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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Richtung weht«, sagte Courgette grinsend, »wirst du’s ziemlich schnell riechen!«
    Firkin blickte sie finster an.
    »Ooh!« Dawns angeregte Einbildungskraft eilte durch den Wald voraus in das Guldenburg ihrer Phantasie. Mit der Gummilinse ihres geistigen Auges holte sie ganz nahe heran, was sie sich an Pracht und Herrlichkeit ausgemalt hatte. Sie sauste durch die Straßen der Stadt, von denen sie eine genaue, detailgetreue Vorstellung hatte. Stundenlang hatte ihr Firkin die prächtigen goldenen Türme geschildert, die wie güldene Berge zum Himmel aufragten; hatte ihr von den Stadtbewohnern erzählt, von wunderschönen Menschen, deren Schönheit nur noch ihr übergroßer Edelmut gleichkam; und von den wohltuend duftenden Straßen, über deren Pflaster zu schreiten eine wahre Wonne sein mußte.
    Firkin hatte das ungute, beklemmende Gefühl, daß die Wirklichkeit den leicht übersteigerten Erwartungen, die Dawn bezüglich dieser Stadt hatte, möglicherweise nicht ganz entsprechen werde.
     
    Dort, wo die zwei Flüsse zusammentrafen, tosten die Wasserfluten ohne Ende mit ohrenbetäubendem Dröhnen. Irgendwo schlängelte sich ein einsames schwarzes Ding über den Rand eines tropfnassen bemoosten Flecks. Irgendwie gelang es ihm, Halt zu finden. Es schob sich um eine Winzigkeit weiter vor, gerade so weit, daß sich ein zweites schwarzes Ding zu ihm gesellen konnte. Mit vereinter Kraft zogen die beiden Lederfinger jetzt wieder und wurden für ihre Mühe durch das Auftauchen eines dritten und dann noch eines vierten glänzenden Fingerlings belohnt. Das kaum hörbare Ächzen, das von unten heraufdrang, und das Zittern der schwarz behandschuhten Hand zeigten, wieviel Mühe dieses Unterfangen kostete. Stöhnend, keuchend und klatschnaß vom Scheitel bis zur Sohle, krabbelte Swinehunt platschend die steile Felswand hinauf, die wie hinter einem brausenden grünen Vorhang hinter dem Wasserfall lag, über den der Ghawiall in die Tiefe stürzte. Genau über sich sah er eine schmale Kante, das letzte Stück festen Bodens, über das Millionen Liter Wasser fünfzig Meter tief nach unten in das Flußbett des Kheyman fielen. Jeder Fels, jeder Stein, alles rund um ihn war tropfnaß – wo immer die Luft auf einen festen Fleck stieß, lud sie ihre feuchte Last ab. Swinehunts Hand, die nach Griffen und Halten suchte, scheuchte Salamander aus ihren Verstecken in den Ritzen und Felsspalten. Unablässig dröhnten und donnerten die sintflutartigen Wasserfluten.
    War es ein Déjà-vu-Erlebnis, oder lag es einfach an seinem außerordentlichen Vorstellungsvermögen, daß er glaubte, er sei schon einmal hier gewesen? Aus irgendeinem Grund kannte er jeden festen Griff und wußte außerdem, wie er verwundert feststellte, mit absoluter Sicherheit das eine: Wenn er es schaffte, sich auf diesen Felssims ein kleines Stück weiter nach oben hinaufzuziehen, wenn er dann das Gestrüpp zur Seite schob und die Tür aufstemmte – dann stand er im Eingang zu jenem Gang, der direkt ins Zentrum von Losa Llamas führte.
    Mit letzter übermenschlicher Anstrengung und wildem Gestrampel zog und schob er sich hoch und landete schließlich sicher auf dem schmalen Felsband. Er lag auf dem Bauch und hörte seinen Puls in den Arterien und Venen hämmern, so laut, daß er sogar das Getöse der Wassermassen übertönte. Er war bis auf die Haut durchnäßt, war durchweicht von Kondenswasser, Sprühwasser und den Strömen von Schweiß, die er bei seinem Aufstieg vergossen hatte. Etwa fünfzehn Meter vor ihm befand sich die Abbruchkante des Wasserfalls. Selbst für einen muskelbepackten Barbaren, der die Tollkühnheit besessen hätte, über diese Wand aufzusteigen, hätte ein Fehltritt, ganz gleich an welcher Stelle auch immer, den sicheren Tod bedeutet – für den klapperdürren Ex-Erzkanzler sowieso. Er fluchte beim Gedanken daran, wieviel Energie er verschwendet hatte, um sich bis an diese Stelle durchzukämpfen. Swinehunt haßte das Leben in freier Natur. Es war alles so mühselig: ewig erst bergauf, dann ewig wieder bergab – es war ein einziger Kampf. Natur, das war Stumpfsinn und Unwissenheit, der Natur war nicht beizukommen. Sie ließ sich nichts befehlen, selbst wenn man auf sie einbrüllte, bis man blau anlief. Man konnte sie noch nicht einmal bestechen. Ihn schauderte, als er daran dachte, von welchen Gefahren er umgeben war. Ein Fehltritt … Die reißende Strömung des Ghawiall hätte ihn auf den Grund gezogen und unter tonnenschweren Wassermassen dort

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