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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kein Versprechen, deshalb sollst du nicht da rauf bauen. Aber vielleicht kann ich auch hinsichtlich deines anderen Ersuchens etwas für dich tun. Du hättest keine Zeit mehr, länger als - ›Diplomat‹ tätig zu sein, wenn man eine neue Verwendung für dich fände, die wichtiger wäre.«
    »Zum Beispiel?«
    »Der Bau meiner Schiffe schreitet gut voran, unter der Hand der Baumeister nähern sie sich der Vollendung. Und wieder muss ich Verzicht üben. Ich werde nie am Bug meines Flaggschiffs stehen. Oh, der Verstand sagt mir, es muss so sein. Hier ist das Leben des zukünftigen Königs nicht durch die Roten Korsaren bedroht. Hier habe ich die Möglichkeit, die Bewegungen mehrerer Schiffe gleichzeitig zu koordinieren und Hilfe dorthin zu entsenden, wo sie am dringendsten benötigt wird.« Er räusperte sich. »Andererseits werde ich nie den Wind spüren oder sehen, wie er die Segel bläht, und werde nie Gelegenheit haben, gegen die Piraten zu kämpfen, wie ich es möchte, und mit der blanken Klinge Rechenschaft zu fordern für das Leid und das vergossene Blut meines Volkes.« Sein Gesicht war zu einer Maske des kalten Zorns erstarrt. Nach einer kurzen Pause fuhr er ruhiger fort. »Genug davon. Um diese Schiffe wirkungsvoll einzusetzen, muss jedes eine Person an Bord haben, die wenigstens in der Lage ist, meine Anweisungen zu empfangen. Noch besser wäre natürlich, der- oder diejenige wäre auch fähig, mir zu übermitteln, was an Bord des Schiffes vor sich geht. Du hast vorhin gesehen, wie weit meine Kraft nur reicht. Ich kann zwar erkennen, was Menschen denken, doch ich kann ihnen nicht eingeben, was sie denken sollen. Hin und wieder gelingt es mir, jemanden zu finden, der offener für meine Gabe ist, und sein Denken zu beeinflussen. Aber das ist nicht das Gleiche, wie auf eine direkte Frage eine umgehende Antwort zu erhalten.
    Hast du je daran gedacht, zur See zu gehen, FitzChivalric?«
    Zu sagen, ich wäre verdutzt gewesen, hieße gewaltig zu untertreiben. »Ich - Ihr habt mich gerade daran erinnert, dass auf meine Gabe kein Verlass ist. Und Ihr habt mich erst gestern daran erinnert, dass ich mich trotz aller Mühe, die Hod sich mit mir gegeben hat, immer noch mit den Fäusten kämpfe, statt mit dem Schwert.«
    »Und jetzt erinnere ich dich, dass es Mittwinter ist. Es bleiben nicht mehr viele Monate bis zum Frühling. Ich habe dir gesagt, es ist eine Möglichkeit, mehr nicht. Und ich kann dir da bei auch nur sehr wenig Unterstützung an gedeihen lassen, falls du dich da rauf einlassen willst. Ich fürchte, es liegt einzig und allein bei dir, FitzChivalric. Kannst du bis zum Frühling lernen, sowohl deine Gabe als auch deine Klinge verlässlich zu beherrschen?«
    »Ich kann nichts versprechen, Hoheit, aber ich werde mich nach Kräften bemühen.«
    »Gut.« Veritas sah mich lange und eindringlich an. »Bist du bereit, schon heute damit anzufangen?«
    »Heute? Heute muss ich auf die Jagd. Dieser Pflicht kann ich mich nicht entziehen, auch nicht um der Vorbereitung auf ein neues Leben willen.«
    »Beides schließt sich nicht unbedingt aus. Lass mich heute mit dir kommen.«
    Ich sah ihn verwundert an, dann nickte ich. Statt aufzustehen, um warme Kleidung anzulegen und sein Schwert zu holen, umfasste er mein Handgelenk.
    Als ich spürte, wie sein Wesen in mich einströmte, bestand meine erste instinktive Reaktion darin, mich gegen ihn zu sperren. Denn dies war nicht wie die anderen Male, als er meine Gedanken überflog, wie man beiläufig verstreute Schriftstücke auf einem Schreibtisch durchblättert. Diesmal war es die wahrhafte Inbesitznahme meines Verstandes. Seit Galen hatte sich niemand mehr auf diese Weise meiner bemächtigt. Ich versuchte, mich von ihm loszureißen, aber sein Griff war wie aus Eisen. Plötzlich ein Innehalten. Du musst mir vertrauen. Bist du dazu bereit? Ich schwitzte und zitterte am ganzen Leib wie ein Pferd, in dessen Verschlag sich eine Schlange befand.
    Ich weiß nicht.
    Denk darüber nach. Er zog sich ein wenig zurück.
    Ich konnte ihn immer noch spüren, wie er auf meine Antwort wartete, doch ich wusste, er würde mich nicht belauschen. Meine Gedanken überschlugen sich. Zu vieles musste gegeneinander abgewogen werden. Es war eine Chance, einen Schlussstrich unter mein bisheriges Leben zu ziehen. All meine Geheimnisse vergessen zu machen und Molly das Vertrauen zu schenken, das sie verdiente. Aber wie konnte ich Veritas erlauben, in mein Bewusstsein einzudringen, und gleichzeitig

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