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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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er jetzt brauchte, war die Chance, daß sich irgendwo eine winzige Öffnung auftat – noch im selben Augenblick wäre er drinnen, wäre am Ruder und würde eine Schreckensherrschaft errichten, die schlimmer und mörderischer sein sollte als alles, wovon er jemals geträumt hatte.
    Die Brechstange, um diese winzige Öffnung aufzuhebeln – die mußte ihm jemand besorgen. Alles andere würde er dann selbst erledigen.
    Aus der dunklen Höhle des toten Baums war plötzlich das Flattern winziger Flügel zu hören. Die Gerüchte flogen davon. Jahrelang hatten sie in diesem Baum gehockt und gewartet. Niemand kam mehr nach Losa Llamas, niemand hätte sie gehört. Es blieb ihnen nichts übrig, als in ihrem Loch zu hocken und sich gegenseitig ihre Anschauungen und Klatschgeschichten zu erzählen. Alle waren sie Teile eines symbiotischen Verbundes, in dem jeder an den Legenden des anderen schmarotzte, um so den Geist ihres Unternehmens am Leben zu halten. Um bereit zu sein, wenn ihnen ihre Chance geboten wurde.
    Die Chance hieß Swinehunt.
    Die Gerüchtestaffel breitete die hauchdünnen Flügel aus, flog zwischen den Bäumen hindurch und über Büsche hinweg und spürte voll freudiger Erregung den Auftrieb der Luft unter den Schwingen. Sie waren im Einsatz, sie hatten einen Auftrag. Plötzlich schien ihnen die Zeit der Langeweile schon lange zurückzuliegen. Ihr Ziel lag genau vor ihnen, hinter den letzten Bäumen am Waldrand. Mit aufgeregtem Gesumm flogen sie die letzten Meter durch den Wald, waren plötzlich im Freien, jagten mit Geheul durch den offenen Luftraum und schwangen sich hoch hinauf – dorthin, wo das Ziel ihres Einsatzes lag.
    Brummend und murrend stapfte Swinehunt über den sumpfigen Boden am Waldrand. Keine Macht und nasse Füße! Das war nicht mehr lustig.
    In geschlossener Formation flogen die Gerüchte auf den murrenden Mann zu. Für sie war er riesig, ein Schalltrichter mit gewaltigen Ausmaßen. Sie steuerten seinen Kopf auf einer Anfluglinie an, die gerade auf seinen Rücken zulief. Der Staffelführer hatte den Nacken im Visier. Die Gerüchte formierten sich (kein Befehl hatte sie dazu veranlassen müssen) glatt und reibungslos zu einer Kette und flogen, jeder im Windschatten seines Vordermanns, in Reihe dahin. Der Kopf von Swinehunt wurde immer größer und größer und füllte, je näher sie ihm kamen, ihr Sehfeld immer weiter aus. Noch näher. Im allerletzten Moment erst drehte der Staffelführer ab, wendete und ging auf einen Kurs dicht an der Oberfläche von Swinehunts Nacken entlang. Auf der Stelle änderte sich der Horizont vor ihnen. Sie befanden sich jetzt auf einem blaßrosafarbenen Planeten und flogen durch einen Dschungel aus dünnen hohen Stengeln, der von Schuppen bedeckt war. Der rasende Zickzack-Flug durch diesen Stengelwald erforderte ein bis auf den Bruchteil einer Sekunde genaues Timing.
    Plötzlich ragte vor ihnen ein riesiger blaßrosafarbener Überhang auf, dessen Abmessung nur ungefähr zu erahnen war, weil er zum großen Teil von den Haaren auf Swinehunts Kopf verdeckt wurde. Der Staffelführer führte – zeitlich perfekt abgestimmt – einen Immelmann-Turn aus und stürzte sich mit Höchstgeschwindigkeit in die dunkle Tiefe der gewaltigen Höhle. Der Rest der Staffel folgte unmittelbar hinter ihm. Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, raste das führende Gerücht durch das Innere von Swinehunts Ohrmuschel und bohrte eine Öffnung in die dünne Membran des Trommelfells. Die anderen Gerüchte flitzten durch dieses nadeldünne Loch hinter ihm her. Sie teilten sich auf und flogen in zwei Reihen um das riesige Loch im Zentrum des Steigbügels, dann durch eine weitere Membran in das Spiralhorn der Schnecke. Von dort den Hörnerv entlang und durch die Prozeßsteuerungsabteilung direkt ins Gedächtniszentrum.
    Swinehunt zog eben sehr vorsichtig den Fuß aus einem Morastloch. Und blieb plötzlich, wie ein zur Salzsäule erstarrter Reiher, regungslos stehen. Er bohrte versunken im rechten Ohr, und schlagartig, mit absoluter Klarheit fiel ihm wieder ein, was er über Losa Llamas gehört hatte. Die Erinnerungen kehrten zurück, die Gerüchte hatten ihren Auftrag erfolgreich ausgeführt.
    Swinehunts Gehirn verfiel in aufgeregte mentale Betriebsamkeit. Mit dem Geschick eines Mendelschen Genetikers kreuzte es innerhalb von Sekunden seine übermäßige Machtgier mit dem, was im Speicher seines Gedächtnisses an Wissen über die Ultimative Waffe aufbewahrt war, und hatte im nächsten Augenblick

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