Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
gegeben hatte, manifestierte sich als schillerndes Lichtspiel auf dem blanken Metall der Klinge. Ich hielt die herrliche Waffe waagerecht am ausgestreckten Arm und fühlte ihre Schwerelosigkeit und Kampfbereitschaft in meiner Hand - es war ein viel besseres Schwert, als meinen Fechtkünsten angemessen war. »Natürlich sollte ich es dir im Rahmen einer angemessenen Zeremonie überreichen, doch ich gebe es dir jetzt schon, um zu verhindern, dass du, nur weil es dir fehlte, von deiner Jagd nicht mehr zurückkehrst. Beim Winterfest werde ich es von dir zurückverlangen, um diese Zeremonie nachzuholen.«
    Ich stieß das Schwert in die Scheide zurück und zog es wieder heraus, so schnell und seidig wie ein kurzer schneller Atemzug. Nie zuvor hatte ich etwas derart meisterlich Gefertigtes besessen. »Mir ist, als müsste ich einen Eid darauf leisten«, meinte ich unsicher.
    Veritas gestattete sich ein Lächeln. »Unzweifelhaft würde Edel größten Wert darauf legen. Was mich angeht, ich glaube nicht, dass mir ein Mann noch sein Schwert zu Füßen legen muss, nachdem er mir bereits Treue geschworen hat bis in den Tod.«
    Bevor das schlechte Gewissen mir den Mund verschließen konnte, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen. »Hoheit, mein Prinz, ich gehe heute hinaus, um Euch als Assassine zu dienen.«
    Veritas war sichtlich betroffen. »Das sind klare Worte«, meinte er vorsichtig.
    »Es ist Zeit für klare Worte, denke ich. Heute diene ich Euch in dieser Eigenschaft, aber mein Herz ist dessen müde geworden. Wie Ihr sagt, ich habe Euch Treue geschworen, und wenn Ihr es befehlt, muss ich fort fahren wie bisher. Doch ich bitte Euch, findet eine andere Möglichkeit, wie ich Euch dienen kann.«
    Veritas schwieg, wie es mir vorkam, eine Ewigkeit. Er stützte das Kinn auf die Faust und seufzte. »Wäre nur ich es, dem du Treue geschworen hast, könnte ich vielleicht unter Umständen schnell und einfach antworten. Aber ich bin nur der Kronprinz. Dieses Anliegen musst du deinem König vortragen. Wie auch deine Bitte, dich vermählen zu dürfen.«
    Das einsetzende Schweigen zwischen uns war sehr tief und wie eine breite Kluft zwischen uns, die zu überbrücken ich nicht den Willen fand. Veritas ergriff schließlich das Wort. »Ich habe dir gezeigt, wie du verhindern kannst, dass deine Träume Kreise ziehen, FitzChivalric. Wenn du es versäumst, dein Bewusstsein einzugrenzen, kannst du es niemandem übel nehmen, dass er die Geheimnisse kennt, die du selbst preisgegeben hast.«
    Ich bezwang mich und schluckte meinen Unmut hinunter. »Wie viel?«, fragte ich kalt.
    »So wenig wie möglich, das versichere ich dir. Ich bin es gewohnt, meine eigenen Gedanken abzuschirmen, weniger Übung habe ich darin, die von anderen abzublocken. Besonders die von jemandem, dessen wenn auch unzuverlässige Gabe so stark ausgeprägt ist wie deine. Ich bin nicht mit Absicht Zeuge deiner - Verabredung geworden.«
    Er schwieg, und ich wagte nicht zu sprechen. Es ging ja nicht nur darum, dass meine eigene Intimsphäre derart grob verletzt worden war. Aber Molly! Wie sollte ich Molly all dies jemals begreiflich machen? Noch unerträglicher war mir der Gedanke eines weiteren totgeschwiegenen Moments der Wahrheit zwischen uns. Wie immer machte Veritas seinem Namen Ehre. Der Fehler lag bei mir. Bedrückt hörte ich weiter zu, als er mit seinen Worten fortfuhr.
    »Um die Wahrheit zu sagen, ich beneide dich, Junge. Läge die Entscheidung bei mir, könntest du noch vor dem Abend deine Vermählung feiern. Sollte Listenreich dir heute die Erlaubnis verweigern, bewahre dies in deinem Herzen und gibt es an Lady Rotrock weiter: Wenn ich König bin, steht es dir frei zu heiraten, wann und wo es dir beliebt. Ich werde dir nicht zumuten, was mir zugemutet wurde.«
    Auf einmal begriff ich das volle Ausmaß dessen, was man Veritas vorenthalten hatte. Es ist eine Sache, einen Mann zu bedauern, der sich bei der Wahl seiner Gemahlin der Staatsräson beugen musste. Etwas anderes ist die Erkenntnis, wie ich selbst aus den Armen der Geliebten zu kommen und sich dann mit der Tatsache konfrontiert zu sehen, dass ein Mann, der einem nahesteht, niemals die Fülle dessen erfahren wird, was ich mit Molly erlebt hatte. Wie bitter musste es für ihn gewesen sein, einen Blick auf unser Glück zu werfen und zu wissen, dass ihm dies in seinem Leben niemals vergönnt sein würde.
    »Ich danke Euch«, sagte ich ernst.
    Er streifte mich mit einem kurzen Blick und lächelte. »Nun ja. Dies ist

Weitere Kostenlose Bücher