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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Klayth schlug die Hände vors Gesicht und wünschte sich, der Thron, auf dem er saß, möge ihn verschlingen – schnell, lautlos und am liebsten sofort.
    Die Stimmung im Saal heizte sich beängstigend auf. Paladino hüpfte vor der versammelten Menge auf und ab, stieß kläffende Laute aus und bat dringend und verzweifelt um Ruhe. Niemand hörte auf ihn. Nur die ängstlichsten unter den versammelten Händlern nahmen ihn wahr. Aber weil sie in den hintersten Reihen nahe an der Tür standen (womit sie sich für den Fall einer zunehmenden Eskalation einen raschen Abgang gesichert hatten), sahen sie nur gelegentlich einmal Paladinos Hände über den Köpfen ihrer Kollegen fuchteln. Sie gingen selbstverständlich davon aus, daß es sich um ein Zeichen der Zustimmung handelte, achteten nicht weiter darauf und brummelten und murrten zu gegebener Zeit ihr »Hört, hört!«. Damit bewirkten sie unglücklicherweise, daß sich Paladino nur um so mehr ins Zeug legte – er hüpfte und hopste, als wäre er ans obere Ende einer sehr großen und starken Sprungfeder angeschweißt. Die Situation geriet immer mehr außer Kontrolle, und Paladino tat das seine dazu: Statt Öl auf die Wogen zu gießen, goß er es ins Feuer.
    Dann büffelte sich ein bulliger Kaufmann mit Gewalt einen Weg durch die rebellische Menge. Klayth blickte auf. Plötzlich wünschte er sich, Börrnhadt und Mattsches wären noch bei ihm. Der Kleiderschrank starrte Klayth drohend an. »Sire! Heut morgen hab ich eine Gemüselieferung reingekriegt. Und mit der Lieferung eine Mitteilung. Und wie mir gesagt worden ist, steht in der Mitteilung, daß keine Lieferung mehr reinkommt, bis die Sache mit den Raubüberfällen aus der Welt geschafft ist.« Das Geschrei war verstummt, die Menge lauschte angespannt.
    »Soll das heißen, du kriegst keine Waren mehr?«
    »Nix anders. Nicht, bis die Sache aus der Welt ist.«
    Schlagartig setzte die Diskussion wieder ein, hitzig und um einige Dezibel lauter als zuvor. Der bullige Kaufmann winkte mit der Hand und bat sich Ruhe aus. Paladino zitterte stumm.
    »Sire! Bei aller Hochachtung, Sire, aber – wie wär’s’n eig’ntlich, wenn Ihr Euch mal in Trab setzt und Euch um die ganze Scheiße kümmert? Tschulligung – weg’n meim Cranachisch, mein ich.«
    »Waff für ein ffockierende Ffprache!« jaulte Paladino indigniert auf.
    »Ist, ist …«, stotterte Klayth nervös, »ist schon geschehen.« Die Menge war verdattert, Paladino hielt den Kopf seltsam schief. »Schon entschuldigt, meine ich – deine cranachische Ausdrucksweise«, setzte Klayth erklärend hinzu. Paladino war ffockiert. Der massige Kaufmann nickte und gab auf diese Weise eindringlich zu verstehen, daß er gern gewußt hätte, welche Schritte Klayth zu unternehmen gedenke.
    Klayth hätte es ebensogern gewußt.
    »Kann eigentlich jemand den Dieb beschreiben?« wagte er dann den Anfang.
    »Das ist der widerlichste, fieseste und schleimigste …«
    »Nein«, ging Klayth dazwischen, »ich meine, ob jemand weiß, wie er aussieht?«
    Schweigen. Lastendes, bedrückendes Schweigen. Nur hin und wieder von einem unergiebigen »Äh …« oder »Hm!« oder »Öööh …« unterbrochen.
    »Es hat also noch niemand den Dieb gesehen?« fragte Klayth.
    Immer noch Schweigen und verlegenes Gebrummel.
    »Hat jemand einen Anhaltspunkt, um wen es sich handeln könnte? Vielleicht eine Bande vagabundierender Handlungsreisender?«
    Schulterzucken.
    »Ein paar cranachische Randalierer?«
    Gemurmel. Dummes Zeug hauptsächlich.
    »Ein einzelner? Na – irgendwelche Vorstellungen?«
    Warum sagt mir denn keiner, daß es nicht er ist? schluchzte Klayth. Ganz tief drinnen, damit es keiner hören konnte.
    Leises, schüchternes Füßescharren.
    Im Kopf des Königs stieß ein Preßluftbohrer gegen ein Hindernis. Ein dunkelbraunes Abflußrohr ging in die Brüche, dickflüssig und schwarz schwappte das Grauen aus der defekten Leitung.
    »Kann denn niemand irgendwelche zweckdienlichen Hinweise geben? Weiß denn keiner, mit wem wir es zu tun haben?« bettelte Klayth flehentlich.
    »Ist das eine Rätselfrage?« kam ein Zwischenruf aus den hinteren Reihen. »Das ist so eine Art Quiz hier, oder?«
    »Ja genau! Und wie heißt die Lösung?«
    »Ihr wißt es, hab ich recht? He, Leute, der König weiß es!«
    »Laßt schon hören!«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte Klayth. Schwarzes Grauen überflutete seine Seele.
    »Aber einen Tip könnt Ihr uns doch geben!«
    »Ich, also … Ich habe einen Verdacht.«

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