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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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und haben geangelt, und da ist plötzlich dieses dunkle Ding aufgetaucht, der reine Wahnsinn.
    Stefano brüllte ein Hai , Silvia ein Delfin , aber das war unmöglich, denn die leben im Meer. Okay, in Amazonien gibt es halbblinde Delfine, die leben in Flüssen. Aber wir sind hier nicht in Amazonien, sondern in der Provinz Pisa, und das hier ist kein Fluss, sondern bloß ein schmaler Kanal, der nach Gülle stinkt. Das Monster kann also kein Delfin sein und auch kein Hai, aber was ist es dann? Um das rauszukriegen, gab es nur eins, und dafür reichte kein einfacher Kracher, wir brauchten was Ordentliches.
    Sechs Böller, sechs Stück! Modell Magnum, Profiqualität, zusammengebunden mit silbernem Isolierband. Stefano fragte: Ist das nicht zu viel? , in diesem nörgelnden Ton, bei dem einem sofort die Wut kommt. Wir haben ihm nicht mal geantwortet, Silvia und ich, sondern ihn nur böse angefunkelt und die Böller auch noch untenrum mit Klebeband umwickelt, schön fest. Sah aus wie ein einziger Riesenkracher, wie eine Handgranate. Für was Größeres hätte schon die Armee anrücken müssen.
    Fünf … sechs …
    Die Diskussion darüber, wer die Bombe werfen sollte, dauerte eine halbe Stunde. Stefano schüttelte den Kopf, kickte Staub hoch und grummelte Das ist unfair, ihr nutzt nur aus, dass ich der Schwächste bin . Es dauerte eine ganze Weile, bis wir kapiert hatten, dass er nicht werfen wollte, dann erklärten wir ihm die Situation, und er beruhigte sich. Er ging sogar ein Stück zur Seite, um das Geschehen aus sicherer Entfernung zu verfolgen, ganz aufgeregt.
    Zwischen Silvia und mir dagegen war ein richtiger Wettstreit entbrannt. Die Idee mit der Superbombe stammte zwar von mir, aber das Geld für die Knallfrösche hatte sie beigesteuert, also standen wir gleichauf. Und wie immer, wenn es eins zu eins steht, hat am Ende Schere-Stein-Papier entschieden.
    Los!
    Ich Papier, sie Stein. Ich gewinne.
    Ein besonderer Moment: Es ist das letzte Mal in meinem Leben, dass ich bei diesem Spiel gewinne. Zumindest mit der rechten Hand, die jetzt die Bombe hält, ein so wuchtiges Ding, dass es mir kaum gelingt. Meine Finger umschließen geballte Kraft, Flamme und Schießpulver, ich bin der König des Kanals.
    Und du, Monster, glaubst du wirklich, du bist der Stärkere? Na schön, dann sag mir doch, wie dir dieses Bonbon schmeckt.
    Der Arm holt aus, mein Ärmel schiebt sich hoch, ich höre das Zischen der sechs kleinen Flammen, die alle gleichzeitig brennen. Sehr laut, wie aus einer Schlangengrube, wie die Düsen eines Jagdbombers oder die borhaltigen Dämpfe von Larderello. Echt stark. Einfach unglaublich.
    Wir zählen gemeinsam, wir brüllen die Zahlen immer lauter, eine nach der anderen in ihrer unumstößlichen Abfolge, und wir sind wie sie: überzeugend, unangreifbar, einfach großartig …
    Sieben … acht … bumm.
    Mir dröhnen die Ohren.
    Ich sehe Stefano schreiend wegrennen, ich kann ihn nicht hören, aber ich weiß, dass er weint. Silvia dagegen steht einfach nur da und starrt auf etwas knapp unterhalb von meinem Gesicht.
    Ich senke den Blick und sehe, was sie sieht. Ich sehe die Leere.
    Inzwischen haben wir 2010, ein paar Jahre sind vergangen, aber diese Leere ist mir geblieben. Vielleicht war das Isolierband damals nicht silbern und das Kanalmonster nur ein Baumstamm, der in der Hitze und in der verseuchten Brühe diese kuriose Erscheinung abgab. Aber das Gefühl der Leere hat sich mir tief eingebrannt, es ist nicht verschwunden, bis zum heutigen Tag nicht.
    Denn die wirkliche Leere, das ist etwas Entsetzliches. Die wirkliche Leere ist nicht das Nichts. Das Nichts ist viel weniger.
    Zwei Szenen, um das zu verdeutlichen.
    Szene eins: Du öffnest in einem Hotelzimmer eine Schublade, um deine Sachen reinzutun. Das Fach ist leer, und du fängst an, Unterhosen, T-Shirts und Socken einzuräumen.
    Szene zwei: Du kommst nach Hause und gehst an den Schrank, wo in der untersten Schublade der Schuhkarton mit deinem ganzen Geld versteckt ist. Du bückst dich, du öffnest den Schrank, die Schublade ist leer.
    Zwei Schubladen, und beide sind leer. Aber ist es ein und dasselbe?
    Wohl kaum.
    Denn die wirkliche Leere ist nicht das Nichts, sondern ein Nichts an einer Stelle, wo eigentlich etwas sein müsste. Etwas Wichtiges, das immer da war, und dann schaust du irgendwann hin und merkst, dass es verschwunden ist.
    Wie an jenem Nachmittag im Juli 2005, als mir die Ohren dröhnen und ich an mir runterschaue auf den Arm, der an der

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