Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
hinunter in die Küche, um zu frühstücken. Dann zog er sich in seine Kammer zurück und fing an zu trinken. Nachdem ich gekommen war und ihm geholfen hatte, die Wunde zu versorgen, trank er weiter, bis er schlafen konnte. Abends erwachte er dann wieder gerade rechtzeitig, um etwas zu essen und sich dann zur nächsten Nachtwache vor Kettrickens Tür einzufinden. Um die Ställe kümmerte er sich nicht mehr. Er hatte sie Flink überlassen, der mit einer Miene umherging, als wäre diese Arbeit eine unverdiente Strafe.
    Mehr oder weniger regelmäßig und jeden zweiten Tag schickte Philia Molly hinauf, um seine Kammer aufzuräumen. Ich wusste von diesen Besuchen nur, dass sie statt fanden und dass Burrich überraschenderweise keine Einwände dagegen erhob. Meine Gefühle waren gemischt. Auch wenn Burrich betrunken war, trat er einer Frau niemals zu nahe, aber die Reihe der leeren Schnapsflaschen musste Molly an ihren Vater erinnern. Trotzdem, mir lag daran, dass sie sich gegenseitig besser kennenlernten. Eines Tages erzählte ich Burrich, Molly wäre meinetwegen bedroht worden.
    »Deinetwegen?«, fragte er scharf.
    »Es hat sich nicht geheim halten lassen, dass sie mir etwas bedeutet«, versuchte ich ihm behutsam zu erklären.
    »Ein Mann hält seine Schwierigkeiten fern von der Frau, die er liebt«, belehrte er mich streng.
    Darauf wusste ich nichts zu antworten. Ich erzählte ihm das wenige, an das Molly sich hatte erinnern können, aber auch er wusste damit nichts anzufangen. Eine Zeitlang hatte er ins Leere gestarrt, dann sein Glas gehoben und ausgetrunken. Er sprach bedächtig. »Ich werde ihr sagen, dass du dir Sorgen um sie machst. Ich werde ihr sagen, wenn sie sich bedroht fühlt, muss sie zu mir kommen. Ich bin in einer besseren Position, um damit fertigzuwerden.« Er schaute mich an. »Ich werde ihr sagen, dass es klug von dir ist, dich von ihr um ihretwillen fernzuhalten.« Während er sich abwandte, um sein Glas erneut zu füllen, fügte er scheinbar beiläufig hinzu: »Philia hatte Recht. Und sie tat gut daran, sie zu mir zu schicken.«
    Ich wurde blass, als mir die volle Bedeutung der Worte aufging. Ausnahmsweise war ich schlau genug zu wissen, wann es besser war, den Mund zu halten. Er trank aus, dann schaute er auf die Flasche. Er schob sie langsam über die Tischplatte zu mir hin. »Bist du so gut und stellst sie für mich aufs Regal zurück?«, fragte er.
     
    Auch weiterhin wurden Tiere und Wintervorräte aus Bocksburg weggeschafft. Manches wurde um billiges Geld an die Inlandprovinzen verschleudert. Die allerbesten Jagd- und Reitpferde wurden den Bocksfluss hinauf in der Nähe von Turlake verschifft. Edel behauptete, es läge ihm am Herzen, unser wertvollstes Zuchtmaterial vor dem Zugriff der Piraten in Sicherheit zu bringen. In Burgstadt jedoch wurde gemunkelt, erzählte mir Flink, wenn der König nicht imstande wäre, seine eigene Burg zu halten, welche Hoffnung gäbe es dann für sie? Als eine Schiffsladung kostbarer alter Tapisserien und Möbel ebenfalls den Fluss hinaufging, hieß es, bald würden die Weitseher ohne Not Bocksburg ganz verlassen, ohne auch nur einen Angriff abgewartet zu haben. Ich hatte den unbehaglichen Verdacht, dass es sich genauso verhielt.
    Da ich die Burg nicht verlassen durfte, erfuhr ich nur wenig von dem, was die einfachen Leute redeten. Wenn ich die Wachstube betrat, wurde ich nur mit Schweigen begrüßt. Mein ›Hausarrest‹ hatte Klatsch und Spekulationen ausgelöst. Der Vorfall mit dem kleinen Mädchen, das ich nicht vor den Entfremdeten hatte retten können, wurde aus der Erinnerung hervorgekramt und ausgeschmückt. Nur wenige der Soldaten redeten mit mir über anderes als über das Wetter oder dergleichen Belanglosigkeiten. Zwar machten sie mich nicht ganz zum Ausgestoßenen, aber ich war nicht länger Teil der ungezwungenen Gespräche und hitzigen Wortwechsel, die gewöhnlich die Wachstube erfüllten. Mit mir zu sprechen, das konnte unerquickliche Folgen haben, und ich wollte nicht Männer und Frauen ins Unglück reißen, die ich ein mal als meine Freunde betrachtet hatte.
    In den Stallungen war ich nach wie vor willkommen, aber auch dort achtete ich darauf, nicht zu lange oder zu oft mit einer bestimmten Person zu reden und den Anschein zu erwecken, dass ich eins der Tiere bevorzugte. Die Stallhelfer waren in diesen Tagen ein mürrischer Haufen. Es gab nicht genug Arbeit, um sie ausreichend zu beschäftigen, also kam es häufig zu Streit und Raufereien. Die

Weitere Kostenlose Bücher