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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und her, während er darauf wartet, dass ich zu Ende komme, damit er lächeln, mir zunicken und mich dann wieder einmal gnädig entlassen kann.« Bei den letzten Worten wurde ihre Stimme rauer, worauf sie mir den Rücken zu wandte und wieder über das Meer schaute, was sie so unerreichbar erscheinen ließ wie Veritas, wenn er von der Gabe Gebrauch machte.
    Sie weint?
    Das wunderte ihn? Es gelang mir nicht, meinen Unmut über seinen Mangel an Einfühlungsvermögen vor ihm zu verbergen.
    Bring sie zu mir. Auf der Stelle!
    »Hoheit?«
    »Einen Moment.« Ich sah sie die Hand heben und wusste, sie wischte sich die Tränen von den Wangen.
    »Kettricken?« Seit Monaten hatte ich diese vertrauliche Anrede nicht mehr benutzt. »Lasst uns mit dieser Sache zu ihm gehen. Sofort. Ich werde Euch begleiten.«
    Sie schaute mich nicht an. »Du hältst meine Überlegungen nicht für dummes Zeug?«
    Du hast dir vorgenommen, nicht mehr zu lügen, ermahnte ich mich selbst: »Ich glaube, wie die Dinge liegen, müssen wir in jeder möglichen Richtung nach Hilfe suchen.« Tatsächlich glaubte ich an meine eigenen Worte. Hatten nicht sowohl Chade als auch der Narr bereits mehr oder weniger deutlich in diese Richtung argumentiert? Vielleicht waren ja nur Veritas und ich diejenigen, die das Naheliegende nicht sehen wollten.
    Sie holte tief Atem. »Nun gut. Aber - du musst vor meinen Gemächern auf mich warten. Ich habe Schriften, die ich ihm zeigen will. Es wird nur einen Moment dauern.« An Philia gewandt, sagte sie: »Lady Philia, darf ich Euch bitten, auch diese Pflanzen zu übernehmen? Ich habe jetzt etwas anderes zu tun.«
    »Selbstverständlich, Hoheit. Sehr gerne.«
    Wir verließen die Dachterrasse, und ich folgte ihr zu ihren Gemächern, wo ich allerdings länger als nur einen Moment warten musste. Als sie herauskam, wurde sie von der kleinen Rosemarie begleitet, die darauf bestand, ihr die Schriftrollen zu tragen. Kettricken hatte sich die Erde von den Händen gewaschen, die Kleider gewechselt und Parfum aufgetragen. Außerdem hatte sie ihr Haar frisiert und den Schmuck angelegt, den Veritas ihr seinerzeit als Morgengabe hatte überreichen lassen. Sie lächelte unsicher, als ich sie anschaute. »Hoheit, mir fehlen die Worte«, sagte ich.
    »Du bist ein ebenso unverfrorener Schmeichler wie Edel«, rief sie aus und ging schnell vor mir den Flur hinunter, doch ich hatte noch gesehen, wie eine warme Röte in ihre Wangen stieg.
    So viel Aufwand, nur um mich aufzusuchen und mit mir zu sprechen?
    So viel Aufwand, um - Euch zu gefallen. Wie konnte ein Mann, der so beschlagen darin war, andere Männer zu verstehen, so wenig Ahnung von Frauen haben.
    Vielleicht hat er nie sonderlich viel Zeit gehabt, etwas über sie zu lernen.
    Ich schob einen Riegel vor meine Gedanken und beeilte mich, die Königin einzuholen. Als wir vor Veritas’ Arbeitszimmer anlangten, kam gerade Charim heraus, der mit einem Armvoll Schmutzwäsche beladen war. Ich wunderte mich da rüber, bis wir ein gelassen wurden und mir dann sofort ein Licht aufging. Veritas trug ein hellblaues Hemd aus weichem Leinenstoff, und in der Luft hing der Duft von Lavendel und Zeder, wie er aus Kleidertruhen aufstieg. Seine Haare und der Bart waren eben erst gekämmt worden, und ich wusste dabei genau, dass es auf seinem Haupt und um sein Kinn nie länger als ein paar Minuten derart gesittet zuging. Als Kettricken voller Befangenheit näher trat, um ihren Gemahl mit einem Knicks zu begrüßen, sah ich Veritas zum ersten Mal seit Monaten mit offenen Augen an. Der Sommer im Dienst der Gabe hatte wie schon im letzten Jahr seine Spuren an ihm hinterlassen. Das feine Hemd bauschte sich um seine Schultern, und in sein Haar mischte sich nun ebenso viel Grau wie Schwarz. Es gab auch Falten in seinem Gesicht, um Augen und Mund, die mir früher nicht aufgefallen waren.
    Sehe ich wirklich so armselig aus?
    Nicht für sie.
    Als Veritas ihre Hand nahm und sie neben sich auf eine Bank nahe beim Feuer zog, sah sie ihn mit einer Begierde an, die nicht weniger groß war als sein Verlangen nach der Gabe. Ihr Blick ließ ihn nicht los, und ich wandte mich ab. Vielleicht hatte Veritas Recht mit seiner Ansicht, dass mit der Gabe eine ganz besondere Gefühlsempfindlichkeit einherging. So drangen Kettrickens Gefühle so ungemildert auf mich ein wie der Blutrausch meiner Rudergefährten in der Schlacht.
    Ich spürte das plötzliche Erstaunen von Veritas, wonach er sogleich begriff. Schirme dich ab, befahl er, und

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