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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schultern. Sie betrat die Halle ohne jedes Zeremoniell, gefolgt nur von Rosemarie, ihrer kleinen Zofe, und den Hofdamen Lady Modeste und Lady Hoffnungsfroh. Auch jetzt noch, nachdem sich ihr Verhältnis zu den Hofdamen gebessert hatte, erinnerte sie sich daran, dass es während ihrer ersten, einsamen Zeit in Bocksburg nur diese beiden Ladys nicht unter ihrer Würde gefunden hatten, der fremdländischen Gemahlin des Thronfolgers den gebührenden Respekt zu erweisen, weshalb sie diese häufig dadurch auszeichnete, dass sie sich von ihnen begleiten ließ. Ich glaube nicht, dass Herzog
Brawndy in der schlicht gekleideten Frau, die auf ihn zukam, seine Kronprinzessin erkannte.
    Sie lächelte und ergriff zum Willkommen seine Hand - was die Art der Bergbewohner war, einen Freund zu begrüßen. Ich bezweifle, dass ihr bewusst war, welche Ehre sie ihm dadurch erwies oder wie sehr diese arglose Geste dazu beitrug, seinen Groll über das lange Warten zu min dern. Ohne es zu ah nen, hatte sie da mit auch Fideas und Zeleritas Herz gewonnen. Allerdings bemerkte bestimmt niemand außer mir die Mü digkeit in ih rem Gesicht und die dunklen Ringe unter ihren Augen. Kettrickens klare Stimme trug durch die große Halle, so dass ihre Worte bis in den letzten Winkel zu verstehen waren. Was ganz ihrer Absicht entsprach.
    »Ich bin im Lauf des Vormittags zweimal bei seiner Majestät gewesen und bedaure, dass er beide Male - unpässlich war. Hoffentlich habt Ihr das lange Warten nicht als allzu ermüdend empfunden. Ich weiß, Ihr wollt mit Eu rem König über die Tra gödie von Holüber sprechen und über die Maß nahmen, die ge troffen werden müssen, um der dortigen Bevölkerung zu hel fen. Doch in der Zwischenzeit, während er ruht, dachte ich, Ihr möchtet mir vielleicht bei einer kleinen Erfrischung Gesellschaft leisten.«
    »Es wäre uns eine Ehre, Hoheit«, erwiderte Bearns, »mei nen Töchtern und mir.« Es war ihr bereits gelungen, seinen Unmut etwas zu glätten, doch Brawndy war nicht ein Mann, der sich so ohne weiteres besänftigen ließ.
    »Das freut mich.« Kettricken neigte sich zu Rosemarie hinunter und flüsterte ihr etwas zu. Die Kleine nickte eifrig und flitzte davon wie ein Kaninchen. Alle im Raum wurden aufmerksam. Im Nu war sie zurück, an der Spitze einer Prozession von Dienern. Ein Tisch wurde geholt und vor den mittleren Kamin gestellt, ein schneeweißes Tuch darübergebreitet und einer von Kettrickens Glaskugelgärten in die Mitte gesetzt. Diesen Vorbereitungen
folgte der Auftritt einer langen Reihe von Küchenhelfern, die Teller, Becher, Wein, Konfekt und Herbstäpfel in einer hölzernen Schale brachten. Es grenzte an Zauberei, denn in wenigen Augenblicken war der Tisch gedeckt, die Gäste hatten ihre Plätze eingenommen, und Samten betrat mit seiner Laute singend den Saal. Kettricken winkte ihre Frauen zu sich, und als sie mich erblickte, forderte sie auch mich mit einem Kopfnicken auf, an den Tisch zu kommen.
    Anschließend rief sie Leute von den Kaminen links und rechts heran und wählte sie nicht nach Adel oder Reichtum aus, sondern danach, wen sie für interessant hielt: Schäfter, den Pfeilschnitzer, mit seinen Geschichten von der Jagd zum Beispiel, und Mussel, ein freundliches Mädchen im Alter von Brawndys Töchtern. Brawndy saß zur Rechten Kettrickens, und wieder glaubte ich nicht, dass ihr bewusst war, wie sehr sie ihn damit auszeichnete.
    Nachdem sich bei Speise und Trank und Geplauder die Stimmung etwas gelockert hatte, bedeutete sie Samten, leiser zu spielen, und wandte sich an Brawndy. »Wir haben nur sehr spärliche Nachrichten von Eurem Unglück erhalten. Wollt Ihr Uns nicht genau berichten, was in Holüber geschehen ist?«
    Der Herzog zögerte. Er hatte seine Sache dem König vortragen wollen, doch wie konnte er sich dem Wunsch sei ner Kronprinzessin widersetzen, die ihn so zu ehren wusste? Als er zu sprechen begann, war seine Stimme heiser vor innerer Erregung. »Hoheit, wir haben großes Leid erfahren«, begann er. Rund um den Tisch verstummten die Gespräche, alle Bli cke richteten sich auf ihn. Ich stellte fest, dass auch die von der Königin ausgewählten Gäste aufmerksame Zuhörer waren. Während seines Berichts war kein Laut zu hören bis auf leise Ausrufe des Mitgefühls oder zorniges Raunen über die Untaten der Korsaren. Einmal ließ er eine längere Pause eintreten, und man sah ihm an, wie er mit sich kämpfte,
aber dann fuhr er fort und erzählte, wie sie ihre Hilferufe ausgesandt und

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