Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
Gebiet offener heißer Quellen. Die Verlockung war zu groß, um ihr widerstehen zu können, und Kettricken ließ hier bereits das Lager aufschlagen. Endlich konnten wir wieder den lang vermissten Luxus heißen Wassers genießen, um unsere müden Leiber darin zu baden, selbst wenn der Narr über den Geruch auch seine Nase rümpfen mochte. Für mich roch es nicht schlimmer als in den heißen Bädern von Jhaampe. Zugegebenermaßen verzichtete ich nicht ungern auf seine Gesellschaft, während er sich auf die Suche nach Trinkwasser machte. Zur gleichen Zeit nahmen die Frauen den größten Teich in Beschlag. Ich dagegen hatte mich für ein kleineres, etwas abgelegeneres Becken entschieden. Nachdem ich mich dem warmen Wasser eine geraume Weile genussvoll hingegeben hatte, beschloss ich, hier auch meine Kleider einzuweichen und den Schmutz aus ihnen herauszuwaschen. Der mineralische Geruch des Wassers war um vieles angenehmer als die Duftspur, die mein eigener Körper dem Stoff eingeprägt hatte. Gedacht, getan, und gleich darauf anschließend breitete ich die Wäsche schnell zum Trocknen im Gras aus, um mich erneut ins warme Wasser zu legen. Nachtauge kam dazu und setzte sich am Ufer nieder, dabei hatte er den Schwanz hübsch ordentlich um die Pfoten gelegt.
Tut gut, erklärte ich, wohl wissend, dass er mein ganzes Wohlbehagen spüren konnte.
Es muss daran liegen, dass ihr kein Fell habt, gab er entschieden zur Antwort.
Spring rein, und ich schrubbe dich ab. Es wird dir helfen, dein Winterfell loszuwerden.
Er schnaufte verachtungsvoll. Ich glaube, ich kratze es lieber nach und nach ab.
Nun, dann brauchst du nicht länger hier zu sitzen, mir zuzuschauen und dich zu langweilen. Geh jagen, wenn du willst.
Ich würde schon wollen, aber das oberste Weibchen hat mich gebeten, auf dich aufzupassen. Und das tue ich nun.
Kettricken,
So nennt ihr sie.
Und wie hat sie dich gefragt?
Er warf mir einen verwunderten Blick zu. Wie du auch. Sie schaute mich an, und ich kannte ihre Gedanken. Sie war besorgt, weil du allein bist.
Weiß sie, dass du sie verstehst? Versteht sie dich?
Beinahe, aber auch nicht immer. Er streckte sich im Gras aus, räkelte sich und spielte mit seiner rosafarbenen Zunge. Wenn deine Gefährtin von dir verlangt, dich von mir zu trennen, werde ich mich vielleicht mit ihr verschwistern.
Das finde ich nicht komisch.
Er gab keine Antwort, sondern wälzte sich weiter im Gras herum, um seinen Rücken zu kratzen. Molly war ein wunder Punkt zwischen uns geworden, eine Kluft, die uns trennte und der ich mich nicht zu nähern wagte, an die er mich jedoch fast wie besessen und immerzu erinnerte. Ich wünschte mir, es könnte wieder wie früher sein, als wir eins gewesen waren und nicht weiter dachten als im Jetzt. Müde ließ ich den Kopf zurücksinken und schloss die Augen.
Als ich sie wieder aufschlug, stand der Narr am Ufer und schaute auf mich hinunter. Ich erschrak, und Nachtauge, offenbar ebenfalls überrascht, sprang knurrend auf.
»Du bist mir ja ein großartiger Wächter«, beschwerte ich mich mit gespielter Entrüstung.
Man kann ihn nicht wittern, und sein Schritt ist leichter als fallender Schnee!, verteidigte sich der Wolf.
Der Narr beobachte uns und fragte: »Er ist immer bei dir, nicht wahr?«
»Auf die eine oder andere Art«, stimmte ich zu und lehnte mich wieder zurück. Bald würde ich mein Bad verlassen müssen. Es ging auf den Abend zu, und die aufkommende Kühle ließ das heiße Wasser um so wohltuender erscheinen. Nach einiger Zeit schaute ich zu dem Narren hin. Er stand noch immer da und starrte mich an.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte ich.
Er machte eine unentschlossene Handbewegung, dann ließ er sich umständlich am Ufer nieder. »Ich habe über dich und deine Kerzenmacherin nachgedacht«, sagte er plötzlich.
»Tatsächlich? Ich habe mein Bestes dazu getan, es eben gerade nicht zu tun.«
Er dachte eine Weile nach. »Wenn du stirbst, was wird aus ihr?«
Ich rollte mich auf den Bauch, stützte mich auf die Ellbogen und schaute dann den Narren an. In Anbetracht seines auffälligen Verhaltens in letzter Zeit glaubte ich, dies sei die Einleitung zu einem neuen Schabernack, aber sein Gesicht blieb ernst.
»Burrich wird sich um sie kümmern«, antwortete ich, »solange sie Hilfe braucht. Sie ist eine tüchtige Frau.« Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens fügte ich hinzu: »Sie hat immer für sich selbst gesorgt, lange bevor ich... - Nein! Ich habe niemals wirklich für sie
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