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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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des frühen Morgens würden verkaterte Augen seinen zerschundenen Leichnam entdecken – zerquetscht, zerstampft und plattgetrampelt. Entsetzlich, so sterben zu müssen.
    Bevor er wußte, wie ihm geschah, wurde er von einer Hand am Kragen gepackt und auf den Knien über den Boden geschleift. Noch immer war er zu Tode erschrocken. Er blickte auf und sah, wie sich Courgette verzweifelt an Hogshead klammerte, der ihn so tapfer vor dem Untergang gerettet hatte. Firkin konnte sich gerade noch rechtzeitig wieder aufrappeln – nur wenige Sekunden später trat ein ganzes Bataillon linker Beine genau dorthin, wo er sich eben noch befunden hatte. Hogshead schob ihn vor sich her und quetschte ihn genau in dem Moment wieder in die Conga-Kette, als alle mit einem Ruck wieder losstürmten. Firkin stolperte erneut. Ihm war schwindlig, er hatte große Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    Plötzlich rannte sein Vordermann auf und davon. Alle stürmten plötzlich los. Firkin blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls loszurennen und zu hoffen, daß Hogshead sich festhalten konnte. Die Polonaise schien jetzt schneller vonstatten zu gehen als bisher. Das Ausschlagen war eingestellt. Alle spurteten ohne Unterbrechung geradeaus. In dem chaotischen Trubel hatte sich die Spitze der Schlange an das Ende angeschlossen, und weil diejenigen weiter vorn in der Schlange beschleunigten, um wieder aufzuholen, mußten auch die Schlußlichter rennen. Die Schlange drehte sich im Kreis. Es war ein Teufelskreis.
    Die vier Kinder wurden plötzlich in den Mittelpunkt einer wirbelnden Spirale gerissen. Rund um sie drehten sich die Ränder des Marktplatzes. Immer enger wurden sie hineingezogen, so eng, daß sie sich nur noch mit Mühe gerade und auf den Beinen halten konnten. Immer schneller wurden sie um Haarnadelkurven herumgerissen, so schnell, daß es kaum mehr möglich war, sich am jeweiligen Vordermann festzuhalten. Hogshead schwitzte vor Anstrengung. Die Windungen wurden noch enger, das Tempo noch schneller, und schließlich waren sie so erschöpft, daß sie bei einer scharfen Linkswende aus der Kurve getragen wurden. Sie schossen nach vorn und sausten ziellos ins Dunkle. Und landeten schließlich – die schreiende Dawn als letzte – im gierigen Schlund einer engen Gasse und krachten in einen Haufen weggeworfener Kisten und Schachteln.
     
    Zhorrothustra warf den schwarzgelockten Kopf herum. Er hatte ein Geräusch gehört. Die Sichtklappe vor dem Guckloch in der Tür wurde zurückgeschoben. Er starrte auf das Auge, das in die Zelle spähte, und wartete auf das Tablett mit dem Essen. Das Tablett kam nicht. Statt dessen hörte er, wie das Schloß aufgebrochen wurde. Dann hörte er ein Knarren – die Tür öffnete sich.
    Ein hochgewachsener dürrer Mensch betrat vorsichtig den Raum und stieß die Tür hinter sich weit auf. Alles das tat er so verstohlen und heimlich, daß Zhorrothustra mißtrauisch wurde. Zehn Jahre lang war die Tür immer fest verschlossen geblieben.
    Swinehunt hockte sich neben die zusammengekrümmte Gestalt in der Zwangsjacke. Er feixte. Endlich hatte er den Mann vor sich, der ihm Starthilfe für ein neues Leben geben konnte. Allzulange hatte er sich im Schatten herumgedrückt, hatte ein Leben geführt, das selbst dem geächtetsten, verrufensten Nagetier Bewunderung abgenötigt hätte. Aber das sollte sich jetzt ändern.
    »Alles Liebe von den Kinderchen«, flüsterte Swinehunt. Das bärtige Gesicht des alten Wissenschaftlers legte sich in Falten, er grinste.
    »Wie geht’s ihnen denn?« krächzte er.
    »Gut. Sind jederzeit einsatzbereit.«
    Swinehunt drehte Zhorrothustra herum und fing an, die auf dem Rücken verknoteten Bänder aufzuschnüren.
    »Was tust du denn da?« krächzte Zhorrothustra.
    »Helfen. Du kommst jetzt mit mir. Ich habe einiges mit dir vor.«
    »Und mit den Kinderchen?«
    »Aber ja. Ganz bestimmt.«
    Zhorrothustra wandte sich um und blickte Swinehunt an. Zum ersten Mal seit vielen Jahren blickten seine Augen einen Menschen wieder offen an. Er mußte nicht aussprechen, worum er bitten wollte, sein Wunsch stand klar und überdeutlich in diesen lauteren Augen geschrieben. Sekunden später hatte Swinehunt Zhorrothustra aus der Zelle gebracht, die Tür verschlossen und war unterwegs zur Kammer.
    »Wir können aber nicht lange bleiben«, sagte er, als er vorsichtig die Tür öffnete und den bemitleidenswerten alten Mann in den modrigen Raum dirigierte.
    Mit unsicheren Schritten (die langjährige Untätigkeit

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