Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
Herkunft. Zelerita kommt zu dir mit eigenem Titel und eigenen Besitzungen. Eure Vermählung gibt mir die Gelegenheit, dich ebenfalls mit Ländereien zu belohnen. Ich will nur das Beste für dich. Ist das so schwer zu verstehen?«
Diese Frage gestattete mir, frei zu ihm zu sprechen. »Majestät, ich weiß, Ihr seid um mein Wohl bedacht. Ich bin mir der Ehre bewusst, die Herzog Brawndy mir erweist, und jeder Mann wäre stolz, Lady Zelerita als Gemahlin heimführen zu dürfen. Aber ich habe eine andere gewählt.«
Sein Blick verfinsterte sich. »Jetzt hörst du dich an wie Veritas. Oder wie dein Vater. Ich glaube, sie haben den Eigensinn mit der Muttermilch eingesogen.« Er leerte den Kelch, lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Narr! Mehr Wein.«
»Ich habe die Gerüchte gehört«, nahm er schwerfällig den Faden wieder auf, nachdem der Narr ihm den Kelch abgenommen hatte. »Edel kommt damit und flüstert sie mir ins Ohr wie eine Küchenmagd. Als wären solche Gerüchte auch nur im Geringsten wichtig. Sie sind wie das Gackern der Hühner im Hof. Wie Hundegebell. Weiter nichts.« Während er sprach, füllte der Narr den Kelch aus der Weinkanne, jeder Muskel seines schmächtigen Körpers verriet, wie ungern er gehorchte. Wallace erschien wie durch Zauberei herbeigerufen. Er häufte getrocknete Kräuter in das Räuchergefäß, blies mit gespitzten Lippen behutsam auf ein Stückchen Kohle, bis die Kräuter schwelten, und entschwand wieder. Listenreich beugte sich vor, so dass der Rauch an seinem Gesicht vorüberzog. Er inhalierte, hüstelte und atmete nochmals den Drogenrauch ein. Dann lehnte er sich im Sessel zurück. Ein schweigender Narr hielt seinen Weinkelch.
»Edel behauptet, du seist verliebt in eine Kammerzofe. Dass du sie hartnäckig verfolgst. Nun, alle Männer sind einmal jung. Ebenso alle Kammerzofen.« Er nahm den Kelch und trank. Ich stand vor ihm, biss mir auf die Innenseite der Wange und hoffte, dass in meinen Augen nichts von meinen Gedanken zu lesen war. Ein verräterisches Zittern ergriff meine Hände, das sich zum Glück nicht mehr über meinen ganzen Körper ausbreitete. Gerne hätte ich die Arme vor der Brust verschränkt, doch ich unterließ es und konzentrierte mich darauf, nicht die kleine Schriftrolle zu zerdrücken, die ich in der Faust hielt.
König Listenreich stellte den Kelch auf den Tisch neben seinem Sessel und stieß einen tiefen Seufzer aus. Er ließ den Kopf gegen das Polster der Rückenlehne sinken, die Hände lagen gelöst und schlaff in seinem Schoß. »FitzChivalric«, setzte er erneut an.
Schweigend stand ich vor ihm und wartete auf seine Worte. Doch dann musste ich zusehen, wie seine Lider zuerst schwer wurden und dann langsam herabsanken. Doch dann raffte er sich noch einmal auf, während sein Kopf leicht hin und her rollte, und nahm schwerfällig seinen letzten Gedanken wieder auf: »Du hast Constances Mund, wenn sie zornig war«, murmelte er. seine Augen schlossen sich. »Ich will nur das Beste für dich …« Das letzte Wort war kaum noch zu verstehen, und gleich darauf drangen leise Schnarchgeräusche aus seinem halb offenen Mund. immer noch stand ich vor ihm und schaute ihn an. Meinen König.
Als ich mich schließlich abwenden wollte, erfasste mich noch größere Verwirrung. Der Narr hockte wie ein Häufchen Elend zu Listenreichs Füßen, die Knie bis an die Brust gezogen. Er starrte mich zornig an, sein Mund war wie ein gerader Strich. Tränen standen in seinen hellen Augen.
Ich floh.
In meinem Zimmer ging ich vor dem Kamin auf und ab, bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte, dann setzte ich mich und nahm Papier und Feder heraus. Ich verfasste einen kurzen, förmlichen Dankesbrief an Herzog Brawndys Tochter und versiegelte ihn mit Wachs. Danach stand ich auf, zog mein Hemd glatt, strich mir das Haar zurück und warf die Rolle ins Feuer.
Daraufhin unternahm ich einen zweiten Anlauf. Ich schrieb einen Brief an Zelerita, das schüchterne Mädchen, das mir bei Tisch schöne Augen gemacht und mit mir im kalten Wind auf den Klippen gestanden hatte, als ich mich der Herausforderung zum Duell stellen wollte, das so nie statt fand. Ich dankte ihr für das Dokument. Und berichtete ihr von meinem Sommer. Dass ich tagein, tagaus auf der Rurisk am Ruder saß. Von meiner Ungeschicklichkeit mit dem Schwert, die mich zwang, die plumpe Axt als Waffe zu führen. Ich erzählte ihr in allen blutigen Einzelheiten von meiner ersten Schlacht und wie elend ich mich danach
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