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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wollte dir nur zeigen, wie leicht es geht, wenn du dich nicht so verbissen darauf konzentrierst.
    Ich spürte nach seiner Gabe. Das ist mehr Euer Verdienst als meiner, ließ ich ihn wissen, während ich die Treppe hinaufstieg.
    Du bist verärgert. Das kann ich verstehen. Von nun an werde ich dafür sorgen, dass du weißt, wenn ich dich begleite. Soll ich dich jetzt heute allem Weiteren überlassen?
    Nun tat mir meine Überempfindlichkeit leid. Nein. Noch nicht. Bleibt bei mir, wenn ich Eu ren Vater besuche, damit wir sehen, wie lange wir die Verbindung aufrecht erhalten können.
    Ich spürte seine Zustimmung. Vor König Listenreichs Tür blieb ich stehen und balancierte das Tablett auf einer Hand, während ich mit der anderen notdürftig mein Wams glattzog und mir das Haar zurückstrich. Mein Haar - in letzter Zeit war es zu einem Problem geworden. Während ich im Bergreich von Fieberanfällen geschüttelt das Bett hüten musste, hatte Jonqui es kurz geschoren. Inzwischen war es nachgewachsen, und ich wusste nicht, ob ich es zurückbinden sollte wie Burrich und die Soldaten der Garde, oder ob ich es schulterlang tragen sollte, als wäre ich noch ein Page. Für den halben Zopf eines Kindes war ich viel zu alt.
    Binde es zurück, Junge. Ich würde sagen, du hast dir das Recht verdient, dein Haar zu tragen wie ein Krieger. Fang nur nicht an, ein Gewese darum zu machen und es zu öligen Locken zu kräuseln wie mein Brüderchen.
    Ich verkniff mir das Grinsen, das sich auf meinem Gesicht breitmachen wollte, und klopfte an der Tür des Königs.

    Ich wartete eine Weile, dann klopfte ich erneut und lauter.
    Melde dich an und geh hinein, schlug Veritas vor.
    »Ich bin es, FitzChivalric, Majestät. Ich bringe Euch etwas von der Köchin.« Als ich die Klin ke niederdrückte, bewegte sich die Tür nicht. Sie war von innen verschlossen.
    Das ist eigenartig. Es war nie meines Vaters Art, seine Tür zu verriegeln. Eine Wache davorzustellen, ja, aber nicht sie zu verriegeln und sich taub zu stellen, wenn jemand klopft. Kannst du das Schloss aufbekommen?
    Vielleicht. Aber erst versuche ich es noch einmal so. Diesmal nahm ich die Faust, damit niemand behaupten konnte, er habe nichts gehört.
    »Geduld, Geduld«, zischte von drinnen eine Stimme, und wahrhaftig wurde unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt, bis nach umständlichem Hantieren an Riegeln und Schlössern die Tür sich eine Handbreit auftat. Wallace äugte hindurch wie eine Ratte aus ihrem Loch. »Was wollt Ihr?«, fragte er vorwurfsvoll.
    »Eine Audienz bei Seiner Majestät.«
    »Der König ruht. Oder hat geruht, bis Ihr mit Eurem Hämmern und Rufen gekommen seid. Schert Euch fort!«
    »Einen Moment noch.« Ich schob den gestiefelten Fuß in den Spalt. Mit der freien Hand bog ich den Kragen des Wamses auf, unter dem die Rubinnadel steckte, die ich so gut wie immer bei mir hatte. Währenddessen klemmte die Tür meinen Fuß ein, obwohl ich, so gut es ging, die Schulter dagegenstemmte, ohne das beladene Tablett zu gefährden. »Diese Nadel habe ich vor Jahren von König Listenreich bekommen, und er hatte mir damals versprochen, dass, wann immer ich sie vorzeige, würde man mich zu ihm lassen.«
    »Auch wenn er schläft?«, fragte Wallace schnippisch.
    »Ich kann mich an keine Einschränkungen erinnern. Fühlst du dich berufen, an seinen Worten herumzudeuteln?« Ich musterte
ihn finster. Nach kurzem Zögern brach sein Widerstand, und er trat zurück.
    »Nun gut, dann kommt herein. Kommt herein und seht Euren König schlafend im Bett liegen, wie er für die Anstrengungen des kommenden Tages Kraft sammelt. Doch weckt Ihr ihn auf, werde ich als sein Heiler ihm nahelegen, Euch dieses hübsche Schmuckstück wegzunehmen und dafür zu sorgen, dass Ihr ihn nie wieder belästigt.«
    »Das kannst du halten, wie’s dir be liebt. Und sollte mein König es wünschen, werde ich auch keinen weiteren Einspruch erheben.«
    Mit einer höhnischen Verbeugung gab er mir den Weg frei. Liebend gern hätte ich ihm mit der flachen Hand das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht gewischt, doch ich zwang mich, da rüber hinwegzusehen.
    »Wun derbar«, erregte er sich, als ich an ihm vorbeiging. »Gerade nun süßes Gebäck, um seine Verdauung auch noch zu belasten und ihn noch mehr zu schwächen. Wie fürsorglich Ihr seid.«
    Ich beherrschte mich. Listenreich befand sich nicht in sei nen Wohnräumen. Dann vielleicht im Schlafgemach?
    »Ihr scheut Euch nicht, ihn selbst bis dorthin zu verfolgen?

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