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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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alles?«, zischte Heiko und überlegte, ob er hier wohl rauchen durfte. »Tofu«, meinte Uwe. Heiko hatte zwar von Tofu gehört, ihn aber noch nie probiert, wohlweislich. »Was ist das eigentlich genau?«
    »Keine Ahnung. Irgendeine Pampe.«
    Beide schwiegen und blickten missmutig auf das Grillgut. »Gemüse gibt’s ja auch noch«, stellte Heiko fest und registrierte Zucchini, Zwiebeln und Tomaten. Beilagen eben. »Stell dir vor, die ist VEGANERIN! Nicht bloß Vegetarierin, das sind ja mehr Weiber. Aber die ist VEGANERIN! Das heißt, die isst net mal Eier und Käs!«, regte sich Uwe auf. Heiko stöhnte entsetzt und wandte seinen Blick dem umfangreichen Salatbuffet zu, das folglich neben den üblichen Salaten auch nur eier- und mayonnaisefreie Nudelsalate enthielt. Er fragte sich, ob überhaupt irgendetwas davon genießbar war, und überlegte, ob er eine Darmgrippe vorschützen sollte. Dabei hatte er sich so auf saftigen Schweinebauch und zarte Spareribs gefreut und heute extra kaum etwas gegessen. »Ja, und hier ist unser Buffet«, meinte Regina und trat nun zusammen mit Lisa ebenfalls auf den Balkon hinaus. »Toll!«, lobte Lisa begeistert.
    »Du siehst, als Veganerin brauchst du auf nichts zu verzichten. Es gibt Nudelsalat und leckeren gegrillten Tofu«, missionierte die Schwäbin. Auf nichts verzichten, dachte sich Heiko, ja klar. Zu seinem großen Entsetzen erklärte Regina als Nächstes, man könne Kapuzinerkresseblüten essen. Sie riss zwei Blüten ab und reichte Lisa eine rote, während sie sich die gelbe in den Mund steckte. Lisa kaute konzentriert und meinte dann: »Sehr fein! Das gibt es bei uns auch mal, Schatz!«

    In einem Anfall von Wahnsinn hatte Regina anschließend einen Großteil der Blüten aus den Balkonkästen abgerupft und auf den Salaten verteilt, die somit gänzlich ungenießbar geworden waren.

    Und so ging es gerade weiter. Regina reichte Heiko nach einer Weile des Fuhrwerkens einen Tofu-Burger und blickte ihn mit einer solchen Vehemenz streng an, dass er sich nicht traute, die geplante Darmgrippe vorzuschützen. Er schluckte, nahm den Burger und entdeckte außer dem seltsamen weißlichen Bollen noch Rucola und Pesto. Igitt. Wieder fragte er sich, woraus Tofu eigentlich gemacht war, und sofort spielten sich in seinem Hirn die wildesten Fantasien ab. Lisa zwinkerte ihm zu und meinte: »Der ist zum Essen da, Heiko.«
    Heiko warf ihr einen giftigen Blick zu. »Ach, deine Ingwerlimonade ist schon leer«, stellte Regina nun fest und kippte den »letzten kostbaren Rest«, wie sie die Brühe nannte, in Heikos Glas. Verdammt, jetzt konnte er das Zeug nicht mehr unbeobachtet entsorgen. Er warf Uwe einen Blick zu, der ihn, ebenfalls unschlüssig einen Tofu-Burger in Händen drehend, offenbar als Einziger verstand.

    Zwei Stunden später hatte Heiko so viel gegrilltes Gemüse wie noch nie zuvor in seinem Leben gegessen, weil er es als das kleinere Übel ansah. Sah man von der Verköstigung ab, so war die Party allerdings gar nicht schlecht. Regina hatte relativ coole Housemusik angeschmissen, obwohl Heiko sie eher in die Didgeridoo-Ecke gesteckt hätte. Zudem war sie ansonsten wirklich sehr nett, und Heiko fand vor allem, dass sie ausnehmend gut zu Simon passte. Simon schienen die Essenskapriolen nichts auszumachen, mit Hochgenuss biss er in seinen Burger, aß ein Tofu-Würstchen nach dem anderen und trank brav die Ingwerlimonade und sämtliche ayurvedischen Tees, die Regina anschließend, als Eistee deklariert, kredenzte. Auch mit den anderen Gästen verstanden sich die Kommissare und der Spurensicherer gut.

    Gegen elf, als es stockdunkel war, aber auf dem Balkon Lampions entzündet worden waren, einige surrende Schnaken die Szenerie umschwirrten und unten im Gemüsegarten sommerlich die Grillen zirpten, räusperte sich Simon plötzlich und meinte dann: »Verehrte Gäschte, liebe Freunde.« Alle blickten etwas verwundert zu ihm hin, zu so vorgerückter Stunde hatten sie eine so förmliche Anrede nicht erwartet. Simon räusperte sich erneut nervös und fuhr sich durch das schüttere blonde Haar. Regina stellte den Mitternachtsimbiss, nämlich ein Tablett mit kleinen Schälchen voller Couscous-Linsen-Birnensalat sowie Fenchel-Chicoree-Orangensalat, die sie ihren Gästen eben aufnötigte, auf dem Tisch ab und trat lächelnd zu ihrem Freund, welcher zärtlich den Arm um sie legte. »Also, mir wollet euch ebbes saga«, fuhr Simon endlich fort. »Die Regina und ich … mir hen uns verlobt!« Während

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