
    Die Bewohner von Schloß Isolon bereiteten sich auf einen ungeheueren Gewaltakt vor. Den ersten nach zweiundzwanzig Jahren. Sie bereiteten sich darauf vor, in den Krieg zu ziehen.
    Was die Gewalt anging – diesen Aspekt hätten die Ratten wahrscheinlich verstanden: Keine gesunde Ratte hat etwas gegen eine anständige Holzerei, wenn es um den Schutz des Territoriums ging; sie war sogar bereit, mit einem saftigen Stück stinkenden Blauschimmelkäses gegen eine Horde Wanderratten vorzugehen. Das alles war guter, gesunder, urwüchsiger Instinkt.
    Aber Krieg, das war ein anderes Paar Stiefel, ein vollkommen anderes. Das Konzept eines planmäßig vorbereiteten, mit Vorbedacht auf einem bestimmten Schauplatz und zu einer bestimmten Zeit ausgeführten Gewaltaktes, das allein war schon unvorstellbar genug. Aber diese Figuren hier im Schloß wuselten dazu noch Tage im vorhinein durch die Gegend und schmierten sich Pausenbrote! Möglicherweise hatte das mit dem zu tun, was man Intelligenz nannte.
    Vor Tagen hatte das alles begonnen, inzwischen waren die Vorbereitungen fast abgeschlossen. Die Waffen aus der Waffenkammer waren gesäubert, poliert und geschliffen, die Rüstungen der Infanteristen blank geputzt, geschmiert und in manchen Fällen um die Hüfte ein paar Zentimeter weitergemacht worden. Die Kriegspoeten und Schlachtenmaler waren wieder reaktiviert worden, um den sicher zu erwartenden Sieg in ansprechender Weise der Nachwelt zu überliefern. Und Brummas, achtundachtzigjähriger Oberbefehlshaber der kulinarischen Brigade, Reichsverweser des Befestigten Blechnapfs und einer der Kriegsherren von Isolon – Brummas war ein fabrikneuer Voll-PRoSt [21] zur Verfügung gestellt worden.
    Morgen abend war es soweit.
    Morgen war der große Tag.
     
    »Warum soll ich jetzt wieder schuld sein?« quengelte Hogshead.
    »Was wolltest du eigentlich damit beweisen?« schimpfte Firkin und beantwortete seine Frage gleich selbst: »Daß Magie die Lösung für alle unsere Probleme ist!«
    »Es hat funktioniert.«
    »Aha! Und warum hat er uns dann rausgeworfen?«
    »Irgendwann hat’s nicht mehr funktioniert«, gestand Hogshead seinen Füßen. »Aber das ist nicht meine Schuld!«
    »Und wer ist dann schuld?«
    »Ich hab nicht mehr Zeit gehabt, um alles zu lernen. Die letzten drei Zeilen … Ich, äh …«
    »Ja?« fauchte Firkin.
    »… äh, hab ich vergessen.«
    »Vergessen! Wegen dir und deinem hervorragenden Gedächtnis sitzen wir also jetzt hier fest.«
    »Auf die Magie ist Verlaß. Wirst schon sehen!« Hogshead steckte geknickt die Hände in die Jackentaschen.
    Ziellos, entmutigt und vollkommen ahnungslos, was sie – und wenn wo – als nächstes tun sollten, irrten sie einsam durch die niederschmetternd trüben und schmuddeligen Gassen im Glasscherbenviertel von Cranachan und achteten kaum darauf, in welche Richtung sie gingen. Plötzlich bemerkte Hogshead erstaunt, daß ein paar Melodiefetzen wie beiläufig heraufschlenderten an die Türen seines dumpf vor sich hinbrütenden Gemüts und gern auf ein Gläschen hereingeschaut hätten. Er schüttelte den Kopf, als erwache er aus einem jener Tagträume, denen insbesondere männliche Teenager gern nachhängen, und suchte nach der Quelle dieser Klänge. Er spitzte die Ohren: Nicht weit von ihm entfernt wehten wieder ein paar Töne über eine Mauer; es klang, als spielte ein Streichquartett vor einer sanft dösenden kleineren Zuhörerschaft. Hogshead lugte durch einen Riß in der zerbröckelnden Mauer und sperrte verwundert Mund und Nase auf: Vor seinen Augen dehnte sich ein saftiger Rasen, der mit lebensgroßen steinernen Engelsfiguren bestückt war und an dessen anderem Ende, etwas erhöht, ein kleines Podium errichtet war, auf dem unter dem Dach eines in Marmor aufgeführten großen Bühnenbaus

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