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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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seines Elternhauses gekauft, ihres Elternhauses, um genau zu sein. Sie würde das Auto verkaufen und von dem Geld eine Reise machen. Mal rauskommen aus Hohenlohe, raus hier, vielleicht eine Karibik-Kreuzfahrt machen. Denn sie hatte sich schon erkundigt. Wenn sich herausstellte, dass die Ehefrau die Mörderin war oder den Mord in Auftrag gegeben hatte, dann konnte sie nicht erben. Und sie, Agnes, wäre dann die nächste Angehörige, alles würde also an sie fallen. Das Haus, das Auto, das Geld. Nun, leider gab es da ein Problem. Die Kleine nämlich. Sie war eigentlich die nächste Angehörige. Aber natürlich war sie zu jung, um zu erben, also müsste jemand das Geld für sie verwalten, ein Vormund. Süß war das Kind ja, das musste sie zugeben. Und etwas von ihrem Bruder steckte ja auch in der Kleinen, immerhin. Da hatte man schon eine gewisse Verpflichtung. Und wenn die Mutter in den Knast käme – man konnte den kleinen Wurm ja nicht ins Heim stecken oder zu den Barbaren nach Russland schicken. Sie würde nicht zulassen, dass Walters einziges Kind den Bach runterginge. Sie würde sich der Kleinen annehmen. Aber erst einmal würde sie ihren Teil dazu beitragen, dass sich die Russin freiwillig stellte. Zumindest würde ihre Aktion die Polizei auf ihre Spur bringen. Sie setzte sich an die Schreibmaschine und begann zu tippen.

    Alois Sackler ging in seiner Zelle auf und ab, und das seit Stunden. Er hatte seinen Anwalt konsultiert und der hatte ihn, nachdem er alles erzählt hatte, unumwunden gefragt, ob er den Mord begangen habe oder nicht. Nach Luft schnappend hatte Sackler verneint, natürlich nicht. Ein starkes Motiv sei das, hatte der Anwalt befunden, und er solle sich gut überlegen, was er sagte. Er hatte den Mann noch nie im Leben wirklich gebraucht, aber Gott sei Dank war er rechtsschutzversichert und musste sich wenigstens darum keine Gedanken machen. Der Walter hatte ihm damals die Versicherung angedreht, welche Ironie. Er sah zum Fenster und stellte sich auf die Zehenspitzen, um etwas anderes als ein nichtssagendes Stück Himmel zu erspähen. Aber es gab nichts zu sehen. Blieb zu hoffen, dass das nicht der Ausblick für den Rest seines Lebens bleiben würde. Aber das war es nicht, was ihn am meisten beunruhigte. Am meisten beunruhigte ihn, dass ihn eigentlich nur eine Person bei der Polizei angeschwärzt haben konnte, nur eine. Denn seine Haustür war nur von dieser Seite aus einsehbar. Irina. Es musste Irina gewesen sein. Sie hasste ihn. Vielleicht hatte er diese Ehe unterbewertet, all die Jahre. Vielleicht hatte die schöne Russin ihren Mann wirklich geliebt. Vielleicht hatte er einen Fehler gemacht. Schon hundertmal hatte er sich das Gehirn zermartert, wann er an diesem Tag das Haus verlassen hatte und wann er heimgekommen war. Aber er konnte es nicht mehr genau sagen, denn er war an diesem Abend tatsächlich ziemlich besoffen gewesen.

    »Wir müssen abklären, wer alles an die Tasche vom Hintermanns Heinz gekommen sein kann«, legte Heiko fest, als sie unterwegs zurück nach Goldbach waren.
    »Abgesehen davon, dass es auch jemand vom Angelsportverein gewesen sein könnte.«
    »Der Sackler stand nicht auf der Liste, gell?«
    Lisa schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre mir aufgefallen.«
    »Na, dann ab ins Freibad.«
    Lisa grinste. Natürlich hatten sie wieder ihre Badesachen dabei, aber sie konnten ja nicht schon wieder früher Schluss machen. Außerdem gingen sie heute Abend zu dem Barbecue, und noch vorher mussten sie das Geschenk besorgen.

    Wenige Minuten später parkten sie den M3 wieder vor dem Goldbacher Freibad, das schon irgendwie verändert wirkte. Metallene Bögen mit Einhängevorrichtungen für Pappbecher waren in die Erde gesteckt und zu ansprechenden Mustern arrangiert. Lisa ließ ihren Blick über das kleine, schnuckelige Freibad schweifen. Nett war es hier, wirklich nett. Unspektakulär bis zum Gehtnichtmehr, aber gerade deshalb wieder schön. Auf dem Gelände des improvisierten Biergartens hockten dieselben drei Kerle wie schon am Sonntag, teils in den gleichen Klamotten, sodass der Eindruck erweckt wurde, sie wären seither überhaupt nicht zu Hause gewesen. An Lisa schob sich nun die Kioskverkäuferin vorbei, eine Mittfünfzigerin, die einen Kleiderschurz trug und sie misstrauisch beäugte. Sie konnte es kaum ungewöhnlich finden, dass die beiden vollständig bekleidet und auch ohne Badesachen waren, aber anscheinend erschienen sie fremd genug, um irritierend zu wirken. »Kou ii

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