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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eine Frau; als mein Schwert in ihren Körper hinein- und wieder herausfuhr, war diese seelenlose Tat ge radeso wie Holz zu hacken. Was für ein seltsames Gefecht. Ich spürte Kettricken und auch die Angst ihres Pferdes, darüber Rußflockes kampferfahrene Begeisterung, doch von den Angreifern war nichts zu spüren.
Gar nichts. Kein brodelnder Zorn, kein greller Schmerz aus ihren Wunden. Für mein Gespür waren sie nicht mehr als der Schnee oder der Wind, gegen die ich ebenfalls ankämpfen musste.
    Wie im Traum sah ich Kettricken einem ihrer Gegner den Kopf nach hinten reißen, damit sie ihm die Keh le durchschneiden konnte. Blut quoll hervor, es war wie schwarz im Mond schein, und es tränkte ihren Mantel und hinterließ eine schimmernde Spur auf Hals und Schulter ihres Pferdes, bevor der Sterbende zuckend in den Schnee zurücksank. Ich schwang mein Kurzschwert gegen den letzten Angreifer, verfehlte ihn jedoch, dafür fuhr ihm Kettrickens Dolchmesser durch das Wams zwischen die Rippen und blitzschnell wieder heraus. Mit einem Tritt stieß sie ihn von sich. »Zu mir«, befahl sie kurz, ohne mich anzusehen, setzte die Sporen ein und trieb Federleicht geradewegs den Hang hinauf. Rußflocke dachte nicht da ran zurückzubleiben, deshalb erreichten wir beide gleichzeitig den Hügelkamm und sahen flüchtig die Lichter der Burg in der Ferne, bevor unsere Pferde sich durch den frisch gefallenen Schnee hangabwärts pflügten.
    Unten gab es Buschwerk und einen Bach, der unter der weißen Schneedecke nicht zu sehen war, deshalb trieb ich Rußflocke mit Hackenstößen nach vorn, um Federleicht abzudrängen, bevor sie dort hineingeriet und womöglich stürzte. Kettricken nahm dies hin. Sie duldete stillschweigend, dass ich die Führung übernahm, als wir am anderen Ufer in den Wald eindrangen. Im Dunkeln und bei trügerischen Bodenverhältnissen konnten wir die Pferde nicht frei laufen lassen. Zudem rechnete ich jeden Moment damit, erneut feindliche Gestalten auftauchen zu sehen, die sich heulend auf uns stürzten. Dann jedoch erreichten wir endlich die Straße, gerade als die Wolkendecke sich wieder schloss und uns des spärlichen Sternenlichts beraubte. Die Pferde durften nun langsamer gehen und verschnaufen. Einige Zeit ritten
wir schweigend nebeneinander und lauschten beide auf Geräusche möglicher Verfolger.
    Nach einer Weile fiel schließlich die Spannung von uns ab, und Kettricken entfuhr ein tiefer Seufzer. »Ich danke dir, Fitz«, sagte sie schlicht. Trotz aller Selbstbeherrschung zitterte ihre Stimme. Ich schwieg und erwartete schon, dass sie jeden Moment in Trä nen ausbrach. Wer hätte ihr ei nen Vorwurf machen wollen? Stattdessen gewann sie nach und nach ihre Fassung wieder, zog ihre Kleider zurecht und wischte das Schwert an ihrer Hose ab. Schließlich beugte sie sich vor, um Federleicht über den Hals zu streichen, sie zu loben und ihr gut zuzureden. Ich konnte fühlen, wie das Tier sich beruhigte, und bewunderte das Geschick, mit dem Kettricken sich in so kurzer Zeit das Vertrauen der Stute erworben hatte.
    »Weshalb bist du hier?«, fragte sie dann. »Hast du mich gesucht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Es fing wie der an zu schneien. »Ich war auf der Jagd und habe mich weiter von der Burg ent fernt, als ich eigentlich wollte. Dieses Zusammentreffen ist reiner Zufall.« Nach einer kleinen Pause erkundigte ich mich: »Hattet Ihr Euch denn verirrt? Wird man Suchtrupps nach Euch aussenden?«
    Sie holte tief Atem. »Wahrscheinlich nicht«, meinte sie. »Ich bin mit Edel und ein paar anderen ausgeritten. Doch als das Unwetter aufzog, machten wir uns auf den Rückweg. Ohne dass wir es merkten, waren Edel und ich plötzlich Nachzügler; er erzählte mir eine Sage aus seiner Heimatprovinz, und wir ließen die anderen vor uns reiten, um uns ungestört unterhalten zu können.« Mit geschlossenen Augen ritt sie durch den lei se he rabfallenden Schnee, und ich hörte, wie sie den letzten Schrecken dieser Nacht hinunterschluckte. Als sie fortfuhr, klang ihre Stimme fester.
    »Die anderen waren schon weit voraus, als plötzlich ein Fuchs aus dem Unterholz sprang. ›Mir nach, wenn Ihr eine wirkliche
Jagd erleben wollt!‹, forderte Edel mich heraus und spornte sein Pferd an, vom Weg hi nunter ins wilde Gelände zu ga loppieren. Wohl oder übel musste ich mit, denn Federleicht ließ sich nicht zurückhalten. Edel ritt wie ein Wahnsinniger und hat te sich weit über den Hals seines Pferdes vorgestreckt, und so als ginge es ihm

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