Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
auf der Flucht verbracht: Zu meinen Lieblingserinnerungen gehörte das nicht.
    »Was ist eigentlich aus den Hunden geworden, Syd?«
    »Sie wurden von ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgefordert«, sagte ich wichtigtuerisch, und Tracy kicherte. Es tat immer noch weh: Ich mag es nun mal nicht, wenn heimtückische Ganoven mit abgesägten Knarren auf meinen Bauch zielen, aber, um mal das Positive zu sehen, mein Honorar habe ich bekommen.
    Lola Masons Friseursalon in Double Bay war ganz in Schwarz und Silber gehalten, mit Marmorkonsolen, auf denen riesige Liliensträuße standen, und Marmorböden. Frauen mit scheußlich riechenden Chemikalien und sonderbaren Geräten auf dem Kopf saßen herum, blätterten in Magazinen, tratschten und tranken Kaffee, während im Hintergrund beruhigende New-Age-Musik lief.
    Sämtliche Haarstylisten waren umwerfend, die Jungs sogar noch schöner als die Mädchen, und trugen modisch ausgefallene Frisuren. Das hier war ein Wallfahrtsort, nicht für die Jugend, sondern für die Jugendlichkeit.
    Von Blush vorgewarnt, zuckte Lola Mason mit keiner Wimper, als ich mit einer Punkerin im Schlepptau auftauchte. »Oh, hallo, Sydney, und...?«
    »Tracy«, sagte ich. »Ich glaube, Blush hat angerufen...«
    Die Andeutung reichte. Lola war gescheit und weltgewandt, und sie war mir für Paula was schuldig und wußte das: Diese Gefälligkeit ging auf Kosten des Hauses. Sie winkte einer jungen Frau von strenger Eleganz und gurrte: »Renee, Darling, kümmerst du dich bitte um...?«
    »Tracy«, zwitscherte Tracy.
    Renee, deren Haut so weiß und glatt war, daß sie aussah wie eine unbekannte Metallegierung aus dem Weltraum, zauberte den Anflug eines Lächelns auf ihre magentarotglänzenden Lippen. Hochgewachsen, mit hängenden Schultern und schlechter Haltung, sah sie aus, als ob man sie durch eine enge Röhre gezogen hätte. Die Gesamtwirkung war eigentümlich anziehend. Eines Tages würde ihr jemand eine Rolle als Vampir in einem Avantgardefilm geben.
    Tracy begriff, was sich abspielte, und wurde fast ohnmächtig vor Befangenheit — seit ihrer Taufe hatte ihr niemand mehr soviel Aufmerksamkeit zuteil werden lassen dann gewannen Neugier und Vergnügen die Oberhand. Strahlend ließ sie sich von Renee wegführen. Sie drehte sich nicht mehr um — ich war schon vergessen.
    »Wie lange?« fragte ich Lola.
    Sie zog ein Gesicht. »Zwei Stunden mindestens. Dieses Haar...«
    Als ich ging, starrte Tracy gebannt das Spiegelbild von Renee an, die hinter ihr stand, eine Strähne des gebleichten blonden Haares wie eine tote Ratte hochhielt und einen angewiderten Flunsch zog.
    Während Lolas dienstbare Geister Tracy in der Mangel hatten, ging ich in eine Kneipe. Ich habe zwar nicht allzuoft Gewissenskonflikte, aber wenn sie auftreten, hat sich herausgestellt, daß Kneipen der beste Ort sind, um sie zu lösen. Kneipen sind voll mit Leuten, die vor der Wirklichkeit fliehen. Man selbst braucht sich nur noch zu entscheiden, welche Sorte Fluchtmittel man trinken will.
    Außerdem konnten Leggett, Bray und Bryan Hassall mich hier nicht finden.
    Ich saß an der Bar, knabberte Erdnüsse, verfolgte im Fernsehen ein Tennisspiel und kippte mir zu viele Halbe hinter die Binde, ließ mich von den typischen Kneipenlangweilern vollquatschen und von ein paar Rentnern, die knapp bei Kasse waren, zwei Dollar abschnorren. Es war ausgesprochen angenehm. Die ungemütlichen, mit aufgeplatztem Plastik bezogenen Barhocker, der braunrote, biergetränkte Teppichboden und die abgestandene Luft störten mich überhaupt nicht. Es war eine Zufluchtsstätte.
    Abgesehen von einer halbherzigen Rauferei und dem Aufjaulen von Feuerwehr- und Krankenwagensirenen, offenbar unterwegs zu einem kleineren Brand ganz in der Nähe, herrschte Frieden in der Kneipe. Um fünf Uhr riß ich mich los, winkte all meinen neugewonnenen Freunden zu und fuhr wieder nach Double Bay, um die Kleine abzuholen. Ich war einer Entscheidung nicht näher gekommen.
    Als ich die Glastür von Lola Masons Temple de Beauté aufstieß, dachte ich zuerst, Tracy hätte keine Lust mehr gehabt zu warten und sei schon weg. Ich erkannte das hübsche junge Ding mit dem glatten platinblonden Haar, das streng zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, nicht wieder. Irgendein Zauberer oder eine Hexe hatte ihr auch ein neues Gesicht verpaßt. Die ganze weiße Schmiere war verschwunden, und über den hohen Wangenknochen wirkten die braunen Augen riesengroß. Jetzt verstand ich, warum manche Friseure

Weitere Kostenlose Bücher