Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
eigene Leibgarde haben soll?«, fragte ich erfreut.
Krakeels Lächeln wurde etwas schmaler. »Nicht unbedingt«, wich sie aus, und dann nahm sie Haltung an, als wäre ich ihr vorgesetzter Offizier, dem sie Meldung zu machen hatte. »Wir haben beschlossen, dass sie eine Leibgarde braucht. Ich und ein paar von den anderen, die bei dem Suchtrupp waren. In den Tagen danach haben wir über alles gesprochen. Auch da rüber, wie sie sich da draußen geschlagen hat. Und dann hier. Und dass sie ganz allein in einem fremden Land ist. Dann kamen wir darauf, jemand sollte um Genehmigung nachsuchen, für sie eine Leibgarde aufzustellen, aber keiner von uns wusste so richtig, wie man das anstellt. Wir sahen die Notwendigkeit, aber niemand sonst schien sich da rüber Gedanken zu machen. Doch letzte Woche, am Tor, hörte ich, wie du wütend geworden bist, weil man sie einfach allein zu Fuß und ohne Schutz hatte losgehen lassen. O ja! Ich war in der Torstube, und ich habe jedes Wort gehört.«
Ich schluckte meinen Protest hinunter, nickte knapp, und Krakeel fuhr fort. »Na gut. Dann haben wir’s einfach getan. Die von uns, die meinten, sie wollten Purpur und Weiß tragen, haben sich gemeldet. Es ging mehr oder weniger halbe-halbe aus. Ohnehin war es höchste Zeit für etwas frisches Blut, die meisten von Veritas’ Garde sind allmählich alt geworden. Und überdies vom Herumsitzen in der Burg bequem. Also haben wir uns neu formiert; es gab Beförderungen, die schon lange fällig gewesen wären, wenn sich oben nur etwas bewegt hätte. Jetzt haben wir den Erfahrensten an der Spitze und die Garde mit neuen Rekruten aufgefüllt. Es funktioniert wunderbar. Die Ausbildung der Neuen wird auch uns wieder mehr Biss geben, und die Königin hat damit ihre eigene Leibwache, wenn sie sie möchte. Oder sie braucht.«
»Ich verstehe.« Mir wurde unbehaglich zumute. »Und was ist das nun für ein Gefallen, um den du mich bitten willst?«
»Du sollst es Veritas erklären. Dass seine Königin eine Leibgarde hat.« Sie sagte es ohne Umschweife.
»Was ihr getan habt, grenzt an Treuebruch gegenüber dem Thronfolger«, entgegnete ich ebenso offen. »Soldaten von Veritas’ eigener Leibgarde, die seine Farben ablegen, um die der Königin zu tragen …«
»Manche sehen es vielleicht so. Und manche reden vielleicht auch so.« Unsere Blicke trafen sich, das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. »Aber du solltest es besser wissen. Dein… - Chivalric hätte daran gedacht, und sie wäre bereits von einer eigenen Garde hier empfangen worden. Aber Kronprinz Veritas, nun, dies ist kein Treuebruch ihm gegenüber. Wir haben ihm treu gedient, weil wir ihn lieben. Ich würde sagen, wir, die wir immer genau auf seine Rückendeckung geachtet haben, sind ein wenig zurückgefallen und haben uns neu formiert, um auch Angriffen aus einer neuen Richtung begegnen zu können. Das ist alles. Er hat eine gute Königin, das ist unsere Meinung. Wir möchten nicht erleben, dass er sie verliert. Basta. Wir haben deshalb nicht weniger Respekt vor unserem Thronfolger. Du weißt das.« - Ja, ich wusste es. Trotzdem. Ich wandte mich vor ihren fragenden Blicken ab, schüttelte den Kopf und versuchte, meine Gedanken neu zu ordnen. Warum ich? Aber ich wusste genau warum. Als ich am Tor die Beherrschung verloren und die Wächter abgekanzelt hatte, war abzusehen gewesen, dass es zu einer Situation wie dieser kommen würde. Ich dachte an Burrichs Warnung, mich nicht zu weit vorzuwagen … »Ich rede mit Kronprinz Veritas. Und mit der Königin, sofern er sein Einverständnis dazu gibt.«
Krakeel zeigte mir wieder ihr strahlendes Lächeln. »Wir wussten, du würdest uns den Gefallen tun. Danke, Fitz.«
Damit wirbelte sie leichtfüßig herum und näherte sich mit halb erhobenem Stab tänzelnd ihrem Partner, der widerwillig zurückwich. Seufzend wandte ich mich von ihnen ab. Ich hatte eigentlich gehofft, Molly zu begegnen, wenn sie hier Wasser holte, aber sie war nicht gekommen, und enttäuscht verließ ich den Küchenhof.
In den letzten paar Tagen hatte ich es zur Meisterschaft darin gebracht, mich selbst zu quälen. Ich blieb standhaft bei meinem Vorsatz, Molly nicht zu besuchen und nicht mit ihr zu sprechen, dennoch konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, sie zu beschatten. Zum Beispiel betrat ich, sobald sie gegangen war, die Küche und bildete mir ein, ich könnte dort noch ihren Duft riechen, der in der Luft hing. Oder ich suchte mir abends in der großen Halle einen
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