Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote
ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich versuchte dem Narren mit einem entschiedenen Blick unter gerunzelten Augenbrauen verständlich zu machen, dass es mir lieb wäre, er würde sich entfernen, aber dem zum Trotz beugte er sich in teressiert vor und zwin kerte mir spöttisch zu, wäh rend er sei nen Kopf an des Königs Knie ge lehnt hatte. Ich schluckte meinen Ärger hinunter und sah den König an.
»Du magst sprechen, FitzChivalric«, sagte er förmlich.
Ich schluckte. »Majestät, ich bitte um die Erlaubnis zu heiraten.«
Der Narr riss die Augen auf, aber Listenreich lächelte so gütig, als wäre ich ein Kind, das um Süßigkeiten gebettelt hätte. »So so. Endlich ist es he raus. Aber si cherlich möchtest du der Dame erst den Hof machen?«
Mein Herz pochte ganz wild in meiner Brust. Die wissende Miene des Königs verwirrte mich zwar, aber er schien auch erfreut zu sein, sehr erfreut. Hoffnung keimte in mir auf. »Mit Verlaub, Majestät, ich habe be reits begonnen, ihr den Hof zu machen. Keinesfalls war es mei ne Absicht, Eurer Entscheidung vorzugreifen. Es hat sich - so ergeben.«
Er lachte gutmütig. »Ja, so geht es manch mal. Allerdings, weil du dich nicht früher geäußert hast, fragte ich mich schon, welches deine Absichten wären und ob das Fräu lein sich womöglich etwas vorgemacht hätte.«
Mein Mund wurde trocken. Ich konnte nicht at men. Wie viel wusste er? Der König schmunzelte über meine Verstörtheit.
»Ich habe keine Einwände. Genaugenommen bin ich erfreut über deine Wahl …«
Das Lächeln, das sich über mein Gesicht ausbreitete, wurde mir in einer Grimasse des Narren widergespiegelt. Ich fühlte mich, als wäre mir ein Stein vom Herzen gefallen, bis Listenreich weitersprach:
»… doch ihr Vater sperrt sich. Er hat mich wis sen lassen, er möchte die Angelegenheit hinausschieben, wenigstens bis ihre älteren Schwestern vermählt sind.«
»Wie bitte?« Ich brachte die Worte kaum heraus; in meinem Kopf drehte sich alles. Listenreichs leutselige Miene verschwamm vor meinen Augen.
»Deine Auserwählte macht ihrem Namen, wie es scheint, alle Ehre. Am selben Tag, an dem du nach Bocksburg aufgebrochen warst, hat Zelerita ihren Vater gebeten, um dich werben zu dürfen. Ich glaube, du hast durch dein mutiges Verhalten Virago gegenüber ihr Herz gewonnen. Doch Brawndy hat es ihr aus dem genannten Grund verboten. Wenn ich recht verstehe, hat die junge Dame mit allen Mitteln versucht, ihren Kopf durchzusetzen, aber Brawndy ist ein energischer Mann. Allerdings hat er Uns Nachricht zukommen lassen, damit Wir keinen Anstoß nehmen. Er wollte Uns wissen lassen, dass er nicht prinzipiell gegen diese Verbindung ist, nur will er eben nicht, dass sie vor ihren Schwestern in den Ehestand tritt. Ich gebe ihm Recht. Sie zählt, glaube ich, erst vierzehn Jahre?«
Mir blieben die Worte im Halse stecken.
»Schau nicht so niedergeschmettert drein, Junge. Ihr seid beide jung und habt noch viel Zeit. Auch wenn er keine offizielle Werbung erlaubt, wird er nicht verbieten wollen, dass ihr euch hin und wieder seht.« Diese Duldsamkeit in der Stimme des Königs, diese warmherzige Nachsicht. Der Blick des Narren huschte zwischen uns hin und her. Ihm war nicht anzusehen, was er dachte.
Ich zitterte, wie es mir seit Monaten nicht mehr passiert war. Etwas musste ich tun, um dieses Missverständnis aufklären, durfte keinesfalls zulassen, dass alles noch schlimmer wurde, als es schon war. Ich zwang mich zur Ruhe und fand die Sprache wieder: »Majestät, das ist nicht die Frau, die ich meinte.«
Eisiges Schweigen. Des Königs Züge verdüsterten sich. Wäre ich nicht so verzweifelt gewesen, hätte ich nicht gewagt, den Blick zu ihm aufzurichten, so aber schau te ich ihn fle hend an und betete, er möge Verständnis haben. Als er sich nicht äußerte, sprach ich weiter:
»Majestät, die Frau, die ich mei ne, ist zurzeit eine Dienst magd, doch eigentlich …«
»Schweig.«
Nur ein Schlag ins Gesicht hätte schärfer sein können. Ich verstummte.
Listenreich musterte mich sorgfältig von oben bis unten. Die nächsten Worte sprach er mit allem Nachdruck des Monarchen. Ich glaubte sogar den zwingenden Unterton der Gabe in sei ner Stimme wahrzunehmen. »Hör ge nau zu, was ich dir sage, FitzChivalric. Brawndy ist mein Freund und auch einer meiner Herzöge. Weder er noch sei ne Tochter sollen von dir eine Be leidigung oder Zurückweisung erfahren. Vorläufig wirst du nie mandem den Hof machen. Niemandem. Ich rate dir,
Weitere Kostenlose Bücher