Fischerkönig
eich helfa?«, fragte sie, und Lisa und Heiko wechselten einen Blick.
Fünf Minuten später saßen die Kommissare zusammen mit der Kioskverkäuferin-Kassiererin, die sich als Frau Wassersinger vorgestellt hatte, auf einer der Bierbänke. Lisa und Heiko umrissen das Geschehen in groben Zügen und verwiesen die Frau pflichtgemäß darauf, Stillschweigen zu bewahren, auch wenn sie sich beide bereits dachten, dass das vergebliche Liebesmüh war. »Jedenfalls geht es uns jetzt darum, wer an den Schlüssel vom Hintermanns Heinz gegangen sein könnte. Sie kennen ja den Heinz Hintermann?«
Frau Wassersinger nickte. »Unsere Stammgäste kennen wir alle.«
»Ja und haben Sie eine Idee?«
»Na ja, wissen Sie, ich bin ja hier net der Bademeister.«
Lisas Blicke suchten nach dem Bademeister, der allerdings eine Frau war, die sie gleich als nächsten Gesprächspartner festlegte. »Aber Sie haben doch einen ganz guten Überblick von hier oben«, versetzte Lisa und meinte damit die Tatsache, dass die Liegewiese eine ganze Treppenhöhe unterhalb des Restaurantbereichs war.
»Schon. Aber ich bin auch meistens beschäftigt, vielbeschäftigt sogar.«
»Vielleicht anders«, versuchte Heiko. »Kennen Sie einen Herrn Sackler?«
»Ja, klar kenn ich den Sackler, wir Goldbacher kennen uns.«
»Und kommt der Herr Sackler auch ab und zu ins Freibad?«
Die Frau nickte. »Regelmäßig. Der schwimmt dreimal die Woche seinen Kilometer. Mit noch einem hat er sogar so eine Art Wettkampf laufen, wer als Erster im Jahr überhaupt im Goldbacher Freibad ist. Ist immer ziemlich lustig anzuschauen.«
»Und sind denn der Sackler und der Hintermann auch ab und zu mal gleichzeitig da?«
Frau Wassersinger zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Meistens kommt der Heinz abends und der Sackler kommt eher vormittags. Der ist ja Frührentner, soweit ich weiß. Irgendeine Ischias-Geschichte.«
»Aber am Wochenende?«, schlug Lisa vor.
Die Frau wirkte leicht genervt und verdrehte unmerklich die Augen. »Sie! Weiß doch ich net! Des kann alles sein, aber beschwören kann ich das nicht.«
»Halten wir aber doch mal fest, dass beide regelmäßige Gäste des Goldbacher Freibades sind«, resümierte Lisa.
»Schon. Aber da sind sie nicht die Einzigen.«
»Wieso, wer geht denn noch alles regelmäßig hierher?«
Nun winkte die Frau ab. »Halb Goldbach und auch einige von Crailsheim.«
»So«, machte Heiko. Lisa nickte abwesend und hing einer etwas abstrusen Gedankenkette nach. Dann dachte sie plötzlich an die Weingläser, die sie noch besorgen mussten. »Gut, ich denke, das reicht fürs Erste«, meinte Heiko dann. »Wir melden uns, wenn wir noch was brauchen.«
»Jederzeit gern.«
Die Bademeisterin hatte nur den Kopf geschüttelt und die Achseln gezuckt. Sie würde die meisten gar nicht kennen, sie hätten ein rotierendes System und würden in verschiedenen Bädern eingesetzt. Da die Kommissare nicht genau wussten, wann der Schlüsselanhänger weggekommen war und ob das überhaupt im Freibad passiert war, war es auch müßig, weitere Nachforschungen in dieser Richtung anzustellen. Heiko gab der Bademeisterin trotzdem seine Karte und bat sie, sich diskret unter den Kollegen umzuhören.
Agnes Morgner klebte alle Teile vollends zusammen und war endlich zufrieden mit ihrem Werk. Das hatte die Russenschlampe verdient. Nicht, dass ihr Bruder ihr besonders wichtig gewesen wäre. Aber da ging es ums Prinzip. Und vielleicht ein klein bisschen auch um die Kohle, sagte eine Stimme in ihr, die sie schnell zum Schweigen brachte. Nein. Nicht darum. Es ging um ihren Bruder. Ums Prinzip. Man nahm einen Siegler nicht aus wie eine Weihnachtsgans. Und schon gar nicht brachte man ihn um. Agnes Morgner sah auf die Uhr. Perfekt. Der Schnelldruckladen hatte noch auf.
»Also diese Karaffe ist ganz wunderschön«, befand Lisa. »Und dazu zwei passende Gläser … hier, die hier!« Das hohenlohisch-westfälische Paar stand in der Haushaltswarenabteilung des EBERL, der den Untertitel ›Großmarkt für jedermann‹ trug und seinem Namen alle Ehre machte. Denn es gab wirklich alles dort. Natürlich auch Weingläser. Heiko hatte im Kopf schon die 20 Euro für zwei schöne Gläser beiseitegelegt. Aber die Karaffe kostete noch mal 30. »Findest du nicht, dass die Gläser reichen?«, schlug er also zaghaft vor. Lisa schnaubte. »Du elender hohenlohischer Geizhals«, schimpfte sie. »Da kannst du deine Freunde an einer Hand abzählen und gönnst ihnen nicht mal ein schönes
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