Fish vor die Hunde
mästen.
Eine Empfangsdame namens Tahnee mit wildem, blondiertem Haar, mehr Make-up als Cher, unmöglichen Fingernägeln und einem Outfit, das genau das richtige für eine Disconacht gewesen wäre, beäugte mich mißtrauisch und rief widerwillig bei Dunnett an, der zur Rezeption kam, um mich abzuholen. Vom Kopf bis zu den Wildledertretern ein typischer Stadtplaner, groß und schlaksig, hatte Dunnett den gequälten Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich fragt, wie er im nächsten Jahr die Gebühren für die Privatschule bezahlen soll.
Er hatte mausgraues Haar, das sich zu lichten begann, einen schütteren, selbstgefälligen Spitzbart und einen Mund, der an einen Katzenarsch erinnerte. Ich rätselte kurz, warum so viele Beamte hartnäckig an ihren Bärten festhalten: vielleicht war 1968 das beste Jahr ihres Lebens.
Nachdem Dunnett hinter seinem Schreibtisch auf Distanz gegangen war, nahm er eine Kaffeetasse namens Ralph in die Hand und fragte mich, was er für mich tun könne. Ich erklärte ihm, ich sei mit der Untersuchung des Todes von Paula Prince beauftragt und habe gerüchteweise gehört, im Zusammenhang mit dem Antrag auf Baugenehmigung habe es gewisse Unregelmäßigkeiten gegeben.
Während er mit weißen Knöcheln Ralph umklammert hielt, versicherte er, er habe nicht die geringste Ahnung, wovon ich spreche. Ich sagte, die Leute sprächen davon, daß der Council die gewerbliche Nutzung der Surrey Street genehmigen wolle, obwohl sie nach dem im Amtsblatt veröffentlichten Bebauungsplan ganz eindeutig in einem reinen Wohngebiet liege.
Er sagte, das sei eine Verleumdung und im übrigen vollkommen unwahr. Vielleicht, räumte ich ein, aber jedenfalls sagten das die Leute.
»Welche Leute?« wollte er wissen.
»Gewisse Abgeordnete zum Beispiel«, sagte ich, um die Vision der Unabhängigen Kommission zur Untersuchung von Korruption, oder UKUK, wie sie in Insiderkreisen genannte wurde, heraufzubeschwören. Gegen mehrere Stadträte von Sydney wurde wegen Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Grundstücksgeschäften ermittelt, bei denen es um viele Millionen Dollar ging, und Dutzende von Ratsherren und Verwaltungsangestellten sahen ihre Felle davonschwimmen.
Ich hatte ihn bereits ins Schwitzen gebracht, also heizte ich ihm noch ein bißchen mehr ein: »Mal abgesehen von Paula Prince, die, wie Sie wahrscheinlich wissen, vorige Woche ermordet worden ist.«
»Über die politischen Richtlinien entscheide ich nicht«, protestierte er. »Das ist die Aufgabe des Council.«
»Welchen Ansprechpartner würden Sie mir denn empfehlen, Ralph?«
Er stand auf und setzte seine Tasse vorsichtig ab: »Ich glaube, Sie sollten jetzt gehen.«
»Ölen Sie schon mal den Reißwolf, Ralph«, sagte ich, während ich mich erhob. »Sie werden ihn brauchen.«
Es war, als wenn man eine Granate in ein Haus schmeißt und darauf wartet, daß sie hochgeht.
Vorsichtig ließ ich die Tür einen Spalt offen, ging geräuschvoll weg, dann kam ich auf Zehenspitzen zurück und ging auf dem Flur vor seinem Büro auf Lauschposten. Dunnett gab mir zwei Minuten, dann nahm er das Telefon ab, wählte und sagte: »Ist er da?«
Pause.
»Ralph Dunnett. Es ist dringend.«
Pause.
»Irgend so ne Arschgeige namens Syd Fish war grad hier. Sagt, er ist Privatdetektiv, Paula Prince hätte ihn engagiert.«
Pause.
»Das weiß ich selbst, aber er sagt, er hat den Fall noch nicht abgeschlossen.«
Pause.
»Er hat läuten gehört, bei der Surrey-Street-Sache wär Schiebung im Spiel.«
Pause.
»Paula Prince hat’s offenbar herumposaunt, dieses Miststück. Und irgendein Abgeordneter.«
Pause.
»Keine Ahnung, wer, das hat er nicht verraten. Der Scheiß-Farley vermutlich. Er droht mit dem UKUK.«
Pause.
»Ich bin nicht panisch, ich sag dir nur Bescheid.«
Pause.
»Ich werd mich hüten. Wiedersehen.«
Ich verfluchte die Beamten und ihre Vorsicht. Dunnett steckte mit irgend jemandem beim Council unter einer Decke, aber mit wem?
Es war inzwischen so spät, daß Julia von ihrem Job an der Kunsthochschule schon zurück sein mußte, und da ihr Haus auf meinem Weg lag, fuhr ich vorbei. Ich brauchte ein bißchen Normalität. Toby meldete kläffend meine Ankunft, und Julia erschien mit Kopftuch und einem tonverschmierten Overall an der Haustür. Sie war überrascht, mich zu sehen: Es ist eigentlich nicht meine Art, unangemeldet bei Frauen aufzukreuzen.
Irgend etwas an meinem Gesichtsausdruck beunruhigte sie, und sie packte Toby beim
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