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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Lächeln. »Meine jüngste Tochter, Zelerita, war etwas verstört über ei nen Brief, den Lord FitzChivalric ihr geschrieben hatte. Besonders, weil ihre älteren Schwestern ihn zuerst in die Hände bekamen und einiges darin fanden, um sie zu ne cken. Doch als sie mit ih ren Zweifeln zu mir kam, sagte ich ihr, es ist ein außergewöhnlicher Mann, der sich offen zu Dingen bekennt, die ihm als Schwäche ausgelegt werden könnten. Nur ein Maulheld würde von sich behaupten, ohne Angst in eine Schlacht zu gehen, und ich hätte Bedenken, einem Mann zu vertrauen, der tötet und hinterher keine Erschütterung darüber empfindet. Was Eure körperliche Verfassung und Gesundheit angeht, junger Freund«, er schlug mir auf die Schulter, »so würde ich sagen, ein Som mer am Ruder und mit der Axt haben Euch gutgetan.« Seine Falkenaugen bohrten sich in meine. »Ich habe meine Meinung über Euch nicht geändert, FitzChivalric, und Zelerita ebenfalls nicht. Das sollt Ihr wissen.«
    Ich wusste, welche Antwort man von mir erwartete. »Ich danke Euch, Hoheit.«
    Er sah über die Schulter, und ich folgte seinem Blick durch die Regenschleier bis zu der Stelle, wo Zele rita stand und zu uns herschaute. Ihr Vater nickte, und ihr Lächeln brach hervor wie die Sonne hinter dunklen Wolken. Fidea sagte etwas zu ihr, worauf die errötende Zelerita ihrer Schwester einen Stoß gab. Mein Magen
krampfte sich zusammen, als Brawndy zu mir sagte: »Ihr dürft Euch von meiner Tochter verabschieden, wenn Ihr wollt.«
    Kaum etwas hätte ich weniger gewollt, aber ich durfte nicht zerstören, was Kettricken so umsichtig geschaffen hatte. Ich konnte es nicht. Also verneigte ich mich und ging mit steifen Schritten zwischen den abgedeckten Blumenkübeln hindurch zu Zelerita. Fidea und Mussel zogen sich augenblicklich in eine nicht ganz so indiskrete Entfernung zurück, um uns zu beobachten.
    Ich verneigte mich nach den Regeln der Etikette. »Lady Zelerita, ich möchte Euch noch mals für das Schriftstück danken, das Ihr mir gesandt habt«, sagte ich unbeholfen. Mein Herz schlug heftig. Das ihre wahrscheinlich auch, nur aus ei nem völlig anderen Grund.
    Sie lächelte mich durch den Regen hindurch an. »Es hat mir Freude ge macht, und eine Freude war es auch, Eure Antwort zu erhalten. Mein Vater hat mir alles erklärt, als ich nicht verstehen konnte, weshalb Ihr so ge ring von Euch selbst geschrieben habt. Er sagte: ›Der Mann, der sich selbst lobt, weiß, dass es sonst niemand tun wird.‹ Dann erzählte er mir, es gäbe kei nen besseren Weg, das Meer ken nenzulernen als am Ruder eines Schiffes, und dass in jüngeren Jahren die Axt auch sei ne bevorzugte Waffe gewesen wäre. Er hat meiner Schwester und mir für nächstes Jahr ein eigenes Boot versprochen, mit dem wir an schönen Tagen hinausfahren können …« Sie stockte plötzlich. »Ich schwatze zu viel, nicht wahr?«
    »Ganz und gar nicht, meine Herrin«, versicherte ich ihr hastig. Mir war nur lieb, dass sie das Reden besorgte.
    »Meine Herrin«, wiederholte sie versonnen und wurde so feuerrot, als hätte ich sie hier und jetzt geküsst.
    Ich wandte den Blick ab, nur um Fideas weit aufgerissene Augen auf uns gerichtet zu sehen und ihren Mund, der zu einem genauso
entzückten wie schockierten O geöffnet war. Als ich mir vorstellte, wie sie sich vorstellte, was ich zu ihrer Schwester gesagt haben könnte, stieg mir ebenfalls das Blut in die Wangen. Während ich vor Scham fast im Boden versank, brachen sie und Mussel in haltloses Gekicher aus.
    Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis wir den von Regen und Wind gepeitschten Dachgarten verließen. Unsere Gäste suchten ihre Gemächer auf, um sich trockene Kleidung anzulegen und letzte Reisevorbereitungen zu treffen. Auch ich kleidete mich in aller Eile um, weil ich beim Aufbruch zugegen sein wollte. Ich fand mich rechtzeitig im äußeren Burghof ein, wo des Herzogs Gefolge bereits aufgesessen war. Kettricken hatte ihre Leibgarde antreten lassen, sie selbst stand neben Brawndys Pferd, um ihm Lebwohl zu wünschen, und bevor er in den Sattel stieg, ließ er sich auf ein Knie nieder und küsste ihre Hand. Zwischen ihnen wurden noch einige kurze Worte gesprochen, die ich nicht verstehen konnte, aber die Königin lächelte, während der Wind ihr das Haar ins Gesicht wehte. Mitten in Sturm und Regen ritten Brawndy und die Seinen zum Burgtor hinaus. Die steife Haltung von Rücken und Schultern des Herzogs verrieten den anhaltenden Zorn, den er mit nach Hause nahm,

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