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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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geglaubt hatte. Als ich mich bückte, um einen der Welpen aufzuheben, ging sie auf mich los.«
    »Armer Junge. Hast du die Verletzungen gut gesäubert? Tierbisse entzünden sich leicht.«
    »Ich werde sie nochmals reinigen, wenn ich sie frisch verbinde. Jetzt aber muss ich wirklich gehen.« Dann deckte ich sie mit dem Federbett zu, nicht ohne ein leises Bedauern darüber, diesen Ort der Geborgenheit verlassen zu müssen. »Schlaf noch etwas, bis es Tag wird.«
    »FitzChivalric!«
    An der Tür blieb ich stehen und drehte mich um. »Ja?«
    »Komm heute Abend zu mir. Ganz gleich, wie die Antwort des Königs lautet.«
    Ich öffnete den Mund zum Protest.
    »Versprich es mir! Sonst überlebe ich diesen Tag nicht. Versprich mir, dass du wiederkommst. Denn was der König auch sagt, du musst wissen: Ich bin jetzt deine Frau. Und werde es immer sein. Immer.«
    Die Größe dieses Geschenks ließ mein Herz stillstehen, und ich konnte nicht mehr tun, als ihr wortlos zuzunicken. Mein Gesichtsausdruck schien ihr genug gesagt zu haben, denn das Lächeln, das sie mir daraufhin schenkte, war leuchtend und golden wie sommerlicher Sonnenschein. Ich hob den Türriegel und öffnete das Schloss. Durch einen schmalen Spalt schaute ich in den dunklen Gang hinaus. »Denk daran, hinter mir die Tür wieder zu verriegeln«, flüsterte ich und schlüpfte dann hinaus in den kleinen Rest der Nacht, der mir bis zum Morgen noch übrig blieb.

KAPITEL 13
JAGD
    W ie in jedem anderen Fach gibt es verschiedene Wege, die Gabe zu unterrichten. Galen, Gabenmeister unter König Listenreich, wählte die Methode der Askese und Kasteiung, um die inneren Barrieren eines Schülers niederzureißen. Der Schüler musste sich ihm unterwerfen und war auf seinen reinen Selbsterhaltungstrieb reduziert, so dass er auf diesem Weg empfänglich für Galens Bewusstseinsmanipulation und seine Technik der Ausübung der Gabe war. Obwohl die Schüler, die die Tortur überstanden und schließlich seinen Zirkel bildeten, alle zuverlässig von der Gabe Gebrauch machen konnten, verfügte keiner von ihnen über ein besonders großes Potential. Galen brüstete sich vor Zeugen mehrmals damit, aus unwertem Material brauchbare Werkzeuge geschmiedet zu haben. Aber vielleicht ging er auch den umgekehrten Weg und verwandelte Gold in Blei.
    Interessant ist ein Vergleich von Galens Methode mit der von Solizitas, die vor ihm amtierende Gabenmeisterin. Von ihr erhielten die jungen Prinzen Chivalric und Veritas die grundlegende Ausbildung. Aus Veritas’ Berichten über diese Zeit geht hervor, dass sie durch sanfte Beeinflussung und viel Einfühlungsvermögen erreichte, dass ihre Schüler sich ihr öffneten. Sowohl Veritas als auch Chivalric gingen aus ihrer Erziehung als starke und fähige Nutzer der Gabe hervor. Unglücklicherweise starb sie, bevor das letzte Stadium der Ausbildung beendet war und bevor Galen den Wanderstatus als Gabenlehrer erreichte. Man muss sich fragen, wie viel Wissen mit ihr ins Grab gesunken ist und welche Möglichkeiten dieser königlichen Magie für immer dem Vergessen anheimgefallen sind.
     
    Ich hielt mich an jenem Morgen nur kurz in meinem Schlafgemach auf. Das Feuer war erloschen, aber die Kälte, die ich empfand, war nicht allein die eines ungewärmten Zimmers. Dieser Raum war die leere Hülle eines Lebens, das ich bald hinter mir zu lassen dachte. Beides, das Zimmer wie das Leben, erschienen mir öder als je zuvor. Ich wusch mich fröstelnd mit dem kalten Wasser aus dem Krug und nahm mir endlich die Zeit, die Verbände an Hals und Arm zu erneuern. Es war nicht mein Verdienst, dass die Wunden so sauber aussahen. Sie heilten gut.
    Ich kleidete mich warm an: ein wattiertes Hemd, Mitbringsel aus den Bergen, unter einem dicken Lederwams, dazu eine ebenfalls lederne Überhose, die mit Riemen eng an die Beine geschnürt war. An Waffen nahm ich mein altes Schwert mit sowie einen kurzen Dolch. Zusätzlich steckte ich aus meinen Giftvorräten einen kleinen Topf ein, der ein Pulver aus grünem Knollenblätterpilz enthielt. Trotz allem hatte ich ein dummes Gefühl, als ich mein Gemach verließ.
    Veritas’ Befehl vom Abend zuvor folgend, begab ich mich geradewegs zu seinem Turm. Ich vermutete, er wollte mit mir an der Gabe arbeiten, doch irgendwie musste ich ihn überzeugen, dass es heute wichtiger war, Jagd auf Entfremdete zu machen. Ich rannte fast die Treppe hinauf und wünschte mir, dieser Tag wäre bald vorüber. Mein ganzes Leben war einzig auf den Moment

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