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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wieder, bis ich seiner Aufforderung nachgekommen war und vor ihm stand. Schwer zu sagen, ob das Funkeln in seinen Augen Ärger oder Be lustigung ausdrückte, als er in scharfem Ton die Frage stellte: »Wer ist Lady Rotrock, und weshalb träume ich jede Nacht von ihr?«

    Ich stand da wie vom Donner gerührt. Verstört fragte ich mich, wie weit er über meine Träume Bescheid wusste. Mir wurde vor Scham schwindelig. Nackt vor dem versammelten Hofstaat hätte ich mich nicht entblößter gefühlt.
    Veritas wandte den Kopf zur Seite und hüstelte, aber vielleicht wollte er auch ein Lachen überspielen. »Mach halblang, Junge, es ist ja nicht so, dass ich kein Verständnis hätte. Ich habe mich nicht bei dir eingeschlichen, vielmehr hast du mir dein Ge heimnis aufgedrängt, besonders in den letzten paar Nächten. Und ich brauche meinen Schlaf, ungestörten Schlaf, was mir bei dei ner heißen Bewunderung für diese Frau derzeit aber leider verwehrt bleibt.« Er räusperte sich wieder. Mein Gesicht brannte heißer als das Kaminfeuer.
    »Nun ja«, meinte Veritas verlegen. »Setz dich. Ich werde dir beibringen, deine Gedanken ebenso gut zu hüten wie deine Zunge.« Er schüttelte den Kopf. »Merk würdig, Fitz, wie du dich zu zeiten vollständig gegen meinen Ruf mit der Gabe abschirmen kannst, wie du dann aber dei ne in nersten Wünsche unüberhörbar verkündest wie ein Wolf, der nachts den Mond anheult. Ich nehme an, der Grund dafür ist die Demütigung durch Galen. Ich wünschte, wir könnten es rückgängig machen, doch weil das unmöglich ist, werde ich dich unterrichten, so gut ich kann und wann immer ich kann.«
    Ich hatte mich nicht vom Fleck gerührt. Keiner von uns konnte dem anderen in die Augen sehen. »Komm her«, sagte er ein wenig ungehalten. »Setz dich hierher zu mir. Sieh in die Flammen.«
    Während der nächsten Stunde lernte ich verschiedene Übungen, die mir hel fen sollten, meine Träume für mich zu be halten oder vielmehr zu bewirken, dass ich erst gar nicht träumte. Schweren Herzens erkannte ich, dass ich auch nun die Molly meiner Phantasie verlieren würde, nachdem ich ihr schon im wirklichen
Leben nicht nahe sein durfte. Er spürte meine Niedergeschlagenheit.
    »Kopf hoch, Fitz, es geht vorbei. Nimm dich an der Kandare und halte aus. Es kommt vielleicht der Tag, an dem du dir wünschst, es gäbe keine Frauen in deinem Leben. So wie ich es mir wünsche.«
    »Sie ist nicht vorsätzlich vom Weg abgekommen, Hoheit.«
    Veritas warf mir einen schiefen Blick zu. »Nicht auf die Absicht kommt es an, sondern auf das Er gebnis. Sie ist Kronprinzessin, Junge. Sie muss nicht nur einmal, sondern zwei- oder dreimal überlegen, bevor sie etwas tut.«
    »Wie sie mir erzählt hat, ist Federleicht einfach Edels Pferd gefolgt und wollte dem Zügel nicht gehorchen. Ihr könnt Bur rich oder mir die Schuld geben, uns oblag es nämlich, das Tier richtig auszubilden.«
    Er seufzte auf. »Vermutlich hast du Recht. Betrachte das als Zurechtweisung und sage Bur rich, er soll für mei ne Gemahlin ein weniger lebhaftes Pferd finden, bis sie eine bessere Reiterin geworden ist.« Wieder seufzte er resigniert auf. »Wahrscheinlich wird sie glauben, ich will sie bestrafen. Sie wird mich mit diesen großen blauen Augen traurig ansehen, aber kein Wort zu ih rer Rechtfertigung äußern. Nun ja. Es lässt sich nicht ändern. Aber musste sie töten und dann so freimütig darüber reden? Was wird mein Volk von ihr denken?«
    »Ihr blieb kaum eine andere Wahl, Hoheit. Hätte sie sich umbringen lassen sollen? Und was das Volk von ihr den ken wird - nun, die Sol daten, die uns fan den, bedunderten sie für ih ren Mut. Einen handfesten Mut. Keine üblen Eigenschaften für eine Königin, Hoheit. Besonders die Frauen der Truppe sprachen auf dem Rückweg mit warmen und anerkennenden Worten von ihr. Es ist, als hätte sie eine Art Feuerprobe bestanden. Man akzeptiert sie als würdige Herrscherin und wird ihr bereitwillig folgen. In Zeiten
wie diesen ist eine Königin, die das Schwert zu führen versteht, vielleicht besser für uns als eine zu höfischer Sittsamkeit erzogene Dame, die sich mit Juwelen schmückt und hinter Mauern verbirgt.«
    »Vielleicht.« Ich bemerkte, dass Veritas meine Meinung nicht teilte. »Aber jetzt hat jeder auf äußerst spektakuläre Weise von den Entfremdeten erfahren, die sich um Bocksburg sammeln.«
    »Aber man hat auch erfahren, dass eine mutige und entschlossene Person sich ih rer erwehren kann. Und nach den Mei

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