Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
nachgrübelt, was in der Vergangenheit war und in der Zukunft sein mag, dann und nur dann ist man empfänglich für die Möglichkeiten, die sich einem bieten, und für die Bedürfnisse der Menschen, denen man begegnet. Man betrachtet die Welt aus einer gesünderen Perspektive, kann sich besser konzentrieren und dadurch kreativer sein.
Es gibt keinen Berufszweig, in welchem „da sein“ von größererWichtigkeit ist als im Gesundheitswesen. Will man den Patienten die bestmögliche Pflege zukommen lassen, kann man nicht zugleich über Kostensenkung und medizinische oder technische Neuerungen nachdenken – damit wäre übermäßiger Stress am Arbeitsplatz vorprogrammiert. Daher lassen sich am Beispiel des Gesundheitsbereiches einige wichtige Lektionen vermitteln, die für alle Branchen und Situationen von Nutzen sind.
„Sei präsent“ bedeutet, wirklich da zu sein – mit Haut und Haar – erst recht, wenn man mit anderen Menschen zu tun hat. Sind diese anderen Menschen darüber hinaus auch noch hilflos, ist Präsenz nicht nur gut, sondern auch heilsam. Krankenhauspatienten, Pflegeheimbewohner, Patienten in einer psychiatrischen Klinik und Kinder – ihnen allen ist Hilflosigkeit gemein, wenn auch graduell unterschiedlich. Deshalb ist die Fähigkeit des Pflegepersonals, für die Menschen in ihrer Obhut da zu sein, das wichtigste Qualitätsmerkmal für den Pflegedienst. Sollten Sie daran auch nur eine Sekunde zweifeln, dann denken Sie doch einfach einmal daran, wie Sie sich fühlten, als Ihnen das letzte Mal jemand seine ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Dad
Vor einigen Jahren erlitt mein Dad einen schweren Schlaganfall. Seither lebt er in einem Pflegeheim. Er braucht ständige Betreuung und kann kaum noch verständlich sprechen, aber er versteht alles, und sein Wortgedächtnis ist nicht beeinträchtigt.
Personal für Pflegeheime zu finden ist ausgesprochen schwierig.Die Arbeit kann unangenehm und bedrückend sein und die Gehälter bewegen sich an der untersten Grenze. Entsprechend sind die Pflegeheime in der Gegend um Minneapolis häufig Anlaufstellen für Arbeitssuchende, die neu in der Stadt sind. Das gilt zumindest für das Pflegeheim, in dem mein Dad lebt. Eines Morgens kam eine neue Hilfe in sein Zimmer, um ihn zu waschen und anzuziehen. Währenddessen sprach sie mit ihm, als wäre er der Mittelpunkt des Universums. Es schien ihr nichts auszumachen, dass sie ihn nicht verstehen konnte – sie sprach mit ihm, als merkte sie es nicht einmal, und ein Strahlen ging über seine Züge.
Ich habe auch schon andere Pfleger erlebt, die ins Zimmer kamen und meinen Dad bei offener Tür versorgten, während sie sich mit Kollegen auf dem Flur unterhielten. Dabei nahmen sie meinen Vater überhaupt nicht wahr und ich konnte sehen, wie er sich vor Wut und Verletztheit verkrampfte. Er bedeutete mir, dass er in derartigen Situationen tatsächlich ein oder zwei Worte deutlich auszusprechen vermag.
Diese Pfleger waren nicht bösartig, sondern sie behandelten meinen Dad unbewusst wie jemanden, der ausschließlich physische Hilfe benötigte und sie erledigten ihren Job – mehr nicht. Die neue Pflegerin, die zu einem Minimallohn arbeitete, tat dies ebenfalls und mindestens ebenso gut. Aber sie berücksichtigte die Tatsache, dass mein Dad außer seinem kranken Körper noch einen Geist und eine Seele besitzt. Auch diese pflegte sie, indem sie war, wer sie war, und wirklich da war.
„Ich habe keine Zeit!“
Carr Hagerman ist ein begnadeter Redner, der bei ChartHouse Learning arbeitet. Eines Tages unterhielt er sich mit einer Gruppe von Krankenschwestern, als plötzlich eine von ihnen lautstark erklärte, sie hätte keine Zeit für all diese Dinge; sie hätte jetzt schon viel zu viel zu tun. Eine der anderen Schwestern reagierte prompt: „Aber wir reden hier doch nicht über Dinge, die wir zusätzlich machen sollen. Ich glaube, es geht darum, wer wir sind, wenn wir die Dinge machen, die wir zu machen haben. Wenn wir bei den Patienten sind, können wir entweder rein physisch oder vollkommen präsent sein. Für den Patienten macht es einen gewaltigen Unterschied. Wie weit kommen wir denn eigentlich mit all dem, wovon wir uns ablenken lassen? Da es so oder so nicht erledigt wird, können wir uns ebenso gut voll und ganz auf das einlassen, was wir gerade tun.“
Die Schwester saßen einen Moment schweigend da und dachten über die Worte ihrer Kollegin nach. Und plötzlich entstand ein lebhaftes Gespräch darüber, was
Weitere Kostenlose Bücher