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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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konntet Ihr so töricht sein, Euch von Eurem Gefolge zu entfernen!«, lautete seine vorwurfsvolle Begrüßung, und seine Stimme war alles andere als freundlich. Ich sah, wie sie den eben noch stolz erhobenen Kopf sinken ließ, und hörte das unwillige Murren des Soldaten neben mir. Vorbei war es mit der gelösten Stimmung. Zwar hielt er ihr keine Strafpredigt vor seinen Männern, doch ich sah, wie er sich mühsam beherrschte, während sie ihm ohne Beschönigungen erzählte, was sich zugetragen hatte, und dass sie gezwungen gewesen war zu töten, um sich zu retten. Er war nicht erfreut, dass sie vor aller Ohren von einer Bande Entfremdeter berichtete, die dreist ge nug waren, beinahe in Sichtweite der Mauern von Bocksburg die Königin zu überfallen. Was Veritas hatte geheim halten wollen, würde morgen Stadtgespräch sein, und dass die zukünftige Königin dabei im Mittelpunkt stand, war besonders pikant. Veritas warf mir einen vernichtenden Blick
zu, als wäre ich an allem schuld. Dann ließ er sich von sei ner Leibgarde zwei der frischesten Pferde zuführen und galoppierte mit Kettricken davon, als könnte er, wenn er sie nur schnell ge nug wieder hinter die schützenden Mauern brachte, Geschehenes ungeschehen machen. Er be dachte nicht, dass er sei ne Soldaten um die Ehre betrog, sie sicher nach Hause zu geleiten.
    Ich selbst ritt langsam mit den Soldaten zurück und bemühte mich, die verdrossenen Kommentare zu überhören. Sie gingen nicht so weit, Kritik an ihrem zukünftigen Herrscher zu üben, doch verliehen sie mit vielsagendem Nachdruck ihrer Bewunderung für die junge Königin Ausdruck und meinten, es wäre schade, dass sie nicht mit ei ner Umarmung und zumindest ein, zwei freundlichen Worten begrüßt worden war. Falls einige von ihnen sich Gedanken über Edels Rolle bei dem Vorfall machten, behielten sie es für sich.
    Zu späterer Stunde im Stall, nachdem ich mich um Ruß flocke gekümmert hatte, half ich Burrich und Flink, Federleicht und Treu - Veritas’ Pferd - zu versorgen. Burrich knurrte unwillig über den Zustand der Tie re. Federleicht hatte bei dem Kampf eine oberflächliche Schramme davongetragen, und ihr Maul war wund von den panischen Anstrengungen sich loszureißen. Doch keines der Tiere hatte einen dauernden Schaden erlitten. Burrich gab Flink den Auftrag, für beide mit warmem Wasser einen Körnerbrei anzurühren. Den Moment unserer Zweisamkeit nutzte er, um zu erzählen, wie Edel hereingekommen war, sein Pferd abgeliefert hatte und zur Burg hinaufging, ohne ein Wort über Kettricken zu verlieren. Burrich selbst war erst auf merksam geworden, als ein Stallbursche ihn fragte, wo Federleicht sei. Als Burrich sich daranmachte es herauszufinden und ohne Furcht bei Edel selbst nachfragte, erwiderte dieser, er hätte geglaubt, sie wäre bei ihrem Gefolge geblieben und langsamer nachgekommen. Deshalb war Burrich derjenige,
der Alarm schlug. Edel erwies sich dabei als keine große Hilfe und machte nur vage Angaben, wo er den Weg verlassen hatte, um dem Fuchs nachzujagen, und ob Kettricken ihm gefolgt war oder nicht. »Er hat seine Spuren gut verwischt«, bemerkte Burrich halblaut zu mir, als Flink mit dem Eimer voller Kleie zurückkam. Ich wusste, dass er damit nicht den Fuchs meinte.
    Als ich gegen Mitternacht zur Burg hinaufstieg, waren meine Füße schwer wie Blei - und mein Herz ebenso. Ich wag te nicht mir vorzustellen, was Kettricken jetzt fühlte, noch mochte ich mir Gedanken darüber machen, was in der Wachstube geredet wurde. Kraftlos zerrte ich mir die Kleider vom Leib, fiel ins Bett und damit augenblicklich in Schlaf. Molly wartete in meinen Träumen auf mich, der einzige Frieden, den es für mich nun noch geben konnte.
    Nur kurze Zeit später weckte mich ein lautes Klopfen an der Tür. Ich stand auf und öffnete einem verschlafenen Pagen, der geschickt worden war, mich zu Veritas ins Kartenzimmer zu bestellen. Nachdem ich ihn ins Bett zurückgeschickt hatte, kleidete ich mich hastig wieder an und lief die Treppe hinunter. Was für eine Katastrophe war nun schon wieder über uns hereingebrochen?
    Veritas wartete auf mich in dem nachtstillen Zimmer; das heruntergebrannte Kaminfeuer erfüllte den Raum mit rötlicher Helligkeit und unsteten Schatten. Sein Haar war zerzaust, und er trug nur einen Schlafrock über sei nem Nachtgewand. Kein Zwei fel, auch er kam ge rade erst aus dem Bett, und das ließ nichts Gu tes erwarten. »Schließ die Tür!«, be fahl er unwirsch und schwieg dann

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