Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Rebeccas Augen glitzern. Um ihre Rührung zu verbergen, gähnte sie laut.
Ich nahm Stefan die Pistole aus der Hand, setzte sie an meine Schläfe.
»Und mich liebt keiner«, sagte ich mit ersterbender Stimme.
»Stimmt nicht«, schrie Stefan und warf sich auf mich. Aber es war zu spät. Ich hatte bereits abgedrückt.
Das Wasser rann mir die Schläfe herab.
Stefan schien einer Ohnmacht nahe. Rebecca und ich brachen in hemmungsloses Gelächter aus, während er sich mit aschfahlem Gesicht auf die Bank fallen ließ.
»Ich verstehe das nicht«, stammelte er.
»Es ist die Wasserpistole unseres kleinen Bruders«, erklärte Rebecca ihm bereitwillig. »Was für ein Tag. Ich geh’ jetzt in die Falle. Wo ist eigentlich Jack?«
»Liegt im Bett und schläft wie ein Baby«, sagte ich. »Der wird sich schön ärgern, wenn wir ihm erzählen, was er alles verpasst hat.«
»Mein Magen«, ächzte Stefan. »Ich kann nicht glauben, was ich gerade erlebt habe. Ich dachte, gleich pfeift uns eine Kugel um die Ohren. O Gott, ich hab’ mir vor Angst beinahe in die Hosen gepinkelt!«
»Ich fand dich ziemlich cool«, sagte ich. »Jedenfalls dafür, dass du nicht wusstest, dass es sich um eine Wasserpistole handelte!«
Stefan sah mich wütend an. »Wenn ich jetzt einen Tag flachliege, dann ist das ganz allein deine Schuld! Mein Magen spielt völlig verrückt. Ich brauche mein Magenmittel. Und wenn ich das genommen habe, haben wir noch was zu bereden.«
»Wie romantisch«, sagte Rebecca und zwinkerte mir zu. »Na, dann gute Nacht – oder was noch davon übrig ist.«
Sie verschwand in unserer Kabine, Stefan in seiner. Ich hörte ihn dort herumkramen und leise fluchen. Schließlich kam er wieder heraus.
»Ich kann’s nicht finden«, sagte er. »Ich kann das verdammte Pulver nicht finden.«
Mir schwante nichts Gutes. »Magenmittel, sagst du?«
Stefan nickte. »Es ist verschwunden. Dabei weiß ich genau, dass ich’s hatte. Jede Menge Tütchen, in braunes Packpapier gewickelt. Für alle Fälle.«
»Dass du so was selber konsumierst, hätte ich nicht gedacht«, sagte ich. Nun ja, sein sogenanntes Magenmittel sorgte vermutlich gerade für wilde Partys bei den Ostseefischen. Früher oder später musste er es erfahren.
»Braunes Packpapier?«, wiederholte ich. »Kleine Tütchen mit Pulver?«
Stefan nickte. »Man rührt es in lauwarmes Wasser. Im Magen bildet es eine Art Schutzfilm. Eigentlich hätte ich es vorbeugend einnehmen sollen, täglich.«
Was für eine Story – gar nicht mal schlecht. Aber letzten Endes an den Haaren herbeigeholt.
»Das glaube ich dir nicht«, sagte ich. »Man packt harmlose Medikamente doch nicht in Packpapier und versteckt sie im Schrank.«
Stefan hob die Augenbrauen. »Muss ja nicht gleich jeder sehen, dass ich einen empfindlichen Magen habe. Woher weißt du, wo ich es versteckt hatte?«
Jetzt war es also so weit. Die große Aussprache stand unmittelbar bevor. Leider war ich nicht annähernd so cool, wie ich es mir gewünscht hätte. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, meine Knie zitterten. Darüber ärgerte ich mich. Das war doch wohl verrückt, am Ende hatte ich wegen dieser Sache tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Nein, so weit durfte es nicht kommen. Der Verbrecher war immer noch er .
»Ich hab’s ins Meer geschmissen«, sagte ich tapfer und sah Stefan in die Augen. Es war mir, als flackerte sein Blick hinter der Brille unsicher. »Ich wollte es dir die ganze Zeit sagen, aber ich hab’ mich nicht getraut. Ich dachte, das Zollschiff würde das Boot durchsuchen. Dann hätten sie das Paket gefunden, und du säßest jetzt im Gefängnis.«
Stefan tat, als verstünde er kein Wort. »Hast du gerade gesagt, du hast mein Magenpulver ins Meer geworfen?«
Ich zuckte die Schultern. »Wenn du es denn Magenpulver nennen willst.«
»Wie sonst?«
»Was weiß denn ich! Bin ich hier der Fachmann oder du?« Für dumm verkaufen ließ ich mich nicht.
Stefan packte mich an den Schultern und schüttelte mich sachte. »Jetzt mal ganz von vorne. Warum hast du mein Magenpulver ins Meer geworfen?«
»Weil ich nicht wollte, dass du im Gefängnis landest«, erwiderte ich und spürte, wie ich errötete. Dieser Satz kam praktisch einer Liebeserklärung gleich.
Stefan packte mich fester. »Was redest du da?«
»Au!« Jetzt bekam ich es mit der Angst zu tun. »Ich weiß, du bist ruiniert«, sagte ich hastig. »Aber du könntest deinen Wagen verkaufen, vielleicht könnte ich dir sogar was dazugeben. Und dann
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