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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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davon. Erneut nahm ich die Verfolgung auf.
    Hab’ dich. Ich zog ihn am Schwanz. Hab’ dich! Durch einen Kniestoß gegen die Schulter brachte ich ihn aus dem Gleichgewicht. Hab’ den Sack! Und ich rannte, als ginge es um mein Leben. Er sprang mir mit allen vier Pfoten in den Rücken, warf mich platt in den Schnee und entführte mir erneut den Schatz.
    Ich weiß nicht, wie lange wir herumtollten. Schließlich lagen wir beide keuchend im Schnee und gaben uns ganz unserer animalischen Zufriedenheit hin. Der Sack hatte das Gezerre nicht unbeschadet überstanden. So packte sich Cub einen der Knochen, die durch die Löcher ragten, zerrte ihn heraus und machte sich darüber her. Er riss das Fleisch herunter, nagte ihn blank und hielt ihn dann mit den Vorderpfoten am Boden fest, um die Gelenkknorpel zu zerknacken. Ich folgte seinem Beispiel, griff nach einem fleischigen Markknochen und - war plötzlich wieder Mensch. Wie das Erwachen aus einem Traum, wie das Zerplatzen einer Seifenblase. Cubs Ohren zuckten, und er wandte den Kopf zu mir, als hätte ich etwas gesagt. Aber ich hatte nicht gesprochen, nur mein Selbst von seinem gelöst. Von einem Augenblick zum anderen klapperte ich vor Kälte mit den Zähnen, Schnee taute in meinen Stiefeln, im Kragen und dem Hosenbund. An meinen Händen und Unterarmen hatte ich rote, geschwollene Striemen von den spielerischen Bissen. Mein Umhang hatte zwei Risse, und ich fühlte mich so zerschlagen, als wäre ich aus einem ohnmachtsähnlichen Schlaf erwacht.
    Was ist? Aufrichtige Sorge. Warum bist du weggegangen?
    Es ist nicht richtig. Ich darf nicht wie du sein. Es ist falsch.
    Verwirrung. Falsch? Wenn es in dir ist, wie kann es falsch sein?
    Ich bin ein Mensch, kein Wolf.
    Manchmal, stimmte er zu. Manchmal das eine, manchmal das andere.
    Eben das ist nicht recht. Ich will nicht so eng mit dir verbunden sein. Diese Nähe ist nicht gut. Ich muss dich in die Freiheit entlassen, in das Leben, für das du bestimmt bist. Und ich muss das Leben führen, für das ich bestimmt bin.
    Ein verächtliches Zähneblecken. Wir sind, wie wir sind, Bruder. Wie kannst du behaupten zu wissen, was für ein Leben ich führen sollte, und erst recht dir anmaßen, es mir aufzuzwingen. Du bist nicht einmal imstande zu akzeptieren, was deine Bestimmung ist. Du leugnest es noch, während du es schon bist. All dein Geschwätz ist Unsinn. Ebenso gut könntest du deiner Nase verbieten zu riechen, oder deinen Ohren zu hören. Wir sind, was wir tun. Bruder.
    Ich blieb standhaft und gab ihm nicht die Erlaubnis, doch er drang in mein Bewusstsein, wie der Sturm durch ein offenes Fenster fegt und einen Raum erfüllt. Die Nacht und der Schnee. Fleisch zwischen den Zähnen. Lauschen, wittern, heute Nacht ist die Welt voller Leben. So wie wir. Lass uns jagen bis zum Morgen. Unsere Augen sind scharf, unsere Kiefer sind stark, und wir können einen Bock reißen und uns am süßen, blutwarmen Fleisch laben. Hab Mut! Hab Mut zu sein, was du bist!
    Einen Lidschlag später war ich wieder ich selbst. Ich stand aufrecht da und zitterte am ganzen Leib. Ich hob die Hände, sah sie an, und auf einmal erschien mir mein eigenes Fleisch so fremd und beengend, so unnatürlich wie die Kleider, die ich am Leibe trug. Ich konnte fortgehen, jetzt, heute Nacht, um unseresgleichen zu suchen, und niemand wäre je imstande, uns zu folgen, schon gar nicht, uns zu finden. Er bot mir eine mondhelle Welt in Schwarz und Weiß, ohne Zweifel, ohne Fragen, die ein fach und voll kommen war.
    Wir starrten uns an, und seine grünschillernden Augenlichter lockten mich. Komm. Komm mit mir. Was haben solche wie wir mit den Menschenwesen zu schaffen und ihren armseligen Werken. Bei all ihrem Gezänk und Gezerre ist nicht ein Bissen Fleisch zu gewinnen. Ihren freudlosen Machenschaften mangelt es an allem, und sie können nicht einmal die einfachsten Wonnen genießen. Weshalb willst du bei ihnen bleiben? Komm mit! Komm mit mir!
    Ich blinzelte. Schneeflocken hingen an meinen Wimpern, und ich stand fröstelnd in der Dunkelheit. Nur wenige Schritte von mir entfernt erhob sich ein Wolf und schüttelte sich heftig. Sein Schwanz hatte sich waagerecht gestellt und seine Ohren waren gespitzt. So kam er auf mich zu, rieb seinen Kopf an meinem Bein und stieß mit der Nase gegen meine kalte Hand. Ich ließ mich auf ein Knie nieder und legte die Arme um ihn, fühlte die Wärme seines Halsfells unter meinen Händen, die Festigkeit von Muskeln und Knochen. Er roch gut, gesund und

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