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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kühlen, etwas lauen Luft, bis sie sich aufrichtete und fröstelnd wieder in ihre Kleider schlüpfte. Betrübt sah ich zu, wie sie die Bänder an ihrer Bluse schloss, Dunkelheit und Kerzenschein hatten mir zuvor stets zu viel verborgen. Sie bemerkte meinen versonnenen Blick und streckte mir die Zunge heraus, dann schien ihr eine Idee zu kommen. Mein Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst. Sie zog es mir um das Gesicht und legte mir eine Falte ihres roten Umhangs quer über die Stirn, dann begutachtete sie mich kritisch. »Du hättest ein ausgesprochen unscheinbares Mädchen abgegeben.«
    Ich schnaubte. »Als Mann mache ich auch nicht besonders viel her.«
    Sie zog ein beleidigtes Gesicht. »Du bist durchaus ansehnlich.« Ihr Zeigefinger wanderte bedeutungsvoll über meine Brustmuskeln. »Vor kurzem erst, im Wäschehof, meinten einige Frauen im Gespräch, du wärst das Beste, was man seit Burrich aus den Stallungen gesehen hätte. Ich glaube, es liegt an deinem Haar. Es ist viel seidiger als das von den anderen Männern.« Sie wickelte sich eine Strähne um den Finger.
    »Burrich!«, sagte ich ungläubig. »Du willst doch nicht Behaupten, die Frauen hätten es auf ihn abgesehen.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Und wes halb nicht? Er ist gut gebaut, hält es auf Reinlichkeit und weiß sich zu betragen. Er hat gute Zähne und was für Augen! Seine düsteren Stimmungen können einem zwar Angst machen, aber nicht wenige würden sich gerne darum Bemühen, ihm diese Flausen auszutreiben. Die Waschfrauen meinten alle, dass sie ihn Sicher nicht von ihrer Bettkante stoßen würden.«
    »Aber das alles klingt nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Nein«, stimmte sie nachdenklich zu. »Auch darin waren alle einer Meinung. Nur eine konnte von sich behaupten, ihn einmal gehabt zu haben, und sie gab zu, er wäre dabei sehr betrunken gewesen. Bei einem Frühlingsfest soll es gewesen sein.« Molly sah mich an und kicherte über den ungläubigen Ausdruck auf meinem Gesicht. »Sie erzählte, er hätte seine Zeit bei den Hengsten gut genutzt, um zu lernen, wie sie’s machen, und man hätte noch eine Woche lang die Spuren seiner Zähne an ihrer Schulter sehen können.«
    »Das kann nicht sein«, protestierte ich. Ich bekam wegen Burrich puterrote Ohren. »Er würde keine Frau miss handeln, auch wenn er noch so betrunken wäre.«
    »Dummer Junge!« Molly schüttelte den Kopf, während sie mit flinken Fingern ihr Haar flocht und aufsteckte. »Niemand hat gesagt, dass sie miss handelt wurde.« Und nach einer kleinen Pause, mit einem koketten Blick: »Oder dass sie sonst etwas zu Bereuen hatte.«
    »Ich glaube es immer noch nicht.« Burrich? Und der Frau hatte es gefallen?
    »Hat er wirklich eine kleine Narbe, hier, geformt wie ein Halbmond?« Sie legte mir die Hand auf die Stelle über dem Hüftknochen und sah mich unter halb gesenkten Wimpern hervor an.
    Ich machte den Mund auf, klappte ihn wieder zu. »Ich kann nicht fassen, dass ihr Frauen über so etwas redet.«
    »Im Wäschehof reden sie von kaum etwas anderem«, klärte Molly mich auf, als wäre dies das Selbstverständlichste von der Welt.
    Ich wollte nicht fragen, aber meine Neugier siegte. »Und was sagen sie über Flink?« Während unserer gemeinsamen Zeit in den Stallungen hatten seine Geschichten über Frauen mich immer in Erstaunen versetzt.
    »Dass er schöne Augen und Wimpern hat, aber der ganze Rest von ihm müsste gewaschen werden. Mehrmals am Tag.«
    Ich lachte vor Vergnügen und merkte mir diesen Urteilsspruch für das nächste Mal, wenn er wie der anfangen wollte zu prahlen. »Und Edel?«, forschte ich.
    »Edel. Hmmm.« Sie schaute mit verträumtem Blick in die Ferne, dann lachte sie über meine finstere Miene. »Lass uns nicht über die Prinzen reden, mein Lieber. Etwas Anstand sollte gewahrt bleiben.«
    Ich zog sie zu mir herunter und küsste sie. Aneinandergeschmiegt lagen wir still unter dem weiten blauen Himmel. Ich war so sehr von Frieden erfüllt, wie ich es lange nicht mehr empfunden hatte. Ich wusste, nichts konnte uns trennen, nicht die Pläne des Königs, nicht die Unwägbarkeiten des Schicksals. Endlich schien der Augenblick gekommen zu sein, um ihr von meinen Schwierigkeiten mit Listenreich und Zelerita zu erzählen. Sie lag bewegungslos neben mir und lauschte schweigend meinen Worten, während ich mich über die törichten Heiratspläne des Königs ausließ und die Verlegenheit, in die er mich brachte. Mir kam kein einziger Gedanke, wie idiotisch das vielleicht von

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