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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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vergessen haben wie ich. Ich sagte mir dann aber, dass die ser Besuch ja nicht aus persönlichen Gründen erfolgte - sondern ich tat es für Kettricken und Veritas. Dann klopfte ich an. Wallace ließ mich widerstrebend ein. Der König saß in sei nem Lehnstuhl am Feuer, der Narr kauerte zu sei nen Füßen und starrte nachdenklich in die Flammen. Als ich eintrat, schauten beide auf. König Listenreich schien erfreut zu sein. Er deutete auf einen Stuhl und forderte mich auf, ihm zu be richten, wie mein Tag verlaufen sei. Auf mei nen verwunderten Blick schenkte der Narr mir ein bitteres Lächeln. Ich setzte mich hin und wartete.
    König Listenreich schaute gütig auf mich nieder. »Nun, mein Junge? Hattest du einen angenehmen Tag? Lass hören.«

    »Ich hatte einen - sorgenvollen Tag, Majestät.«
    »Ach, wirklich? Nun, dann empfehle ich dir meinen Tee. Er wirkt wunderbar beruhigend. Narr, bring meinem Jungen hier einen Becher Tee.«
    »Sehr gern, mein König. Ich tue es für Eu ren Gast sogar noch lieber als für Euch selbst.« Über raschend lebhaft sprang der Narr vom Boden auf. Eine dickbauchige Teekanne stand zum Wärmen in der Asche am Rand des Feuers. Der Narr schenkte daraus ein und reichte mir den Be cher. »Trinkt, folgt dem Bei spiel unseres Königs, und Ihr werdet so heiter wie er.«
    Ich führte den Becher an die Lippen, atmete den Dampf ein und tauchte die Zungenspitze in die Flüssigkeit. »Ein wohlschmeckendes Getränk, aber macht Frohblüte nicht abhängig?«
    Er lächelte jovial. »Nicht in so geringer Dosis. Wallace hat mir versichert, es ist gut für meine Nerven und fördert meinen Appetit.«
    »Ja, wundersam fördert es den Appetit, denn je mehr man trinkt, desto durstiger wird man. Trink aus, Fitz, denn unzweifelhaft wirst du bald Gesellschaft haben, und je mehr du trinkst, desto weniger musst du tei len.« Mit ei ner Geste gleich ei ner sich ent faltenden Blüte wies der Narr zur Tür, eben als sie aufflog, um Edel einzulassen.
    »Ah, noch mehr Gäste.« König Listenreich gluckste vergnügt. »Wir wollen uns einen schönen Abend machen. Setz dich, mein Junge, setz dich. Fitz hat uns ge rade erzählt, sein Tag wäre unerfreulich gewesen, deshalb habe ich ihm einen Becher Tee zur Stärkung angeboten.«
    »Er wird ihm bestimmt guttun«, meinte Edel liebenswürdig und fragte, zu mir gewandt: »Ein unerfreulicher Tag, Fitz?«
    »Beunruhigend. Erst gab es einen kleinen Zwischenfall unten bei den Stallungen. Einer von Herzog Rams Männern war da und behauptete, der Herzog hätte vier Pferde gekauft. Eins davon war
Cliff, der Deck hengst für die Kaltblutstuten. Ich überzeugte ihn davon, es müsse sich um ei nen Irrtum handeln, weil die Papiere nicht die Signatur des Königs trugen.«
    »Ach das!« Der König gluckste wieder. »Edel musste sie mir noch einmal vorlegen, ich hat te ganz vergessen, sie zu un terzeichnen. Doch jetzt hat alles seine Ordnung, und ich bin si cher, die Pferde werden morgen früh auf dem Weg nach Tilth sein. Gute Pferde, Herzog Ram hat einen klugen Kauf getan.«
    »Ich hätte nie gedacht, den Tag erleben zu müssen, an dem aus Bocksburgs Ställen die besten Tiere verkauft werden.« Während ich sprach, schaute ich Edel an.
    »Auch mich kostet es Überwindung, aber der Zustand unserer Staatskasse zwingt uns zu drastischen Maßnahmen.« Er musterte mich kühl. »Tei le der Schaf- und Rin derherden werden wir ebenfalls veräußern müssen. Wir haben nicht genug Futter, um sie über den Winter zu bringen; besser, wir trennen uns von ihnen, als dass wir zusehen, wie sie langsam verhungern.«
    Ich brauste auf. »Woher so plötzlich diese Teuerung? Ich habe nichts von einer Missernte gehört. Die Zeiten sind schwer, das stimmt, aber …«
    »Du hast nichts gehört, weil du taub gewesen bist. Während gewisse Leute sich mit den ruhm reichen Aspekten des Krieges befassten, blieb es mir überlassen, dazu die Mit tel herbeizuschaffen. Jetzt sind unsere Schatztruhen so gut wie leer. Morgen werde ich den Männern auf der Werft unten sagen, dass sie entweder um den Dank des Vaterlandes weiterarbeiten oder nach Hause gehen müssen. Es ist kein Geld mehr da, um sie zu bezahlen, und auch nicht für das Material, das für den Bau der Schiffe gebraucht wird.« Er lehnte sich zurück und sah mich an.
    Veritas in mir bäumte sich auf. Ich wandte mich an den König. »Ist das wahr, Eure Majestät?«

    Der alte Mann schrak zusammen. Er schaute zu mir hin und blinzelte mehrmals. »Ich habe diese

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