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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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fragte Heiko, und Lisa hatte Mühe, sich zu beherrschen.
    »Also das ist ja …«, empörte sich das Schwäblein.
    »Ich darf Ihnen mal einen Tipp geben«, fuhr Heiko fort. Der Mann reckte sein spitzes Kinn und machte sich so groß wie nur irgend möglich.
    »Sie drohen mir?«
    »Ich nicht. Aber anscheinend wohnen Sie doch hier, mindestens wochenends?« Das Männchen nickte spitz. »Wenn Sie es sich mit den Dörflern nicht komplett verscheißen wollen, dann erlauben Sie doch den Kindern, an Ihrem See zu sitzen und ein bisschen zu spielen. Und dem einen oder anderen Angler, hier mal einen Karpfen rauszuziehen. Oder brauchen Sie alle Fische aus diesem See, der seit 100 Jahren zum Dorf gehört?« Das Männchen steckte die Hände in die Hosentaschen und wusste anscheinend nicht, ob es betreten oder trotzig dreinschauen sollte.
    »Unter der Woche machen die Leute sowieso, was sie wollen. Es liegt jetzt an Ihnen, welche Meinung sie dabei von Ihnen haben.«
    »Wenn Sie schon mal da sind: Herr Siegler hat Ihnen den See vermittelt?« Lisa schaltete sich energisch in das Gespräch ein.
    Jetzt arbeitete es sichtbar hinter der faltendurchzogenen Stirn.
    »Wer sind Sie überhaupt?«
    Die beiden Kommissare zückten ihre Ausweise, dies gelang absolut simultan. Die Polizeiausweise schienen das Männchen nun doch zu beeindrucken. »Ja, der Herr Siegler hat mir den See verkauft. Der Verein war aber einverstanden.«
    »Das wissen wir«, beruhigte Lisa. Bei dem Kerl fiel selbst ihr das Lächeln schwer. Er wirkte alles in allem ein wenig wie Mister Burns, der bösartige Kraftwerksbesitzer aus den ›Simpsons‹. »Man redet zwar nicht über Geld«, fuhr Lisa etwas schnippisch fort, »aber uns würde trotzdem interessieren, wie viel Sie für den See bezahlt haben.« Für den Mann schien es jetzt schwierig zu sein, eine Gesprächsbasis zu finden, nachdem er die Gesetzeshüter eben noch so von oben herab behandelt hatte.
    »Der See … war ein Schnäppchen, sozusagen.«
    »Nämlich?«
    Der Mann steckte die Hände noch tiefer in die Hosentaschen und sagte dann: »30.000.« Nun war es für Heiko schwierig, ernst zu bleiben. Da hatte der Siegler den Alten ja gehörig über den Tisch gezogen. 30.000 für diesen Tümpel war doch reichlich übertrieben. Heiko hätte mit der Hälfte gerechnet, maximal. Blieb die Frage, ob das Geld auch beim Fischereiverein angekommen war. »Vielen Dank, Herr …«
    »… Endle.«
    »Ja, Herr Endle, vielen Dank.«

    Lisa und Heiko folgten dem Weg und kamen an einer riesigen Tanne vorbei, aus deren unterem Viertel zwei Stämme wuchsen. »Das sieht aber besonders aus«, meinte Lisa und deutete auf den riesenhaften Baum, der sicherlich gute 20 Meter in den Himmel ragte.
    »Früher waren es sogar drei!«, erklärte Heiko.
    »Hm?«
    »Drei Stämme. In einen hat dann der Blitz eingeschlagen, und jetzt sind es eben noch zwei.«
    »Beeindruckend«, fand Lisa. Sie folgten weiterhin dem Feldweg. Heiko deutete plötzlich auf einen Hang links, der mit Obstbäumen bestanden war und auf dem das Gras über einen Meter hoch stand. »Die Wiese gehört Onkel Sieger. Da muss man bald Heu machen.«

    Sie fuhren auf diversen Schleich-, Wald- und Wiesenwegen zu ihrem nächsten Programmpunkt. Dabei kamen sie an einer kleinen Holzhütte vorbei, die auf einer Weide stand und wo ein Mann in Hemd und blauer Latzhose gerade hingebungsvoll eine bunte Schar Tiere mit frisch gemähtem Gras fütterte. Lisa entdeckte Kühe, einen Haflinger, ein einzelnes Huhn, drei Ziegen, einige Schafe und die obligatorischen Hasen. Daneben stand ein kleiner Bulldog mit Ladewagen. Das war wirklich Hohenlohe pur. Und das sahen die Kommissare im Vorbeifahren auf dem Weg nach Goldbach. Denn wo konnten sie mehr Informationen über Sieglers Ein-Mann-Unternehmen erfahren als in seinem Büro?
    Irina Siegler öffnete die Tür und wirkte so perfekt gestylt wie immer. Heute trug sie die Haare hochgesteckt und hatte ein himmelblaues Sommerkleid im 50er-Jahre-Stil an. Auf ihrem Arm trug sie ihre Tochter. Trotzdem verriet ihre Mimik, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie suchte krampfhaft, ihre Verstimmung zu verbergen, aber es gelang ihr nicht ganz. Zumindest Lisa bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. »Gut, dass Sie kommen«, meinte Irina und ließ sie eintreten. Trotz der sommerlichen Hitze führte sie die Kommissare ins Wohnzimmer, wo sie sich wieder auf dem spießig-geschmacklosen Sofa niederließen. Die junge Russin setzte das Kind auf dem Boden ab, wo einige

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