Fish - Noch mehr Fish - Fuer immer Fish
waren der Ansicht, die Teammitglieder unterstützten sich gegenseitig, hätten eine positive Einstellung zum Team und wären mit ihrer Arbeit im Team zufrieden. Und nur 15 Prozent hatten das Gefühl, in ihrem Team etwas zu sagen zu haben.
In anderen Worten: Gerade mal 15 bis 30 Prozent des Personals machten ihren Job wirklich gern. Hilda war bereit, beinahe jede Lösung in Betracht zu ziehen, und Shari schlug eine recht ungewöhnliche vor – die FISH!-Philosophie, von der sie im Barnes-Jewish Hospital erfahren hatte. „Wir brauchten bessere Teamarbeit, und alles, was ich wusste, war, dass es dabei um Teamarbeit ging“, erinnert sie sich.
Shari entwarf kleine Handzettel mit dem Bild eines Fisches, der wie ein Clown angezogen war und mit Seesternen, Muscheln und Krebsen jonglierte. Unter dem Bild stand: „Hier ist etwas FISHiges im Gange …“ Diese Zettel verteilte sie überall auf dem Flur und ließ den Leuten ein paar Tage Zeit, sich zu fragen, was in aller Welt diese seltsame Botschaft zu bedeuten hatte. Dann lud sie alle Mitarbeiter der Station – Krankenschwestern, Pfleger, Schwesternhelferinnen, Ärzte und Reinigungspersonal – ein, sich von ihr die FISH!-Philosophie erklären zu lassen. Natürlich sagten die Leute vor allem deshalb zu, weil Shari sie mit selbstgebackenem Käsekuchen lockte.
Sie kamen in Zehnergruppen vor oder nach ihrer Schicht, und Shari zeigte ihnen das Video über die Fischhändler. Und sie erklärte, was die Fischverkäufer den ganzen Tag taten: Sie waren präsent, stellten sich auf die Bedürfnisse anderer ein, machten etwas Besonderes für die Menschen um sie herum, übernahmen die Verantwortung für ihre Arbeit, was auch ihre Arbeitseinstellung beinhaltete, und fanden Wege, ihren Tag zu genießen. Im Grunde machten sie all das, was für eine Krankenschwester eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Shari spielte ihnen eine kurze Szene mit Justin vor, in der er befragt wurde, woher seine positive Arbeitsauffassung käme. „Ich habe sie frei gewählt“, antwortete er.
„Haben Sie gehört, was er gesagt hat?“ fragte Shari die anderen.„Er ist 24 Jahre alt, und er hat für sich frei gewählt, die Welt ein bisschen schöner zu machen für all die Kunden, die Fisch kaufen! Wenn es ihm gelingt, dann können und müssen auch wir imstande sein, die Welt ein bisschen schöner zu machen für all die Menschen, die krank sind oder sogar im Sterben liegen.“
Dann erzählte Shari ihnen, wie sie jeden Tag von zu Hause zur Arbeit und zurück fuhr. Es war gerade die Jahreszeit, in der der Straßenbau zur Höchstform auflief; überall wurden Fahrspuren gesperrt, und der Verkehr war infolgedessen so dicht, dass es schon Ewigkeiten dauerte, bis man überhaupt auf die Straße einbiegen konnte. „Auf dem Heimweg bremse ich an jeder Tankstellenausfahrt, um die Leute einbiegen zu lassen. Sie winken mir zu, ihre Kinder werfen Kusshändchen. Ich freue mich für die anderen, weil ich weiß, wie schrecklich diese Warterei ist. Und genau darum geht es. Wir müssen uns die Zeit nehmen, für andere da zu sein, freundlich zu ihnen zu sein. Wenn andere sich bei uns bedanken, weil wir ihnen einen Gefallen getan haben, fühlt es sich einfach gut an, und wir möchten uns am liebsten gleich auf die Suche nach dem Nächsten machen, dem wir helfen können.“
Nicht alle waren gleich überzeugt. Eine der Schwestern argwöhnte, es handelte sich um ein weiteres „Programm“, durch das sie zu noch mehr Arbeit angehalten werden sollten. „Was erwarten sie denn diesmal von uns?“
„Sie erwarten gar nichts“, antwortete Shari. „Sie wollen höchstens, dass Sie sich gut bei dem fühlen, was Sie für andere tun. Sie wollen, dass Sie Spaß an Ihrer Arbeit haben. Sie wollen, dass Sie bleiben. Und was erwarten Sie?“
Die Schwester schwieg einen Moment. „Ich will dasselbe“, verkündete sie schließlich.
Das grosse Fischeverteilen
Am Ende jedes Gruppengespräches verteilte Shari kleine Plastikfische an die Teilnehmer. Sie hatte sie in einem Katalog entdeckt. In die Fischschwänze schnitt sie kleine Schlitze, damit sie auf die Namensschilder gesteckt werden konnten.
„Wenn jemand Ihnen eine Freude macht, schenken Sie ihm Ihren Fisch“, forderte sie die anderen auf. „Und falls Sie neue Fische brauchen, kommen Sie zu mir, ich habe genügend.“
Es dauerte nicht lange, bis überall Fische die Träger wechselten. Wenn jemand sah, dass eine der Kolleginnen oder ein Kollege bis zum Hals in Arbeit
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