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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nachmittag nach Bearns zurück. Ich bin Sicher, du wirst bis da hin eine entsprechende Antwort aufgesetzt haben.« Der Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass dies keine Bitte war, sondern ein Befehl. Er hustete erneut. Ich kämpfte mit meinen widerstreitenden Empfindungen, die ich für ihn hegte, und es brodelte in meinem Magen.
    »Mit Eurer Erlaubnis.« Ich erbrach das Siegel, streifte das Band ab und entdeckte dabei, dass es sich um zwei Schriftrollen handelte. Die erste war ein kurzes Schreiben von Zelerita, wie ich beim Überfliegen feststellte; sie hatte eine klare, deutliche Schrift. Anschließend warf ich einen kurzen Blick auf die zweite Rolle. Als ich aufschaute, sah ich, dass Listenreich mich beobachtete. Ich setzte eine nichtssagende Miene auf. »Sie schreibt, dass sie hofft, dass es mir gutgeht, und schickt mir die Abschrift von einem Original einer Schriftrolle, die sie in der Bibliothek von Ripplekeep gefunden hat. Oder, genauer gesagt, die Kopie dessen, was noch zu entziffern war. Aus der Umhüllung glaubte sie schließen zu können, dass der In halt mit den Uralten zu tun hat, denn während meines Besuchs auf der Burg ihres Vaters ist ihr mein Interesse an diesem Thema aufgefallen. Mein erster Eindruck ist, dass es sich bei diesen Schriften um eine philosophische Abhandlung oder aber um Lyrik handelt.«
    Ich gab Listenreich die Schriftrollen zurück, und nach kurzem Zögern nahm er sie. Er entrollte die erste, hielt sie auf Armeslänge von sich und runzelte die Stirn, dann ließ er sie in den Schoß sinken. »Meine Augen wollen oft nicht so recht, so früh am Morgen«, meinte er. Ungeschickt legte er die beiden Pergamentbögen ineinander und rollte sie wieder zusammen. »Du wirst ihr einen angemessenen Dankesbrief schreiben.«
    »Wie Ihr wünscht, Majestät.« Ich hütete mich, durch meinen Tonfall zu verraten, was in mir vorging. Nachdem ich noch etliche Minuten vor ihm gestanden hatte, während er durch mich hindurchsah, hielt ich es für angebracht zu fragen: »Bin ich nun entlassen, Majestät?«
    »Nein.« Diesmal hustete er länger und heftiger. »Du bist nicht entlassen. Wollte ich dich mir aus den Augen schaffen, hätte ich dies bereits vor Jahren getan. Ich hätte dich in irgendeinem Hinterwäldlernest aufwachsen lassen. Oder dafür gesorgt, dass du gar nicht aufwächst. Nein, FitzChivalric, ich habe dich noch nicht entlassen .«
    Etwas von der früheren Kraft sprach aus seiner Stimme. »Vor Jahren haben wir ein Abkommen getroffen. Du hast deinen Teil gehalten. Und gut gehalten. Ich weiß, wie sehr du mir dienst, selbst wenn du es nicht mehr für nötig hältst, mir persönlich Bericht zu erstatten. Ich weiß, dass du mir treu ergeben bist, auch wenn du mir grollst. Ich könnte nicht viel mehr fordern, als du mir bereits gegeben hast.« Ein neuerlicher Hustenanfall unterbrach ihn. Als er wieder sprechen konnte, wandte er sich an den Narren.
    »Bring mir einen Kelch von dem gewärmten Wein. Und lass dir von Wallace die - Kräuter geben, um ihn zu würzen.« Der Narr erhob sich augenblicklich, aber er schien eher widerwillig. Stattdessen warf er mir, als er hinter des Königs Sessel wegging, einen vernichtenden Blick zu. Der König bedeutete mir mit einer Geste zu warten. Er rieb sich die Augen, dann verschränkte er die Hände wieder im Schoß. »Ich bemühe mich nur, meinen Teil der Abmachung zu erfüllen«, fuhr er fort. »Ich habe versprochen, für dich zu sorgen, und das will ich tun, so gut ich es vermag. Ich möchte dich standesgemäß vermählt sehen. Ich möchte … Ah, ich danke dir.«
    Der Narr war zurück mit dem Wein. Er hatte den Kelch nur zur Hälfte gefüllt, und das aus gutem Grund, wie ich bemerkte, als der König mit beiden Händen danach griff. Neben dem Duft des Weins roch ich das Aroma mir unbekannter Kräuter. Der Rand des Kelchs schlug zweimal gegen Listenreichs Zähne, bevor er ihn ruhig halten konnte und einen tiefen Schluck daraus nahm. Dann saß er mit geschlossenen Augen einen Moment still da, als horchte er in sich hinein. Als er mich wieder ansah, schien er im ersten Moment verwirrt zu sein, doch er besann sich gleich wieder. »Ich möchte, dass du einen Titel hast und dass dir Land zu gesprochen wird.« Er nahm einen zweiten Schluck, legte wärmesuchend die Hände um den Kelch und sah mich an. »Ich sollte dich daran erinnern, dass es nichts Geringes ist, wenn Brawndy keine Einwände gegen dich als Schwiegersohn erhebt. Er nimmt keinen Anstoß an deiner

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