Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
mir war, bis ich von ihr eine warme Träne an meinem Hals herunterrinnen fühlte.
»Molly?«, fragte ich überrascht, setzte mich auf und sah sie an. »Was hast du?«
»Was ich habe?« Mit jedem Wort wurde ihre Stimme höher. Sie atmete schluchzend ein. »Du liegst da und erzählst mir, dass du einer anderen versprochen bist. Und dann fragst du mich, was ich habe?«
»Die Einzige, der ich versprochen bin, bist du«, sagte ich fest.
»So einfach ist das nicht, FitzChivalric.« Ihre Augen waren weit geöffnet und sehr ernst. »Was wirst du tun, wenn der König befiehlt, dass du um ihre Hand anhalten sollst?«
»Auf hören, mich zu waschen?«, fragte ich.
Ich hatte gehofft, das würde sie zum Lachen bringen, doch stattdessen löste sie sich von mir und sah mich unsäglich traurig an. »Wir haben keine Chance. Für uns gibt es keine Hoffnung.«
Wie um ihre Worte zu unterstreichen, verdunkelte sich plötzlich der Himmel, und Windböen als Vorboten eines Sturms peitschten über die Wellen. Molly sprang auf, bückte sich nach ihrem Umhang und schüttelte ihn aus. »Ich werde nass bis auf die Haut. Oh, und ich hätte schon vor Stunden zurück sein müssen.« Es hörte sich an, als wären das ihre einzigen Sorgen.
»Molly, sie müssten mich töten, um mich von dir zu trennen«, wollte ich sie beruhigen.
Sie suchte ihre Einkäufe zusammen. »Fitz, du redest wie ein Kind«, sagte sie nüchtern. »Wie ein dummes, uneinsichtiges Kind.« Die ersten Tropfen waren zu spüren, dahinter zog der Regen heran wie eine Wand. Ich war sprach los. Sie hätte nichts Schlimmeres zu mir sagen können.
Ich hob die rote Decke auf und legte sie zusammen. Molly versuchte, ihren Umhang zu bändigen, der sich im Wind bauschte. »Es ist besser, wenn wir getrennt zurückgehen«, meinte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuss seitlich auf das Kinn. Ich konnte mich nicht entscheiden, auf wen ich wütender war: auf König Listenreich als Urheber dieses Schlamassels, oder auf Molly, weil sie sich davon beeindrucken ließ. Deshalb blieb ich stur und wandte ihr nicht den Kopf zu, um ihren Kuss zu erwidern. Sie sagte nichts dazu, sondern eilte davon, kletterte die Fels rinne hinauf und verschwand aus meinem Blickfeld.
Der Nachmittag hatte seinen Glanz verloren. Was so perfekt gewesen war wie eine glänzende Muschel, lag nun in Scherben zersplittert vor meinen Füßen. Niedergeschlagen wanderte ich durch Wind und Regen nach Hause. Ich hatte mein Haar nicht wie der zurückgebunden, weshalb es mir strähnig im Gesicht klebte. Die rote, neue und nun nasse Decke stank, wie nur Wolle stinken kann, und blutete ihre Farbe über meine Hände. Ich ging hinauf in mein Zimmer, um mich abzutrocknen und umzukleiden, dann amüsierte ich mich damit, ein besonders interessantes Gift für Wallace zu komponieren. Eins, das ihm, noch bevor er da ran umkam, die Eingeweide zerreißen würde. Als das fein gemahlene Pulver gemischt und in ein Papiertütchen abgefüllt war, legte ich es vor mir auf den Tisch und schaute es an. Mir war fast danach, es selbst zu nehmen, aber schließlich griff ich zu Nadel und Faden, um in meine Hemdmanschette eine kleine Tasche zu nähen, worin ich es aufbewahren konnte. Ich fragte mich, ob ich je Gebrauch davon machen würde. Dass ich mir diese Frage stellte, gab mir mehr denn je das Gefühl, ein Feigling zu sein.
Ich ging zum Abendessen nicht nach unten. Ich ging auch nicht hinauf zu Molly. Ich öffnete die Fensterläden und ließ vom Sturm den Regen hereinwehen. Ich ließ das Kaminfeuer ausgehen und zündete keine Kerzen an. All das passte zu meiner Stimmung. Als Chade mir seine Tür öffnete, blieb ich trotzdem am Fußende meines Bettes sitzen und starrte in das Unwetter hinaus.
Nach einiger Zeit hörte ich zögernde Schritte die Treppe hinunterkommen. Chade erschien in meinem dunklen Zimmer wie ein Geist. Er starrte mich an, dann ging er zum Fenster und schloss mit einem lauten Knall die Läden. Während er den Riegel vorlegte, fragte er mich zornig: »Hast du eine Ahnung, was in meinem Zimmer oben für ein Durchzug herrscht?« Als ich keine Antwort gab, hob er den Kopf und schnüffelte wie ein Wolf. »Hast du hier mit Pestkraut gearbeitet?«, fragte er plötzlich und stellte sich vor mich hin. »Fitz, du hast doch keine Dummheit gemacht, oder?«
»Dummheit? Ich?« Mein Lachen klang wie abgewürgt.
Chade bückte sich und schaute mir ins Gesicht. »Komm mit nach oben«, sagte er in beinahe väterlichem Ton. Er
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