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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Chalced-Staaten feilschte. Ich liebte ihr entschlossen vorgerecktes Kinn, als sie über ein Angebot des Händlers den Kopf schüttelte. Plötzlich kam mir ein Einfall, und ich fühlte mich von frischer Tatkraft erfüllt.
    Ich hatte mit meiner Schiffsheuer Geld in der Tasche, und das reichte für weit mehr als für vier süße Äpfel, zwei Rosinenbrötchen, eine Flasche Wein und etwas Pfefferfleisch. Dazu erstand ich einen Netzbeutel, um meine Schätze wegzutragen, sowie eine dicke Wolldecke - die in Rot war. Ich musste sämtliche Tricks anwenden, die ich von Chade gelernt hatte, um meine Einkäufe zu erledigen, dabei gleichzeitig Molly nicht aus den Augen zu verlieren und das alles so, dass sie mich nicht bemerkte. Noch kniffliger war es, ihr auf den Fersen zu bleiben, als sie zur Putzmacherin ging, um Seidenband zu kaufen, und anschließend genügend Deckung zu finden, als sie den Weg zur Burg einschlug.
    An einer bestimmten Biegung, im Schutz einer Baumgruppe, holte ich sie ein. Sie stieß einen leisen Schrei aus, als ich unvermutet hinter ihr auftauchte, sie umfasste und herumschwang. Ich stellte sie auf die Füße und gab ihr einen langen Kuss. Weshalb es so anders war, sie im Freien und im hellen Sonnenlicht zu küssen, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass plötzlich alle Schwermut von mir abfiel.
    Ich machte eine tiefe Verbeugung. »Geruht meine Herrin, mir bei einer kleinen Vesper Gesellschaft zu leisten?«
    »Oh, das können wir nicht tun«, wehrte sie ab, doch ihre Augen glänzten. »Man würde uns sehen.«
    Ich schaute mich übertrieben suchend nach allen Seiten um, dann umfasste ich ihren Arm und zog sie von der Straße weg. Wir eilten zwischen den regennassen, tropfenden Bäumen hindurch; vom Sturm herabgewehte Zweige knackten unter unseren Füßen, feuchte Pflanzenbüschel schlugen uns gegen die Beine. Als wir den Rand der Klippe erreichten, über dem Dröhnen und Rauschen des Ozeans, kletterten wir wie Kinder in einer Felsrinne nach unten zu einem kleinen Sandstrand.
    Treibholz hatte sich in dieser Bucht angesammelt. Ein Überhang hatte den größten Teil des Regens abgehalten, den wärmenden Sonnenstrahlen jedoch gewährte er Zugang. Molly nahm mir den Proviant und die Decke ab und Befahl mir, Holz zu holen, allerdings war schließlich sie es, die das Feuer in Gang brachte. Durch das Meersalz brannte es mit grüner und blauer Flamme, und es spendete so viel Wärme, dass wir unsere Umhänge ablegen konnten. Es tat gut, ihr unter freiem Himmel gegenüberzusitzen und zu sehen, wie die Sonne Reflexe in ihr Haar zauberte und der Wind ihre Wangen rötete. Es tat gut, gemeinsam laut zu lachen, unsere Stimmen mit dem Geschrei der Möwen zu vermischen, ohne je die Furcht zu haben, jemanden aufzuwecken oder auf uns aufmerksam zu machen. Wir tranken den Wein aus der Flasche, aßen mit den Fingern und gingen dann zum Ufer, um uns die klebrigen Hände zu waschen.
    Eine Weile kletterten wir auf den Felsen und zwischen dem Treibholz herum und suchten nach vom Meer angeschwemmten Schätzen. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit meiner Rückkehr aus den Bergen fast wie mein altes Selbst, und Molly glich wieder dem unbezähmbaren Wildfang aus unserer Kinderzeit. Das Haar hatte sich aus den Flechten gelöst und flog ihr ums Gesicht. Als sie vor mir weglief, weil ich sie einfangen wollte, rutschte sie aus und stolperte in eine Tidenpfütze. Wir kehrten zu unserem Rastplatz zurück, wo sie die Schuhe und Unterhose auszog, um sie am Feuer zu trocknen, dann legte sie sich auf die Decke und streckte sich aus.
    Kleidungsstücke auszuziehen schien mir plötzlich eine ausgezeichnete Idee zu sein.
    Molly war davon nicht so überzeugt. »Der Boden hier Besteht aus mindestens ebenso viel Steinen wie Sand. Ich will nicht den ganzen Rücken voller blauer Flecken haben.«
    Ich beugte mich über sie, um sie zu küssen. »Bin ich es nicht wert?«, fragte ich einschmeichelnd.
    »Du? Bestimmt nicht!« Sie gab mir einen Stoß, und ich fiel auf den Rücken. Ehe ich mich besonnen hatte, kniete sie über mir. »Aber ich bin’s!«
    Das Funkeln in ihren Augen, als sie auf mich hinunterschaute, raubte mir den Atem. Nachdem sie mich allerdings sehr ungestüm ins Ziel geritten hatte, musste ich ihr Recht geben, sowohl was die Steine anging, als auch darin, dass sich die blauen Flecken lohnten. Dabei allein schon den sonnenhellen Himmel durch den Wasserfall ihrer Haare zu sehen …
    Anschließend lag sie halb über mir, und wir dösten in der

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