Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
ich zu Fuß und mit nur so viel an Ausrüstung, wie ich auf dem Rücken tragen konnte, durch den tiefen Schnee und die klirrende Kälte der Berge kommen würde, ganz zu schweigen von der Schwierigkeit, über den Fluss zu kommen - ein solcher Narr war ich nicht.
Wir könnten jagen, beharrte Nachtauge. Zum Schlafen werden wir uns im Schnee zusammenrollen. Er würde sich um mich kümmern, so wie immer. Mit viel Geduld gelang es mir, ihn davon zu überzeugen, dass ich dieses Mal bei meinesgleichen besser aufgehoben war. Dann muss ich wie ein streunender Hund hinter diesem Menschenrudel herschleichen?
»Tom? Tom, bist du da draußen?« Niks Stimme klang ärgerlich und besorgt.
»Hier bin ich!« Ich trat zwischen den Sträuchern hervor.
»Was hast du hier draußen getan?«, verlangte er misstrauisch zu wissen.
»Ein Geschäft erledigt.« Ich fasste einen spontanen Entschluss. »Und mein Hund ist mir aus Blauer See nachgelaufen. Ich hatte ihn bei Freunden gelassen, doch er muss das Seil durchgebissen haben. Hierher, alter Junge, bei Fuß.«
Ich werde dir deinen Fuß abbeißen, drohte Nachtauge, doch er kam ins Freie und zeigte sich.
»Verdammt großer Köter«, bemerkte Nik. Er beugte sich vor. »Scheint mehr als zur Hälfte ein Wolf zu sein.«
»Das habe ich in Farrow schon häufiger gehört. Wir züchten sie in Bock, als Hütehunde.«
Das wirst du mir büßen, verlass dich drauf.
Unbeeindruckt bückte ich mich, um ihm die Seite zu klopfen und über den Kopf zu streicheln. Schwanzwedeln, Nachtauge. »Er ist ein treues altes Tier. Ich hätte wissen müssen, dass er nicht allein zurückbleiben würde.«
Die Demütigungen, die ich deinetwegen ertragen muss! Doch er wedelte mit dem Schwanz, wenn auch nur einmal.
»Aha. - Nun, du solltest hineingehen und dich schlafen legen. Und nächstes Mal geh nicht allein nach draußen, aus welchem Grund auch immer. Oder sag mir wenigstens vorher Bescheid. Wenn meine Männer auf Wache stehen, fackeln sie nicht lange. Unter Umständen haben sie dir die Kehle durchgeschnitten, bevor sie merken, wer du bist.«
»Ich verstehe.«
Mich haben sie nicht bemerkt, obwohl ich genau zwischen ihnen hindurchgeschlüpft bin.
»Nik, du hast doch nichts dagegen? Gegen den Hund, meine ich.« Ich spielte den treuherzig Schuldbewussten. »Er kann draußen bleiben. Er ist vielleicht wirklich ein guter Wachhund.«
»Erwarte aber nicht, dass ich ihn für dich füttere«, brummte Nik. »Und er soll uns keinen Ärger machen.«
»Aber nein, das wird er nicht. Stimmt’s, alter Junge?«
Merle wählte diesen Augenblick, um in der Tür zu erscheinen. »Nik? Tom?«
»Wir sind hier. Du hast Recht gehabt; er war nur draußen, um ein Geschäft zu erledigen.« Nik griff nach Merles Arm und wollte mit ihr zurück in den Schuppen gehen.
»Was ist das?«, fragte sie plötzlich. Es hörte sich fast erschrocken an.
Plötzlich musste ich alles auf ihren wachen Verstand und unsere Freundschaft setzen. »Nur der Hund«, erklärte ich rasch. »Nachtauge muss das Seil durchgebissen haben. Ich habe Creece gesagt, er soll auf ihn aufpassen, weil er versuchen würde, mir zu folgen. Aber Creece hat offenbar nicht auf mich gehört, und nun ist er hier. Wie es aussieht, werde ich ihn nun doch mit in die Berge nehmen müssen.«
Merle starrte auf den Wolf. Ihre Augen waren so groß und schwarz wie der Nachthimmel über uns. Nik zog an ihrem Arm, und endlich drehte sie sich zur Tür herum. »Ja, das glaube ich auch«, meinte sie schwach.
Ich sandte einen stummen Dank an Eda und jede andere Gottheit, die uns möglicherweise gerade lauschte. Zu Nachtauge sagte ich: »Guter Hund. Bleib hier und pass auf.«
Genieße es, solange du kannst, kleiner Bruder . Er legte sich bei einem Karren nieder, aber ich bezweifelte, dass er länger als ein paar Herzschläge dort ausharren würde. Ich folgte Merle und Nik nach drinnen. Nik schloss die Tür hinter uns und legte den Riegel vor. Ich zog die Stiefel von den Füßen und schüttelte den schneeverkrusteten Umhang aus, bevor ich mich in meine Decke wickelte. Mit der Ruhe stellte sich das volle Bewusstsein der Erleichterung ein, die ich empfand. Nachtauge war wieder da. Ich fühlte mich wieder als Ganzes. Beschützt von dem Wolf, der draußen wachte.
Nachtauge, ich bin froh, dass du hier bist.
Du hast eine seltsame Art, mir das zu zeigen, erwiderte er, aber ich konnte spüren, dass er mehr belustigt als verärgert war.
Rolf der Schwarze hat mir eine Nachricht zukommen lassen. Edel
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