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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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langsamer laufen, aber jetzt müssen sie vor jedem Rennen gewogen werden. Und es gibt eben keine Jockeys, die den Hund zügeln.«
    »Es steckt also gar nichts Aufregendes dahinter?«
    »Mehr oder weniger nein. Rennen Nummer sechs ist bald dran: Was war da der heiße Tip?«
    »Likely Lad. Auf geht’s.«
    Wir trotzten dem Regen und fanden den Eingang zum Wettbereich. Hunderte von Prolos in Jeans, T-Shirts, einige wenige in Lederjacken, drängelten und scharten sich drinnen um die Stände der Buchmacher, die Fernsehschirme, die Bar und die Theke des amtlichen Wettbüros. Baseballkappen, ein beklagenswerter Import aus Amerika, waren die beliebteste Kopfbedeckung. Weggeworfene Wettscheine lagen überall auf dem grünen Teppich verstreut. Wentworth Park liegt zwar mitten im Herzen der Stadt, aber mich erinnerte die Szenerie unwiderstehlich an einen bunten Abend irgendwo in der Pampa.
    »Nicht gerade aufregend«, kommentierte Lizzie.
    »Tja, du wolltest doch Lokalkolorit.«
    Sie fand einen berüchtigten Buchmacher aus einer berüchtigten Buchmacherfamilie und setzte 20 Dollar auf Likely Lad.
    Ich wollte sie gerade anschnauzen, weil sie unsere gesamte Barschaft riskiert hatte, als ich ein bekanntes Gesicht entdeckte. Es war Chicka Chandler mit seinem Freund von vor einigen Tagen, der sich mit einem der Buchmacher unterhielt. Chickas Garderobe war wie gewohnt ein Knaller, diesmal gekrönt von einer Kröterich von Krötinhall Tweed-Kappe. Sein Freund trug einen Anzug. Wer war dieser Typ?
    Ich duckte mich hinter einen Pfosten und zischelte: »Der komische alte Kauz mit der Kappe, da drüben neben dem Typ im Anzug, ist Chicka Chandler. Geh mal hin und stelle dich hinter sie, vielleicht kannst du mitkriegen, über was sie reden.«
    »Wieso?«
    »Ich bin einfach nur neugierig. Schließlich gehört Chicka zu den Leuten, die von Lorraine Lamonts Tod profitieren werden.«
    Lizzie schnaubte verächtlich. »Langsam wirst du paranoid. Der ist doch bloß ein netter kleiner Opa.«
    »Das war Stalin auch, und Ho Chi Minh und Lucky Luciano und...«
    »Schon gut. Ich gehe.«
    »Der Freund heißt Macka«, sagte sie, als sie zurückkam.
    »Ist das alles?«
    »Ja, bis auf eine Kleinigkeit. Chicka hat tausend Dollar auf Likely Lad gesetzt.«
    »Tausend Piepen! Woher hat ein alter Rentner tausend Piepen?«
    »Vielleicht hat der Typ im Anzug sie ihm gegeben.«
    »Wofür wohl?«
    Sie zuckte die Schultern. »Jetzt komm, wir sind schließlich hier, um uns zu amüsieren.«
    Gerade fing es an, wie aus Eimern zu gießen. In einem Anfall von Kreativität hob ich zwei weggeworfene Wettzeitungen auf und fabrizierte daraus zwei Regenhüte.
    »Du erwartest doch nicht etwa, daß ich dieses Ding aufsetze, Syd?« sagte Lizzie und hielt es von sich weg wie ein totes Karnickel.
    »Soweit ich weiß, sind heut abend keine Modefotografen hier. Entweder du nimmst es, oder du wirst naß.«
    Wir setzten die Hüte auf, sahen einander an, fingen an zu lachen, und schließlich stolperten wir völlig außer Atem übers Gelände. Langsam war ich richtig froh, daß ich mitgekommen war.
    Eine Sirene heulte auf, das Rennen Nummer sechs wurde angekündigt, und wir stürmten mit dem Rest der treuen Fans zur Rennbahn. Als die Trompete das Startsignal gab, sprang Likely Lad aus der Startbox, als hätte er Feuer unterm Arsch. Wir schrien und hüpften herum.
    Kurz darauf hatte Likely Lad einen so riesigen Vorsprung, daß die anderen Hunde den Mut verloren und stehenblieben.
    »Sie bleiben stehen!« schrie Lizzie.
    »Prima. Jetzt können wir nicht mehr verlieren!« brüllte ich, ganz außer mir vor Begeisterung, zurück. »Wir werden absahnen! Ganz dicke absahnen.«
    Plötzlich blieb der Hase stehen. Lautloses Entsetzen machte sich auf dem Gelände breit. Dann erhob sich wütendes Gebrüll. Die Hunde kümmerte das nicht: Sie gerieten regelrecht in Ekstase. Einige von ihnen waren jahrelang hinter diesem Hasen hergejagt. Likely Lad, der am nächsten dran war, stürzte sich auf die Hasenattrappe und versuchte, sie in Stücke zu reißen.
    Lizzie und ich sahen dem Gemetzel sprachlos zu.
    »Der Hase ist stehengeblieben«, sagte ich.
    »Seh ich selbst, daß der verdammte Hase stehengeblieben ist! Ich bin ja nicht blind! Und wir sind unser Geld los.«
    »Und wessen Idee war das?« fragte ich.
    »Fang jetzt bloß nicht damit an«, sagte Lizzie warnend.
    Wir waren kurz davor, uns anzuschreien, aber in dem Moment gab die Rennleitung bekannt, daß alle Wetteinsätze auf das letzte Rennen

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