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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verhüten.«
    Ich hatte das Gespräch mit Philia und ihren unausgesprochenen Vorwurf fast schon vergessen. »Ich habe gehört, dass manche dieser Kräuter bei dauerhafter Einnahme eine Frau krank machen können.«
    »Ich weiß, was ich tue«, antwortete sie mit aller Entschiedenheit. »Außerdem, was wäre die Alternative?«, fügte sie weit weniger energisch hinzu.
    »Eine Katastrophe.«
    Sie nick te, mit dem Gesicht an meiner Schulter. »Fitz, wenn ich nun ja ge sagt hätte? Wenn ich tatsächlich schwanger wäre, was hättest du getan?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.«
    »Dann tu’s jetzt.«
    Ich sprach langsam. »Wahrscheinlich würde ich irgendwie und irgendwo ei nen Platz für dich su chen.« (Ich würde zu Chade oder zu Burrich gehen und sie um Hil fe bitten.) »Einen sicheren Platz. Weit weg von Bocksburg. Flussaufwärts vielleicht. Ich würde einen Weg finden, um für dich zu sorgen.«

    »Das heißt, du würdest mich aus dem Weg haben wollen. Mich und unser … mein Kind.«
    »Nein! Es käme mir vor allem darauf an, dich in Sicherheit zu wissen und einen Ort zu finden, wo niemand mit dem Finger auf dich zeigt oder dich verhöhnt, weil dein Kind keinen Vater hat. Und bei jeder Gelegenheit würde ich kommen, um dich zu besuchen und unser Kind.«
    »Hast du je daran gedacht, dass du mit uns kommen könntest? Dass wir Bocksburg verlassen könnten, du und ich, um schon jetzt flussabwärts unser Glück suchen?«
    »Ich kann hier nicht weggehen. Ich habe dir das schon oft erklärt.«
    »Und ich habe mich bemüht, es zu verstehen. Aber vielleicht bin ich zu dumm.«
    »Meine Arbeit im Dienst des Königs ist solcherart, dass …«
    »Leg sie nieder. Soll jemand anders sie tun. Geh mit mir fort, schaffen wir uns ein eigenes Heim.«
    »Unmöglich. So einfach ist das nicht. Man wird mich nicht ohne weiteres ziehen lassen.« Irgendwie hatten wir uns voneinander gelöst. Molly stand vor mir und verschränkte die Arme in abwehrender Haltung vor der Brust.
    »Veritas hat Bocksburg verlassen. Fast niemand glaubt daran, dass er zurückkehren wird. König Listenreich wird von Tag zu Tag schwächer und siecht dahin, und Edel bereitet sich darauf vor, den Thron zu besteigen. Wenn seine Gefühle dir gegenüber nur halb so feindselig sind, wie du immer behauptest, weshalb um alles in der Welt möchtest du ihn als König erleben? Weshalb sollte er dich um sich haben wollen? Fitz, merkst du denn nicht, dass alles auseinanderbricht? Die Nahen Inseln und Holüber sind nur der Anfang. Die Korsaren werden sich damit nicht zufriedengeben.«

    »Erst recht ein Grund für mich, zu bleiben. Um für unser Volk zu sorgen und, sollte es nötig sein, zu kämpfen.«
    »Ein Mann allein kann ihnen nicht Einhalt gebieten«, sagte Molly scharf. »Nicht einmal ein Mann, der so starrsinnig ist wie du. Warum nimmst du nicht deinen Starrsinn und kämpfst stattdessen für uns beide? Weshalb fliehen wir nicht landeinwärts den Fluss hinauf und bauen uns ein eigenes Leben auf? Weshalb sollen wir unsere Zukunft für eine verlorene Sache opfern?«
    Ich konnte nicht glauben, was ich da von ihr hörte. Wenn ich es ausgesprochen hätte, wäre es Hochverrat gewesen, aber aus ihrem Mund klang es nach gesundem Menschenverstand. Als wären sie und ich und ein Kind, das es noch gar nicht gab, wichtiger als der König und die Sechs Provinzen zusammengenommen. Ich sagte ihr, was ich dachte.
    »Nun«, sie schaute mich fest an, »genauso stellt es sich für mich aber dar. Wenn du mein Mann wärst und ich unser Kind hätte, dann könnte nichts auf der Welt wichtiger sein als meine Familie.«
    Was sollte man darauf sagen? Ich entschied mich für die reine Wahrheit, auch wenn ich wusste, dass ihr diese nicht gefallen würde. »Auch du wärst mir so wichtig. Du bist mir so wichtig. Aber das ist mit ein Grund, weshalb ich hierbleiben muss. Etwas so Wichtiges nimmt man nicht und läuft damit weg und versteckt sich, sondern man bleibt da und verteidigt es.«
    »Verteidigen?« Ihre Stim me wurde einen Ton höher. »Wann wirst du begreifen, dass wir nicht stark ge nug sind, um uns zu verteidigen? Ich habe es erfahren. Ich habe zwischen Korsaren und Kindern meines eigenen Blutes gestanden und bin nur durch Glück mit dem Leben davongekommen. Erst wenn du das erlebt hast, sprich zu mir von verteidigen!«
    Ich schwieg. Nicht nur, weil ihre Worte mich verletzten. Sie verletzten
mich tief, aber sie weckten auch meine Erinnerung an das tote Kind in

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