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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Listenreich. Um mich seinen Wünschen gefügig zu machen«, warf ich Chade vor.
    Er nahm die Hände von meinen Schultern. Ich hörte, wie er sich entfernte und wie er Wein in einen Becher goss. Er ging mit dem Becher zu seinem Lehnstuhl vor dem Kamin und setzte sich.
    »Es tut mir leid.«
    Er sah mich an. »Eines Tages, FitzChivalric, werden diese Worte nicht genügen. Manchmal ist es leichter, einem Mann den Dolch aus der Brust zu ziehen, als von ihm zu verlangen, dass er die Worte vergisst, die du ein mal zu ihm gesagt hast. Selbst wenn sie im Zorn gesprochen wurden.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte ich.
    »Mir auch«, sagte er schroff.
    Nach einer Weile fragte ich kleinlaut: »Weswegen wolltest du heute Abend mit mir sprechen?«
    Er seufzte. »Entfremdete. Südwestlich von Bocksburg.«
    Mir wurde schlecht. »Ich dachte, davon würde ich in Zukunft verschont bleiben«, erwiderte ich dumpf. »Als Veritas mich auf ein Schiff abordnete, sagte er, vielleicht …«
    »Der Befehl kommt nicht von Veritas. Listenreich erhielt den Bericht und wünscht, dass etwas unternommen wird. Veritas ist bereits - zu sehr beansprucht. Wir möchten ihn nicht noch zusätzlich belasten.«
    Ich stützte wieder den Kopf in die Hände. »Gibt es keinen anderen, der das übernehmen kann?«
    »Nur du und ich sind dafür ausgebildet.«
    »Dich habe ich damit nicht gemeint«, erklärte ich müde. »Ich würde dir eine solche Arbeit nicht mehr zumuten.«
    »Ach, wirklich nicht?« Was ich gesagt hatte, schien erneut seinen Zorn geweckt zu haben. »Du grüner Bengel. Was glaubst du eigentlich, wer die Entfremdeten den ganzen Sommer über von Bocksburg ferngehalten hat, während du mit der Rurisk auf dem Meer herumgerudert bist? Hast du geglaubt, nur weil es dir gelungen ist, dich vor einer unangenehmen Arbeit zu drücken, braucht sie nicht mehr getan zu werden?«
    Das war die Krönung eines schwarzen Tages, ich fühlte mich wie am Boden zerstört. »Chade, es tut mir leid.«
    »Tut es dir leid, dich gedrückt zu haben? Oder dass du geglaubt hast, ich säße hier untätig auf dem Altenteil?«
    »Beides. Alles zusammen. Chade, bitte, wenn noch ein Mensch, an dem mir liegt, zornig auf mich wird, ist es mehr, als ich ertragen kann.« Ich hob den Kopf und sah ihn an, bis er gezwungen war, meinen Blick zu erwidern.
    Er kratzte seinen Bart. »Es ist für uns beide ein langer Sommer gewesen. Bitten wir El, dass er Stürme sendet, um die Roten Schiffe vom Angesicht der Welt zu fegen.«
    Eine Zeitlang verharrten wir gemeinsam in Schweigen.
    »Manchmal«, meinte Chade endlich, »wäre es um vieles leichter, für seinen König zu sterben, als das Leben für ihn zu geben.«
    Ich neigte zustimmend den Kopf. Den Rest der Nacht brachten wir damit zu, die Gifte vorzubereiten, die ich brauchen würde, um wieder hinauszugehen und im Auftrag meines Königs zu morden.

KAPITEL 18
DIE URALTEN
    D er Herbst des dritten Jahres des Krieges mit den Roten Korsaren war eine bittere Zeit für den Kronprinzen Veritas. Die Kriegsschiffe waren seine große Hoffnung gewesen. Er hatte geglaubt, er konnte unsere Küste von Piraten säubern und - getragen von diesen Erfolgen - im Winter dem Feind an dessen heimatlichen Gestaden Gleiches mit Gleichen vergelten. Trotz erster Siege gelang es jedoch nicht, die Piraten während des Sommers entscheidend in die Schranken zu weisen. Zu Winteranfang gebot er über eine Flotte von fünf Schiffen, von denen zwei kürzlich schwer beschädigt worden waren. Weiterhin seetüchtig war das gekaperte Schiff der Roten Korsaren, das unter neuer Flagge und mit neuer Mannschaft zu Patrouillenfahrten eingesetzt wurde oder als Geleitschutz für Handelsschiffe. Als endlich die Zeit der Herbststürme begann, bekundete nur einer der Kapitäne genügend Vertrauen in seine Mannschaft und die Tüchtigkeit seines Schiffs, um sich zu einer Raubfahrt an den Küsten der Äußeren Inseln bereitzuerklären. Die anderen Kapitäne sprachen sich dafür aus zu warten, um diesen Winter Mensch und Material an unserer eigenen rauen Küste zu erproben und im Sommer taktische Manöver zu üben, bevor man sich an ein derart ehrgeiziges Unternehmen wagte.
    Veritas wollte nicht befehlen und Männer gegen ihren Willen in die Gefahr schicken, doch er machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung und nahm die Ausstattung der Revenge, wie man das einzige freiwillige Schiff umgetauft hatte, zum Anlass, sie deutlich werden zu lassen. Es wurde an nichts gespart. Die vom Kapitän

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