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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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unwiederbringlich dahin, dem Schimmel und den Würmern zum Opfer gefallen.
     
     
    Das einzige Fenster in meinem Gemach bot einen Blick auf das Meer hinaus. Im Winter hielt ein hölzerner Fensterladen die Unbilden des Wetters ab, und ein darübergehängter Wandteppich verlieh dem Zimmer einen Anschein von Behaglichkeit. So erwachte ich immer in tiefer Finsternis und brauchte eine Weile, um mich zu besinnen. Nach und nach drangen die Geräusche erwachenden Lebens zu mir herein - frühmorgendliche Geschäftigkeit. Ich war zu Hause, in Bocksburg und - »Molly!«, sprach ich laut in das dunkle Zimmer hinein. Noch immer fühlte ich mich zerschlagen, doch auch von neuem Unternehmungsgeist erfüllt. Ich stieg aus dem Bett, tappte durch die Kälte zu dem lange nicht benutzten Kamin und brachte ein kleines Feuer in Gang. Der Holzvorrat musste aufgestockt werden. Im lodernden Flammenschein suchte ich frische Kleider aus der Truhe am Fußende des Bettes, aber nichts passte. Die lange Bettlägerigkeit hatte mir an Fleisch und Knochen gezehrt, doch irgendwie war ich trotz allem ein Stück gewachsen, was sich Besonders an meinen Armen und Beinen bemerkbar machte. Notgedrungen griff ich nach dem Hemd von gestern, aber die Nacht in einem sauberen Bett hatte meine Nase geschärft, und der ranzige Geruch des lange getragenen Kleidungsstücks wie auch der restlichen Reisekleidung widerte mich an. Ich grub noch einmal in dem Kleiderhaufen und förderte diesmal ein weiches braunes Hemd zutage, dessen Ärmel mir früher zu lang gewesen waren. Jetzt saß es wie angegossen. Prinzessin Philia oder Mistress Hurtig, sollte ich ihnen über den Weg laufen, würden sich resolut der Kleiderfrage annehmen, doch ich hoffte, dass dies nicht vor dem Frühstück und einem Ausflug nach Burgstadt geschehen würde. Es gab eine Menge Orte, an denen ich möglicherweise etwas über Molly erfahren konnte.
    Noch schliefen die meisten Bewohner der Burg. Ich frühstückte wie früher in der Küche und stellte wieder einmal fest, dass dort das Brot am frischesten und die Hafergrütze köstlich süß war. Die Köchin schlug bei meinem Anblick die Hände über dem Kopf zusammen: »Nein, wie du gewachsen bist!«, und im selben Atemzug: »Nein, was bist du mager und blass!« Ich war Sicher, diese und ähnliche Kommentare würde ich im Laufe des Tages bis zum Überdruss zu hören bekommen. Die zu nehmende Betriebsamkeit in der Küche schlug mich bald in die Flucht. In der Hand ein dickes Butterbrot mit Hagebuttenmarmelade, machte ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer, um mir einen Winterumhang zu holen.
    Je mehr Räume ich durchwanderte, desto augenfälliger wurden die Hinweise auf Kettrickens Einfluss. Eine Art Gobelin, der aus verschiedenfarbigen Gräsern gewebt war und eine Berglandschaft darstellte, diente als Wandschmuck in der kleinen Halle. Zu dieser Jahreszeit gab es zwar keine Blumen, doch hier und da entdeckte ich bauchige Tontöpfe voller Kieselsteine als Behälter für Gestecke aus kahlen, aber anmutigen Zweigen oder getrockneten Disteln und Rohrkolben. Die Veränderungen waren eher gering, doch ganz und gar unübersehbar.
    Unversehens fand ich mich in einem älteren Teil der Burg wieder und stieg die kaum benutzte Treppe zu Veritas’ Turmgemach hinauf. Hinter den hohen Fenstern hielt Veritas im Sommer Ausschau nach feindlichen Schiffen, und von dort wirkte er die Zauber, die die Roten Korsaren von unseren Küsten fernhielten oder uns wenigstens vor ihrem Kommen warnten. In diesen Zeiten war dies aber eine ungenügende Verteidigung. Er hätte einen Zirkel von in der Gabe geschulten Helfern zur Seite haben müssen, die ihn unterstützten. Ich selbst, trotz meines Blutes als königlicher Bastard, hatte nie gelernt, meine unzuverlässigen Kräfte willkürlich einzusetzen. Galen, unser Gabenmeister, war ums Leben gekommen, bevor er Gelegenheit gehabt hatte, mehr als eine Handvoll Kundiger auszubilden. Es gab keinen Nachfolger für ihn, und zwischen den Angehörigen des von ihm geschaffenen exklusiven Zirkels und Veritas existierte nicht das enge Band für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Deshalb stand Veritas mit seiner Gabe allein vor dem Feind und versuchte das Menschenunmögliche. Ich beobachtete mit Sorge den Raubbau an seinen Kräften und fürchtete, er könnte eines Tages der unheilvollen Sucht all jener verfallen, die zu häufig von der Gabe Gebrauch machen.
    Völlig außer Atem und mit schmerzenden Beinen erklomm ich die letzten Stufen der

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