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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wollte. Während der Bote dann nach unten ging, um sich auszuruhen, hätten er und der König die Lage besprochen und wären gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass nichts mehr unternommen werden könne. Dann hätte Listenreich ihn beauftragt, diesen Beschluss dem Boten und den versammelten Edlen mitzuteilen und sie gleichzeitig über den Zustand der Staatsfinanzen in Kenntnis zu setzen. Wenn man Edel Glauben schenken kann, stehen wir am Rand des Ruins und müssen jeden Heller zweimal umdrehen. Bearns müsse lernen, sich selbst zu helfen, meinte er, und als ich ihn fragte, seit wann Bearns nicht mehr zu den Sechs Provinzen gehöre, antwortete er mir, Bearns wäre immer mehr oder weniger eigenständig gewesen. Es wäre unvernünftig, sagte er, zu erwarten, dass wir von hier aus eine so weit nördlich von uns gelegene Küste beschützen könnten. Fitz, hast du gewusst, dass die Nahen Inseln bereits an die Korsaren gefallen sind?«
    Ich sprang auf. »Das kann un möglich wahr sein.«
    »Edel behauptet es«, fuhr Kettricken ruhig fort. »Er sagt, vor seinem Aufbruch hätte Veritas noch geäußert, es bestünde kaum Hoffnung, sie gegen die Korsaren halten zu können. Das wäre der Grund, weshalb er die Constance zurückgerufen hätte. Er soll Carrod, dem Gabenkundigen an Bord, die Order übermittelt haben, zu Reparaturarbeiten den Heimathafen anzulaufen.«

    »Das Schiff ist nach der Ernte erst überholt worden, dann erhielt es den Auftrag, die Küste zwischen der See hundbucht und Skua zu patrouillieren und sich bereitzuhalten, falls die Nahen Inseln Gefahr signalisieren. Das entsprach dem Wunsch des Kapitäns - denn damit war mehr Zeit gewonnen, um die Besatzung unter winterlichen Bedingungen zu schulen. Veritas würde diesen Küstenstreifen niemals unbewacht lassen. Wenn die Korsaren sich auf den Nahen Inseln einen Stützpunkt schaffen, können wir uns ihrer erst recht nicht mehr erwehren. Von dort können sie sommers wie winters ihre Überfälle fortsetzen.«
    »Edel sagt, das hätten sie bereits getan. Nach seiner Meinung besteht unsere einzige Hoffnung darin, mit ihnen zu verhandeln.« Ihre blauen Augen forschten in meinem Gesicht.
    Wie betäubt sank ich langsam wieder auf meinen Stuhl. Konnte das wahr sein? Wes halb wusste ich nichts davon? Veritas’ Empfindungen in mir spiegelten meine Bestürzung wider. Auch er hatte von dieser Ungeheuerlichkeit nichts geahnt. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kronprinz je mit den Korsaren verhandeln würde. Außer mit der Schärfe des Schwertes.«
    »Dann hat man es nicht vor mir geheim ge halten, um mich nicht zu beunruhigen? Edel hat etwas Derartiges angedeutet, dass Veritas mir diese Dinge verschweigen würde, weil ich sie doch nicht verstehe.« Ihre Stimme bebte. Größer als ihr Zorn über den schmachvollen Verlust der Nahen Inseln war der ganz persönliche Schmerz, ihr Gemahl könnte sie seines Vertrauens für unwürdig befunden haben.
    Ich sehnte mich so sehr da nach, sie in die Arme zu schließen, dass mir das Herz wehtat.
    »Hoheit«, sagte ich heiser, »Ihr müsst mir glauben, als wäre es Veritas, der zu Euch spricht. All dies ist nichts als eine hinterhältige Verleumdung. Ich werde diesem Netz von Lügen auf den
Grund gehen und es weit aufreißen. Wir werden se hen, was für eine Sorte Fisch herausfällt.«
    »Ich kann darauf vertrauen, dass du deine Nachforschungen unauffällig betreibst?«
    »Hoheit, Ihr ge hört zu den wenigen, die wissen, wie viel Übung ich in der Durchführung von unauffälligen Unternehmungen habe.«
    Sie nickte ernst. »Der König, musst du wis sen, hat nichts verneint und keine Einwände erhoben. Mir kam es vor, als könne er Edels Worten nicht recht folgen. Er war … wie ein Kind, das zuhört, was die Erwachsenen reden, dazu nickt, aber nur die Hälfte davon versteht.« Sie blickte dabei liebevoll auf Rosemarie herab.
    »Ich werde gehen und den König aufsuchen, und glaubt mir, ich werde bald schon Antworten für Euch haben.«
    »Bevor Herzog Bearns eintrifft«, ermahnte sie mich. »Bis dahin muss ich die Wahrheit wissen. Die zumindest schulde ich ihm.«
    »Wir werden mehr für ihn haben als nur das, Hoheit«, versprach ich ihr. Die Sma ragde wogen schwer in mei nem Beutel. Ich wusste, sie würde es begrüßen, die Steine für den Wiederaufbau in Bearns verwendet zu sehen.

KAPITEL 20
    MISSGESCHICKE
    W ährend der Jahre der Heimsuchung durch die Roten Korsaren hatten die Sechs Provinzen schwer unter ihren Grausamkeiten zu leiden.

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