Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
den Weg zurück, um die Ware einzupacken. Mit der verpackten Ware eilten sie zur Kasse, um den Betrag einzutippen. Doch eines Tages probierten sie etwas anderes aus. Einer der Fischhändler warf einem anderen über den Tresen hinweg einen Lachs zu. Hurra! Sie hatten nicht nur eine tolle Vorführung erfunden, sondern sie steigerten auch noch ihre Produktivität, indem sie unnötiges Hin- und Herrennen vermieden.
Trotz der offensichtlichen Vorteile, die spielerisches Verhalten am Arbeitsplatz mit sich bringt, jagt der bloße Gedanke an Spiel erstaunlich vielen Unternehmensleitungen blanke Furcht ein. Als uns der Geschäftsführer einer großen Fast-Food-Kette fragte:„Wollen Sie etwa, dass ich 300.000 Teenagern erzähle, sie sollen spielen?“, stellte er sich dabei wahrscheinlich den Ausbruch der weltgrößten Hamburger-Schlacht vor.
Ein Grund für die Angst vor dem Spiel mag darin bestehen, dass wir eine verzerrte Vorstellung davon haben, was Spiel bedeutet. Dieselben Menschen, die sich von der Verspieltheit des Pike Place Fischmarktes magisch angezogen fühlen, können sich oft nicht vorstellen, wie sie eine solche Atmosphäre an ihrem Arbeitsplatz schaffen können. „Womit sollen wir denn bei uns werfen?“ fragen sie.
Die Fischhändler haben darauf eine Antwort: „Es gibt Millionen von Arten, wie man spielen kann. Spielen beschränkt sich doch nicht darauf, dass man Fische wirft.“
Wirtschaftsmathematiker, Lehrer oder Ingenieure müssen andere Spielarten finden als die Fischhändler. Und genau darum geht es. Spielen ist nicht an bestimmte Gegenstände oder Methoden gebunden. Es basiert letztlich auf der ansteckenden Unbeschwertheit, die von enthusiastischen, engagierten und furchtlosen Menschen ausgeht. Eine erfolgreiche Budget-Konferenz, bei der ernstzunehmende Arbeit geleistet wird, kann diese Unbeschwertheit ebenso vermitteln wie ein Picknick.
Schicken Sie mir bitte Ihr Spielehandbuch
Drei Wochen vor einer Vertreterkonferenz, bei der wir unsere FISH!-Philosophie vorstellen sollten, erhielten wir eine ungewöhnliche Anfrage: „Wir haben Vertreter aller 57 Filialenherbestellt, weil wir möchten, dass unsere Angestellten spielerischer an die Arbeit herangehen. Könnten Sie uns vorab eventuell einige Anleitungen oder Instrumente für dieses Spieldings nennen? Oder würden Sie uns vielleicht ein Handbuch zusenden, aus dem wir ersehen können, wie wir spielen sollen?“
Zunächst hielt ich es für einen Scherz. Stellen Sie sich einmal vor, Sie schicken Ihre Kinder zum Spielen nach draußen und die Kleinen rufen: „Prima! Mit welchem Ziel?“ Aber der Anrufer meinte es vollkommen ernst. Er wollte nicht mehr und nicht weniger als vorgesteckte Ziele, die mit diesem „Spieldings“ zu erreichen wären.
Was sollte ich ihm sagen? „Wie wär’s mit Zielscheiben?“, fragte ich.
„Egal was, Hauptsache es hilft uns, dieses Spieldings zu erklären.“ Also schickte ich ihm einen ganzen Flipchartblock voller Zielscheiben. Und nun begriff er es! Spielen lässt sich nicht einfach als Arbeitsanweisung an 57 Filialen erteilen, als handelte es sich um ein neues Buchhaltungssystem. (Mein Kollege Carr Hagermann hat diesen Tatbestand einmal sehr treffend formuliert: „Man kann ein Instrument spielen, aber man kann Spiel nicht instrumentalisieren.“)
Spielen erfordert die innere Bereitschaft eines jeden Beteiligten. Entsprechend kann man dazu nur einladen. Die Ziele setzt das Team gemeinsam fest. Übrigens lief der anschließende Vortrag bestens – und diejenigen, die sich zuvor unsicher bezüglich dieses „Spieldings“ geäußert hatten, waren ausgesprochen empfänglich für eine verspielte Atmosphäre.
Spielen setzt auch Vertrauen voraus. Man kann oberflächlich nachahmen, was die Fischhändler tun, doch wenn man nicht dasselbe Engagement und Vertrauen mitbringt, durch das Spiel bei der Arbeit erst möglich wird, gelingt es nicht.
Ein Krankenhaus beispielsweise wollte eine verspieltere Atmosphäre schaffen, doch einer der leitenden Angestellten fragte sich, ob er seinen Mitarbeitern zutrauen könnte, „angemessen“ zu spielen.
„Sie geben mir Zugang zu Medikamenten, die über Leben oder Tod entscheiden“, entgegnete eine der Schwestern. „Aber Sie trauen mir nicht zu, verantwortungsbewusst zu spielen?“
Eine spielerische Arbeitsweise lässt sich nicht an Orten kreieren, wo die Leute mehr Zeit damit verbringen, möglichst nichts Falsches zu tun, als damit, nach dem Richtigen zu suchen. An solchen
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