Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
dauerte ungewöhnlich lange, bis die Tür schließlich geöffnet wurde. Das Wohngemach glich einer Rumpelkammer. In diesem Zustand hatte selbst ich es noch nie gesehen, und Lacey bemühte sich nur noch lustlos, einen Anschein von Ordnung und Wohnlichkeit herzustellen. Erheblich mehr Dinge als sonst lagen auf dem Boden.
»Ein neues Steckenpferd?«, erkundigte ich mich mit Galgenhumor.
Lacey schaute mich verbittert an. »Sie sind heute Morgen gekommen, um meiner Herrin den Tisch wegzutragen und mir das Bett. Angeblich würde beides für Gäste gebraucht. Nun, überraschen würde es mich nicht, wenn man bedenkt, wie viele Möbel schon den Fluss hinaufgegangen sind, aber ich bezweifle sehr, dass wir auch nur eins von beiden jemals wiedersehen werden.«
»Nun, vielleicht warten Tisch und Bett auf euch, wenn ihr in Burg Fierant eintrefft«, meinte ich einfältig. Wider besseres Wissen hatte ich niemals daran gedacht, dass Edels Infamie ein solches Ausmaß annehmen könnte.
Es verstrich geraume Zeit, bis Lacey antwortete. »Dann werden sie lange warten müssen, FitzChivalric. Wir gehen nicht mit nach Burg Fierant.«
»Nein. Wir gehören zu den Unerwünschten und Überflüssigen, die hier zurückgelassen werden, zusammen mit dem Gerümpel an Möbeln, für das auch keiner mehr Verwendung hat.« Das kam von Philia, die plötzlich aus ihrem Schlafgemach auftauchte. Ihre Augen waren rot, ihre Wangen blass, und ich wusste plötzlich, dass sie sich bei meinem Klopfen versteckt hatte, um erst ihre Fassung wiederzugewinnen.
»Dann kehrt ihr wahrscheinlich nach Weidenhag zurück?« Viele Gedanken jagten durch meinen Kopf. Ich war davon ausgegangen, dass Edel den gesamten Hofstaat nach Burg Fierant verlegen wollte. Jetzt fragte ich mich, wen man noch hier zurückzulassen gedachte. Mich selbst setzte ich ganz oben auf die Liste. Burrich. Chade. Den Narren? Vielleicht gebärdete er sich aus diesem Grund neuerdings wie Edels Schoßhund. Damit man ihm gestattete, den König nach Fierant zu begleiten.
Merkwürdig, dass mir nie der Gedanke gekommen war, dass der König und Kettricken nicht nur aus Chades Reichweite entfernt werden sollten, sondern auch aus meiner. Edel hatte seinen Befehl erneuert, dass ich Bocksburg nicht verlassen durfte. Ich hatte Kettricken nicht in eine unangenehme Lage bringen wollen, indem ich sie bat, ihn aufzuheben. Schließlich hatte ich Chade versprochen, keinen Ärger mehr zu provozieren.
»Ich kann nicht nach Weidenhag zurück. August ist jetzt dort der Herr, des Königs Neffe. Er, der vor seinem Unfall Junktor des Zirkels war. Er hegt keinerlei Sympathie für mich, und ich habe nicht das Recht zu verlangen, dass er mich dort wohnen lässt. Nein. Wir bleiben hier und machen das Beste daraus.«
Ich suchte fieberhaft nach etwas Trost für sie. »Ich habe noch mein Bett. Burrich wird mir helfen, es herzubringen. Für Lacey.«
Lacey schüttelte den Kopf. »Ich habe mir eine Pritsche zurechtgemacht, und das genügt mir. Behalte dein Bett. Es dir wegzunehmen, wagen sie vielleicht nicht. Wenn es hier unten bei mir stünde, würden sie morgen kommen, um es zu holen.«
»Sagt König Listenreich gar nichts zu den Vorgängen in letzter Zeit?«, fragte Philia mich traurig.
»Ich weiß es nicht. Wer zu ihm will, wird an der Tür ab gewiesen. Edel meinte, er sei zu krank, um Besuch zu empfangen.«
»Ich dachte, dass er vielleicht nur mich nicht sehen wollte. Der arme Mann. Zwei Söhne zu verlieren und sein Königreich in solcher Bedrängnis sehen zu müssen. Sag mir, wie geht es Königin Kettricken? Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, sie zu besuchen.«
»Es ging ihr gut, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Sie war natürlich in Trauer um ihren Gemahl, aber …«
»Dann hat sie bei dem Sturz keinen Schaden genommen? Ich fürchtete, sie könnte eine Fehlgeburt erleiden.« Philia wandte sich zur Seite und richtete den Blick auf eine Wand, an der ein heller Fleck das Fehlen eines vertrauten Gobelins verriet. »Um die Wahrheit zu sagen, ich war zu feige, selbst zu ihr zu gehen. Ich weiß, was es heißt, ein Kind zu verlieren, bevor man es in den Armen halten durfte.«
»Ihr Sturz?«, fragte ich blöde.
»Hast du nichts davon gehört? Auf dieser schrecklichen Treppe, die zum Garten hinaufführt. Es hieß, einige Statuen wären weggeholt worden, und sie ist hinaufgestiegen, um sich davon zu überzeugen. Auf dem Weg nach unten ist sie ausgerutscht und gefallen. Mit dem Rücken auf die harten Kanten der
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