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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erstickte.
    Ich stemmte mich mit allen meinen Sinnen dagegen.
    Instinktiv gebrauchte ich die Macht der Gabe, um mich von dieser Kraft so heftig abzustoßen, wie ich nur konnte. Dennoch
war ich der jenige, dessen Körper von jener Kraft nach hinten geschleudert wurde und in einer Bilge zwischen den Sitzbänken und den Füßen der anderen Ruderer landete. Ich sah aber auch den unheimlichen Fremden auf dem weißen Schiff taumeln, schwanken und dann über die Reling fallen. Aber ich konnte weder erkennen, ob er wieder auftauchte, noch ob er gerettet wurde.
    Ich hatte auch keine Zeit, mich darum zu kümmern. Die Roten Korsaren rammten uns mittschiffs. Ruder zersplitterten, die Männer stürzten schreiend übereinander. Und während die Outislander von ihrem Schiff auf unseres sprangen, johlten sie siegesgewiss und verhöhnten uns mit ihrem Gelächter. Ich raffte mich schnell wieder auf, hechtete zu meiner Bank und griff nach der Axt. Um mich herum befreiten sich auch die anderen von ihrer Erstarrung und stellten sich dem Feind. Wir wa ren nicht klar zum Ge fecht, aber auch nicht mehr gebannt vor Angst. Blanker Stahl begegnete den Enternden, und der Kampf begann.
    Kein Ort auf der Welt ist so finster wie das offene Meer bei Nacht. Es ist fast un möglich, Freund und Feind zu unterscheiden. Ein Mann prallte gegen mich, ich krallte die Finger in das Leder seiner fremdartigen Rüstung, rang ihn nieder und erwürgte ihn. Nach dem kurzen Augenblick der plötzlichen Empfindungslosigkeit, den ich erlebt hatte, bereitete es mir eine grausame Befriedigung, nun zu fühlen, wie sein Entsetzen gegen meine Sinne brandete. Ich glaube, alles ging sehr schnell. Als ich mich aufrichtete, war das feindliche Schiff im Begriff, sich von uns zu lösen. Nur die Hälfte der Ruder war besetzt, und auf unserem Deck wurde noch immer gekämpft, aber der Be fehlshaber ergriff die Flucht und überließ seine Männer ihrem Schicksal. Unser Kapitän schrie, wir sollten sie erschlagen und die Verfolgung des Roten Korsaren aufnehmen, doch bis wir die letzten Gegner getötet und die Leichen über Bord geworfen hatten, war das feindliche Schiff bereits in der
Dunkelheit verschwunden. Justin war mit dem Leben davongekommen, jedoch übel zugerichtet und vorerst nicht in der Lage, mit Serene Verbindung aufzunehmen. Ohnehin bestand eine Ruderreihe nur noch aus zersplitterten Trümmern. Der Kapitän trieb uns mit wüsten Flüchen an, neue Ruder zu verteilen und auszubringen, doch zu einer Verfolgung war es zu spät. Auf sein Kommando hörten wir auf zu spre chen und wagten kaum zu at men, doch wir sahen und hörten nichts. Ich stellte mich auf mei ne Seekiste und drehte mich langsam einmal um die eigene Achse. Eine leere schwarze Wasserfläche erstreckte sich nach allen Richtungen. Von dem feindlichen Schiff keine Spur, doch etwas anderes versetzte mich noch mehr in Erstaunen. »Das weiße Schiff hat vor Anker gelegen, aber es ist auch nicht mehr da.«
    Alle Köpfe wandten sich mir zu. »Ein weißes Schiff?«
    »Geht es dir gut, Fitz?«
    »Ein Rotes Schiff, Junge, es war ein Rotes Schiff, das uns angegriffen hat.«
    »Sprich nicht von ei nem weißen Schiff. Ein weißes Schiff zu sehen bedeutet den Tod. Es bringt Unglück.« Nonge zischte es mir zu. Ich machte den Mund auf, um einzuwenden, ich hätte ein wirkliches Schiff gesehen und kein Omen irgendeiner Katastrophe. Er schüttelte warnend den Kopf, wandte sich ab und starrte aufs schwarze Meer hinaus. Ich machte den Mund zu und setzte mich nachdenklich wieder hin. Kein anderer hatte es gesehen. Keiner sprach von der entsetzlichen Angst, die uns ergriffen und willenlos gemacht hatte. Die Geschichte, die nach unserer Rückkehr in den Wirtshäusern die Runde machte, berichtete nur von einem Gefecht mit einem Roten Schiff, das die Flucht ergriff, als es unsere Überlegenheit erkannte. Keinerlei Beweise blieben von diesem Vorfall zurück, außer einigen gesplitterten Rudern, ein paar Blessuren und dem Blut auf den Decksplanken.

    Als ich mit Ve ritas und Nachtauge Rücksprache hielt, hat te keiner von beiden etwas gesehen. Veritas erzählte mir davon, wie ich ihn ausgeschlossen hätte, sobald wir das feindliche Schiff sichteten. Nachtauge gab nur widerwillig zu, dass auch er mich nicht mehr hatte erreichen können. Nonge ließ sich nicht bewegen, mir Genaueres über die geheimnisvollen weiße Schiffe zu erzählen, doch er war ohnehin ein wortkarger Geselle. Später stieß ich in einer Aufzeichnung alter Märchen und

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