Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
kann, denke ich. Bei seinem ersten Besuch war er kalt und herablassend. Ich glaube, er hielt mich für eine - Straßenhure. Er drohte, der König werde keinen Skandal dulden, und wollte wissen, ob ich schwanger wäre. Natürlich war ich empört. Ich antwortete ihm, es könne unmöglich der Fall sein, wir hätten nie …« Molly verstummte, und ich ahnte, wie sehr es sie in ihrem Stolz verletzt hatte, dass jemand eine solche Frage auch nur stellen konnte. »Darauf meinte er, wenn es an dem wäre, wäre es gut. Er fragte, was ich glaubte, das mir zustünde, als Entschädigung für deine Betrügereien.«
Das Wort traf mich wie ein Dolchstoß. Mein Zorn wuchs, doch ich beherrschte mich. Ich wollte alles hören.
»Ich sagte ihm, ich erwartete keine Entschädigung. Dass im Grunde genommen ich selbst mir nur etwas vorgemacht hätte. Trotzdem bot er mir Geld an. Ich sollte fortgehen und dich vergessen. Und alles, was zwischen uns gewesen war.«
Es fiel ihr schwer weiterzusprechen. Ihre Stimme überschlug sich förmlich ich hörte dabei heraus, wie sehr sie sich bemühte, den Anschein der Ruhe zu wahren und sich nicht anmerken zu lassen, was ihr Herz wirklich bewegte. »Die Summe, die er mir bot, wäre groß genug gewesen, um eine Kerzenzieherei zu eröffnen. Ich hätte am liebsten auf ihn eingeschlagen. Ich sagte ihm, wenn nur Geld mich dazu bringen könnte, jemanden zu lieben oder nicht zu lieben, dann wäre ich in der Tat eine Hure. Er wurde sehr ungehalten, aber er ging.« Sie schluchzte noch ein mal auf, dann war sie still. Ich streichelte mit den Händen sanft über ihre bebenden Schultern, dann über ihr Haar.
»Edel ist nur darauf aus, Unheil zu stiften«, hörte ich mich sagen. »Er sucht mich zu treffen, indem er dich vertreibt. Mich zu beschämen, indem er dich kränkt.« Ich schüttelte den Kopf über meine eigene Dummheit. »Ich hätte es vorhersehen müssen, aber ich dachte nur daran, er könnte deinen Namen in den Schmutz ziehen oder dafür sorgen, dass dir etwas zustößt. Burrich hatte Recht. Der Mann kennt keine Moral, er fühlt sich an keine Regeln gebunden.«
»Zuerst war er schroff, aber niemals wirklich beleidigend. Er käme nur als Abgesandter des Königs, sagte er, und er käme selbst, damit nicht noch jemand ins Vertrauen gezogen werden müsste. Ihm sei daran gelegen, überflüssiges Gerede zu vermeiden und nicht noch welches zu verursachen. Später, nachdem wir einige Male miteinander gesprochen hatten, sagte er, es täte ihm leid, mich so in die Enge getrieben zu sehen. Er werde dem König erklären, ich sei nicht schuld an der unglückseligen Geschichte. Er kaufte mir sogar einige Kerzen ab und sorgte dafür, dass man am Hof von den Waren erfuhr, die ich zu verkaufen habe. Ich glaube, er versucht zu helfen, FitzChivalric. Oder er versteht es zumindest so.«
Zu hören, wie sie Edel verteidigte, traf mich tiefer als jede Beleidigung oder Zurückweisung aus ihrem Mund. Meine Finger verhedderten sich in ihrem Haar, worauf ich sie behutsam aus dem Gewirr der seidigen Strähnen löste. Edel. Die langen Wochen der Zurückhaltung, in denen ich ihr ausgewichen war, nicht einmal mit ihr gesprochen hatte. Nur, damit statt meiner Edel zu ihr gehen konnte, zwar nicht, um ihr den Hof zu machen, nein, aber um sie mit seinem aalglatten Charme und Berechnenden Worten für sich einzunehmen. Um an ihrem Bild von mir zu kratzen, während ich nicht zur Stelle war, um seine Behauptungen zu widerlegen. Er stellte sich als ihr Verbündeter dar, während ich in Abwesenheit der leichtsinnige, selbstsüchtige Jüngling wurde, der rücksichtslose Schuft. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht auszusprechen, was ich dachte. Jedes Wort hätte sich angehört, als versuchte ein oberflächlicher, gekränkter Junge, sich an jemandem zu rächen, der ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen drohte.
»Hast du je mit Philia oder Lacey über Edels Besuche geredet? Was haben sie dir von ihm erzählt?«
Sie schüttelte den Kopf, und der Duft ihres Haares stieg mir in die Nase. »Er hat mir nahegelegt, Stillschweigen zu bewahren. ›Frauen reden‹, sagte er, und mir ist klar, dass das stimmt. Ich hätte nicht ein mal mit dir da rüber sprechen dürfen. Er sagte, Philia und Lacey würden mehr Respekt vor mir haben, wenn es so aus sähe, als wäre ich von allein zu dieser Einsicht gelangt. Er sagte auch, du würdest mich nicht gehen lassen … wenn du wüsstest, dass er mich zu diesem Entschluss veranlasst hätte. Du müsstest
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