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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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lebhaften Traum. Darin die weite, helle Schneefläche, gezeichnet mit den tintenschwarzen Schatten der Bäume, die flüchtigen Gerüche, die der kalte Wind herantrug, das übermütige Vergnügen, nach Mäusen zu jagen und zu graben, die sich aus ihren Winternestern gewagt hatten. Danach erwachte ich ausgeruht und bester Laune.
    Doch schon in der darauffolgenden Nacht hatte ich einen ähnlich lebhaften Traum. Und diesmal wusste ich, was wirklich geschehen war. Indem ich Veritas und gleichzeitig auch mich selbst gegen meine Träume von Molly abschirmte, war ich weit offen für die Nachtgedanken des Wolfs. Durch ihn eröffnete sich mir eine neue, unerschöpfliche Bewusstseinssphäre, worin mir weder Veritas noch sonst ein Gabenkundiger zu folgen vermochte. Es war eine Welt ohne Hofintrigen oder Kabalen, ohne Sorgen und geheimnisvolle Pläne. Mein Wolf lebte ganz in der Gegenwart, und sein Gedächtnis war frei von dem Plunder der Vergangenheit. Von einem Tag zum anderen bewahrte er sich nur das Wissen, das für sein Überleben notwendig war. Er erinnerte sich nicht, wie viele Mäuse er vor zwei Nächten getötet hatte, sondern nur an die wichtigen Dinge, zum Beispiel, welcher Wildwechsel die beste Kaninchenhatz versprach oder wo der Bach eine so starke Strömung hatte, dass er niemals zufror.
    So kam es, dass ich ihn auf diese sonderbare Art und Weise das Jagen beibrachte. Anfangs waren wir nicht sehr erfolgreich. Nach wie vor stand ich frühmorgens auf, um ihm Futter zu bringen. Ich sagte mir, es wäre nur ein kleiner Teil meines Lebens, den ich mir selbst vorbehielt. Wie der Wolf gesagt hatte, tat ich nichts wider die Natur, denn es war meine Natur. Außerdem gelobte ich mir selbst, streng darauf zu achten, dass diese Bindung sich nicht zu sehr verfestigte. Bald, sehr bald, war er in der Lage, sich selbst zu ernähren, und ich konnte ihn in die Freiheit entlassen. Manchmal, wenn mich ein schlechtes Gewissen überkam, beschwichtigte ich mich damit, dass ich ihm nur deshalb in meine Träume Einlass gewährte, damit der Zeitpunkt der Trennung umso schneller kam. Ich weigerte mich, mir auszumalen, was Burrich dazu sagen würde.
    Eines Morgens kehrte ich von meinem Besuch bei Cub zurück und sah, wie ein Krieger und eine Kriegerin im Küchenhof einen Übungskampf im Stockfechten austrugen. Sie umkreisten sich lauernd, setzten Finten, parierten und warfen sich dabei gegenseitig freundschaftliche Beleidigungen an den Kopf. Den Mann kannte ich nicht, und im ersten Moment dachte ich, beide wären Fremde. Dann wurde die Frau auf mich aufmerksam. »Ho, FitzChivalric! Auf ein Wort!«, rief sie, jedoch ohne den Stab ruhen zu lassen.
    Ich starrte sie an und versuchte, ihr Gesicht in meiner Erinnerung einzuordnen. Ihr Gegner verpatzte eine Parade, was sie ihm mit einer kurzen, trockenen Stockattacke belohnte; und als er daraufhin einen erschreckten Luftsprung vollführte, lachte sie laut auf - so hell und wiehernd, dass es unverkennbar war. »Krakeel?«, fragte ich ungläubig.
    Die Frau zeigte mir breit lächelnd die berühmte Zahnlücke, duckte sich unter einem unmittelbaren Gegenstoß ihres Übungspartners hinweg und sprang wieder zurück in eine sichere Position. »Ja«, bestätigte sie atemlos. Ihr Gegner, der sie nun abgelenkt sah, senkte höflich den Stab, was sich als Fehler herausstellte, denn Krakeel nutzte seine Schwachstelle, um einen weiteren Punkt zu machen. Mit so viel Geschick, dass es bei nahe träge aussah, fuhr sein Stab in die Höhe, um sie abzublocken. Wieder lachte sie und hob die Hand, um eine Kampfpause zu erbitten.
    »Ja«, wiederholte sie und wandte sich mir zu. »Ich bin gekommen - das heißt, man hat mich ausgewählt, mit dir zu sprechen und dich um einen Gefallen zu bitten.«
    Ich deutete auf die Kleidung, die sie trug. »Sehe ich das richtig, du bist aus Veritas’ Garde ausgetreten?«
    Sie zuckte mit den Schultern, aber ihr Gesicht verriet, dass sie sich freute, darüber sprechen zu können. »Ja, aber weit bin ich noch nicht gekommen. Garde der Königin. Fähenwappen. Siehst du?« Sie zog das Vorderteil ihrer kurzen weißen Jacke glatt. Auf derbem, haltbarem Leinen war ein zähnefletschender weißer Fuchs auf purpurnem Hintergrund eingestickt. So purpurnfarben wie ihre Hosen aus dickem Wollstoff, die in hohen Schaftstiefeln staken. Ihr Partner war ebenso gekleidet. Die Garde der Königin. Unter dem Aspekt von Kettrickens Abenteuer ergab diese Uniform einen Sinn.
    »Veritas hat beschlossen, dass sie eine

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