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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hier. Ich möchte, dass du mit Kettricken und mir vor den König hintrittst. Als Zeuge.«
    Ich war ganz und gar erleichtert. Dann ging es also nicht um Zelerita. »Zeuge wofür, Hoheit?«
    Er schaute mich an, als wunderte er sich über mei ne Begriffsstutzigkeit. »Ich bitte den König um Erlaubnis, zu einer Forschungsreise aufbrechen zu dürfen. Um die Uralten zu suchen und mit der Hilfe zurückzukehren, deren wir so dringend bedürfen.«
    »Oh.« Ich hätte den Pagen bemerken sollen, der ganz in Schwarz gekleidet und mit Schriftrollen und -tafeln beladen war. Das Gesicht des Knaben war blass und starr, höchstwahrscheinlich hatte er nie etwas Aufregenderes für Veritas tun müssen, als seine Stiefel zu polieren. Rosemarie, frisch gewaschen und in Kettrickens Farben, erinnerte mich an ein frühlingsfrisches Radieschen. Ich lächelte dem pausbäckigen Mädchen zu, doch es begegnete mir mit einem ernsten Blick.
    Veritas hatten unterdessen angeklopft. »Einen Moment«, ertönte eine Stimme. Wallace. Er öffnete vorsichtig, lugte durch den Spalt hindurch und erkannte, dass es der Kronprinz war, den er warten ließ. Erst nach ei nem Augenblick verräterischen Zögerns riss er die Tür weit auf.
    »Hoheit«, stammelte er, »ich habe Euch nicht erwartet. Will sagen, ich bin nicht informiert worden, dass Seine Majestät …«
    »Deine Anwesenheit ist nicht erwünscht, du darfst dich entfernen.« Für gewöhnlich pflegte Veritas nicht einmal einen Pagen derart brüsk abzufertigen.
    »Aber... Seine Majestät braucht mich vielleicht...« Der Blick des Mannes huschte durchs Zimmer. Er fürchtete etwas.

    Veritas’ Augen verengten sich. »Falls er deiner bedarf, werde ich veranlassen, dass man dich holt. Du hast mei ne Erlaubnis, vor der Tür zu warten. Halte dich bereit, falls ich rufe.«
    Nach einem Moment der Unschlüssigkeit trat Wallace auf den Gang hinaus und bezog dort Posten, während wir allesamt eintraten. Veritas schloss eigenhändig die Tür. »Der Mann gefällt mir nicht«, bemerkte er laut genug, um draußen gehört zu werden. »Kriecherisch und schleimerhaft unterwürfig - ein widerwärtiger Charakter.«
    Der König befand sich nicht in seinem Wohnzimmer, doch plötzlich erschien der Narr in der Tür des Schlafgemachs. Er riss die Augen auf, grinste von einem Ohr zum anderen und verbeugte sich mit vollendeter Grandezza bis zum Boden. »Majestät! Erwacht! Wie ich vorhergesagt habe - die Musikanten sind gekommen.«
    »Narr«, grollte Veritas mahnend, aber es war ein gut mütiger Tadel. Er schritt an ihm vorbei und wehrte die theatralischen Versuche ab, die der Narr unternahm, den Saum seines Gewandes zu küssen. Kettricken verbarg ihr Lächeln hinter vorgehaltener Hand und folgte ihrem Gemahl. Als ich mich ihnen anschloss, wäre es dem Narren um ein Haar ge lungen, mich mit dem vorgestreckten Fuß zu Fall zu bringen. Ich konnte es verhindern, aber dafür geriet ich beim Eintreten dennoch fast ins Stolpern und wäre beinahe mit Kettricken zusammengestoßen. Der Narr grinste über mei nen Auftritt und zwinkerte mir zu, worauf er zum Bett hüpfte, nach des alten Mannes Hand griff und sie mit aufrichtiger Zärtlichkeit streichelte. »Majestät? Majestät? Ihr habt Besucher.«
    Listenreich regte sich und tat einen tiefen Atemzug. »Wie? Was denn? Veritas? Zieh die Vorhänge auf, Narr, wie soll ich erkennen, wer ge kommen ist. Tochter? Fitz? Was hat das alles zu bedeuten?« Seine Stimme war schwach und hatte einen missmutigen Unterton, doch entgegen meinen Befürchtungen schien er verhältnismäßig
wohlauf zu sein. Als der Narr die Bettvorhänge aufzog und ihm Kissen in den Rücken schob, fand ich mich einem Mann gegenüber, der älter aussah als Chade. In ihren späten Jahren trat die Ähnlichkeit zwischen den beiden Halbbrüdern immer deutlicher hervor, denn im abgemagerten Gesicht des Königs erkannte man deutlich die Brauen und Wan genknochen des Bastards. Die Augen unter diesen Brauenbögen waren zwar scharf, wirkten aber müde. »Nun, worum geht es?«, verlangte er zu wissen, und sein Blick wanderte von einem zum anderen.
    Veritas verbeugte sich sich in aller Form tief nach unten und Kettricken folgte seinem Beispiel mit einem Hofknicks. Ich nahm ihr Verhalten als Fingerzeig, ließ mich auf ein Knie nieder und verharrte in der Folge so mit gesenktem Kopf. Trotzdem brachte ich es fertig, aus den Augenwinkeln das weitere Geschehen zu verfolgen. Veritas ergriff das Wort: »Herr Vater, mein König - ich komme, um

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