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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die Zukunft tausendfach, und das allein durch deine Existenz. Von einigen dieser Nebel gehen die schwärzesten, verschlungenen Fäden der Verdammnis aus, von anderen schimmernde Bänder aus Gold. Zu den Höhen oder Tiefen, scheint es, führen deine Wege. Ich seh ne mich nach dem Mittelweg. Ich seh ne mich nach einem leichten Tod für einen Herrn, der gut gewesen ist zu seinem närrischen Narren.«
    Damit ließ er mir, während er die Riegel zurückschob und leise den Raum verließ, einen recht hintergründigen Vorwurf zu rück. In den reichen Kleidern und mit seinem bedächtigen Gang erschien er mir grotesker als zuvor in seinem Narrengewand. Ich schloss die Tür hinter ihm und lehnte mich dagegen, als könnte ich die Zukunft aussperren.
    Für das Festmahl an diesem Abend kleidete ich mich mit besonderer Sorgfalt an. Als ich endlich in Mistress Hurtigs neuester Festkleidung steckte, sah ich fast so elegant aus wie der Narr. Ich hatte beschlossen, vorläufig noch nicht um Veritas zu trauern und mir auch nicht den Anschein zu geben. Auf dem Weg die Treppe hinunter kam es mir vor, als strömte die gesamte Burg an diesem
Abend in der großen Halle zusammen. Offenbar waren vom edelsten bis zum geringsten Burgbewohner alle zum Fest ge laden worden.
    Ich saß an einem Tisch mit Burrich, Flink und Knechten aus dem Stall - der schlech teste Platz, seit König Listenreich mich unter sei ne Fittiche ge nommen hatte. Doch ich beschwerte mich nicht, denn die Gesellschaft war mir tausendmal lieber als der Klüngel an den oberen Tischen, wo Gäste saßen, die ich nur flüchtig oder überhaupt nicht kannte. Es waren darunter viele Herzöge und der zu Besuch angereiste Adel aus Til th und Far row, worunter es natürlich auch be kannte Gesichter gab. Phi lia hatte einen annähernd ihrem Rang angemessenen Platz, und Lacey saß - war es zu glauben? - an einem Tisch oberhalb von mir. Auch Bürger aus Burgstadt waren anwesend, zumeist wohlhabende Kaufleute, die besser platziert waren, als ich es gedacht hätte. Der König wurde hereingeführt, gestützt auf den Narren in seiner neuen Fest kleidung, dicht gefolgt von Kettricken.
    Ihr Aussehen erschreckte mich. Sie trug ein schmuckloses braunes Gewand und hatte sich zum Zeichen der Trauer das Haar abgeschnitten. Es reichte ihr kaum noch bis zur Schulter. Seiner reichen Last beraubt, bot das Haar buchstäblich den Anblick eines samentragenden Löwenzahns. Mit der Länge schien es aber auch die Farbe verloren zu haben, es war genauso fahl wie das des Narren. So sehr war ich da ran gewöhnt, sie mit den schwe ren goldenen Haarflechten zu sehen, dass mir ihr Kopf jetzt eigenartig klein auf den breiten Schultern vorkam. Die blauen Augen wirkten fremd zwischen den verweinten und geröteten Lidern. Sie machte nicht den Eindruck einer Königin, die ihren Gemahl betrauerte, sondern erschien mir - wie bizarr - wie ein neuer Hofnarr des Königs. Nichts erinnerte mehr an meine Königin, die Kettricken in ihrem Garten, die barfüßige Kriegerin, die mit ihrer Klinge tanzte;
da war nur noch eine Frau aus ei nem fremden Land, die fern ih rer Heimat und allein war. Im Gegensatz dazu war Edel so kostbar gekleidet, als ginge er auf Brautschau, und dabei bewegte er sich mit der trägen Selbstsicherheit einer Raubkatze.
    Was ich an jenem Abend erlebte, war ein geschickt aufgebautes und in Szene gesetztes Theaterstück. Da war der alte König Listenreich, gebrechlich und dünn, der über dem Teller einnickte oder sich geistesabwesend und lächelnd ins Leere hinein unterhielt. Da war die Kronprinzessin mit ihrer versteinerten Miene, sie aß nichts und war in ihre Trauer versunken. Unbestrittener Mittelpunkt war Edel, der pflichtbewusste Sohn an der Seite des greisen Vaters. Neben sich hatte er den brandneu herausgeputzten Narren, der seine Worte mit geistreichen Witzeleien würzte, was ihn schlauer erscheinen ließ, als er war. Auf den übrigen Plätzen saßen der Herzog und die Herzogin von Farrow sowie der Herzog und die Herzogin von Tilth sowie ihre aktuellen Favoriten aus dem regionalen Adel. Bearns, Rippon und Shoaks waren überhaupt nicht vertreten.
    Nach dem Festtagsbraten wurden zwei Trinksprüche auf Edel ausgebracht, der erste von Herzog Holder von Farrow. Er lobte den Prinzen über den grünen Klee, erklärte ihn zum Verteidiger des Reiches, pries seine schnelle Hilfe für Guthaven und rühmte ihn für seinen Mut, das zu tun, was für die Sechs Provinzen am besten war. Ich spitzte die Ohren, aber das

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