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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einen Vorschlag?«
    »Euer Dank wäre alles, was er annehmen würde. Dass Ihr glauben könntet, er brauche mehr, käme für ihn eher einer Beleidigung gleich. Ich persönlich finde, kein Geschenk wiegt auf, was er getan hat. Eine gute Lösung wäre, ihm zu gestatten, sich von den zweijährigen Fohlen das Beste herauszusuchen, denn sein Pferd wird alt. Eine solche Geste würde er verstehen.« Ich überdachte den Vorschlag noch einmal. »Ja. Das solltet Ihr tun.«
    »Sollte ich?«, fragte Veritas trocken, aber mit einer unüberhörbaren Schärfe.
    Erschrocken wurde ich mir meiner Kühnheit bewusst. »Ich habe mich vergessen, mein Prinz«, sagte ich kleinlaut.
    Ein Lächeln trat auf seine Lippen, und er schlug mir gutmütig mit der Hand auf die Schulter. »Nun, ich habe dich gefragt, oder nicht? Einen Moment lang dachte ich, es wäre Bruderherz Chivalric, der mir vorschreibt, wie ich meine Männer behandeln soll, statt meines halbwüchsigen Neffen. Die Reise nach Jhaampe hat dich verändert, Junge. Nun lass uns aber gehen. Meine Worte über ein warmes Plätzchen und etwas zur Stärkung waren keine leeren Versprechungen. Später wird Kettricken dich begrüßen wollen. Und außerdem wartet Philia auf dich, könnte ich mir denken.«
    Mir sank der Mut, angesichts der Pflichten, die er vor mir aufhäufte, während es mich mit allen Fasern nach Burgstadt zog. Aber dies war mein Kronprinz. Ich beugte mich seinem Willen.
    Auf dem Weg die Treppe hinunter sprachen wir über allerlei Belanglosigkeiten. Er meinte, ich sollte mich von Mistress Hurtig neu einkleiden lassen, ich fragte nebenbei nach Leon, dem Wolfshund. Im Flur hielt er einen Pagen an und trug ihm auf, Wein und Pasteten in sein Arbeitszimmer zu bringen. Wie sich herausstellte, meinte er damit nicht eines seiner Gemächer, sondern einen Raum im Erdgeschoss, der mir gleichzeitig fremd und vertraut anmutete. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte Fedwren, der Schreiber, ihn benutzt, um Kräuter und Muscheln und Wurzeln für seine Tinten zu ordnen und zu trocknen. Davon war nichts mehr zu sehen. In dem kleinen Kamin brannte ein Feuer, das Veritas schürte, während ich mich umschaute. Die Einrichtung bestand aus einem großen, geschnitzten Eichentisch mit zwei unterschiedlichen Stühlen, einem Gestell für Schriftrollen sowie einem zerschrammten Regal mit allerlei Krimskrams. Auf dem Tisch ausgebreitet, mit einem Dolch und drei Steinen beschwert, lag eine angefangene Karte der Chalced-Staaten. Lose Pergamentfetzen waren mit Veritas’ Handschrift bedeckt oder mit ersten Skizzen und hingekritzelten Anmerkungen. Das auf den zwei kleineren Tischen und etlichen Hockern sich türmende Sammelsurium kam mir bekannt vor, und bei genauerem Hinsehen erkannte ich darin diejenigen von Veritas’ Besitztümern, die früher in seinem Schlafgemach verstreut gewesen waren. Veritas erhob sich und lächelte reuevoll, als er meine hochgezogenen Augenbrauen bemerkte. »Meine Kronprinzessin duldet keine Unordnung. ›Wie‹, fragte sie mich, ›kannst du hoffen, inmitten dieses Durcheinanders gerade Linien zu ziehen?‹ In ihrem eigenen Zimmer herrscht die strikte Präzision eines Militärlagers. Deshalb verstecke ich mich hier unten, denn ich habe schnell herausgefunden, dass ich in einer aufgeräumten Umgebung nichts zustande bringe. Außerdem ist es ein guter Ort für ruhige Gespräche, da mich hier nicht jeder sucht.« Er hatte kaum ausgesprochen, als die Tür aufging und Charim mit einem Tablett hereinkam. Ich begrüßte Veritas’ Leibdiener mit einem Kopfnicken. Er schien über meinen Anblick nicht nur keineswegs erstaunt zu sein, sondern hatte Veritas’ Bestellung sogar um eine bestimmte Sorte Früchtebrot ergänzt, das ich besonders gerne aß. Er hielt sich nicht lange auf, räumte einen Stapel Bücher und Schriftrollen von einem Stuhl, den er zu mir hinschob, und ging wieder. Veritas war so an ihn gewöhnt, dass er kaum Notiz von ihm nahm, bis auf das kurze Lächeln, das sie tauschten, bevor Charim das Zimmer verließ.
    »Also«, sagte er, sobald die Tür sich geschlossen hatte, »nun möchte ich ins Bild gesetzt werden, und zwar von Anfang an.« Von Chade war ich dazu geschult worden, ebenso Spion wie Meuchelmörder zu sein, und von klein auf hatte Burrich erwartet, dass ich ihm genauestens wiedergeben konnte, was während seiner Abwesenheit in den Stallungen vorging. Über unserer Vesper berichtete ich Veritas alles, was ich seit dem Weggang von Bocksburg gesehen und getan hatte.

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